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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weggegeben?«
    »Verkauft, Thor«, verbesserte ihn Urd, allerdings in einem Ton, als spreche sie über irgendeine Belanglosigkeit, die es im Grunde nicht wert war, überhaupt erwähnt zu werden. »Sprich es ruhig aus. An diesem Wort ist nichts Schlimmes.«
    Was das anging, war Thor etwas anderer Meinung, behielt sie im Moment aber für sich. Welches Recht hatte er, über Menschen zu urteilen, von deren Leben, Religion und Beweggründen er nicht das Geringste wusste?
    Anscheinend deutete Urd sein Schweigen richtig, denn sie schüttelte nur noch einmal den Kopf und wiederholte: »Sie hatten keine Wahl, Thor. Oder allenfalls die, eines ihrer Kinder wegzugeben und dafür die Chancen für die anderen zu verbessern, am Leben zu bleiben.«
    »Waren deine Eltern so arm?«
    »Das waren sie nicht«, antwortete sie. »Aber dort, wo ich geboren bin, bedeutet nicht arm zu sein nur, sich vielleicht nicht jeden Abend fragen zu müssen, ob man wohl auch am nächsten Tag genug zu essen für sich und seine Familie findet. Das Jahr, in dem die Lichtbringerin kam, war besonders schlimm.«
    »Was zweifellos der Grund war, aus dem sie gerade in diesem Jahr gekommen ist«, vermutete Thor.
    Urd ging nicht darauf ein. »In diesem Jahr sind auf allen Höfen Menschen verhungert oder an einer harmlosen Krankheitgestorben, weil ihre Körper zu geschwächt waren, um mit einem Schnupfen fertigzuwerden … außer auf dem Hof meiner Eltern.«
    »Um den Preis eines Kindes.«
    »Das anderenfalls vielleicht sowieso gestorben wäre«, erwiderte Urd. »Vielleicht nicht ich, sondern eines meiner Geschwister oder auch mehrere … und so hoch war der Preis nicht. Vielleicht habe ich sogar das bessere Geschäft gemacht.«
    Sie sah ihn Zustimmung heischend an. Als er nicht darauf einging, fuhr sie mit einem beinahe trotzig wirkenden Schulterzucken fort: »Ich hätte Bäuerin wie meine Mutter werden können, und wahrscheinlich wäre ich bei der Geburt meines achten oder auch zehnten Kindes gestorben. Oder ich hätte Glück gehabt und einen reichen Bauern geheiratet, der dreimal so alt wäre wie ich und dem ich zweimal die Woche hätte zu Willen sein dürfen … oder so lange, bis mir eine sichere Methode eingefallen wäre, zum ihn zu vergiften, ohne dass ein Verdacht auf mich fiel.« Sie lachte leise. »Außerdem hätte ich dich dann nie kennengelernt.«
    Thor blieb ernst. »Aber vielleicht hättest du manches nicht tun müssen«, sagte er.
    »Und was wäre das gewesen?« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Die Lichtbringer waren nicht immer so, Thor«, sagte sie. »Im Gegenteil, den allergrößten Teil meines Lebens habe ich Dinge getan, auf die ich stolz bin und die ich jederzeit wieder genauso tun würde.«
    »Und was ist geschehen?«, wollte Thor wissen.
    Urd zögerte gerade einen Moment zu lange, um ihre angebliche Ahnungslosigkeit glaubhaft zu machen. »Ich weiß es nicht«, behauptete sie. »Vielleicht ändern sich die Dinge manchmal einfach. Vielleicht war es auch immer so, und ich habe es nur nicht gesehen … oder wollte es nicht.« Wieder sah sie ihn auf eine schwer zu deutende Art abschätzend an. »Glaubst du, dass man Teil von etwas sein kann, das grundfalsch ist, und es fast ein ganzes Leben lang nicht merkt, weil man sich seine eigene kleine Welt geschaffen hat und nicht mehr sieht, was in der anderen geschieht?«
    Thor wusste nicht wirklich, was er antworten sollte. Er wusste praktisch nichts von Urds Leben. Die wenigen Male, die er versucht hatte, dieses Thema anzusprechen, war sie ihm entweder geschickt ausgewichen oder hatte auf eine Art reagiert, die ihn zu dem Schluss gebracht hatte, dass es ihr wehtat, über diesen Abschnitt ihres Lebens zu sprechen. Tatsächlich hatte er seit ihrer Flucht aus dem Tal mehr über ihr früheres Leben erfahren als in all den Monaten zuvor, und er wusste noch nicht so recht, was er davon halten sollte.
    »Vielleicht war deine …« Er machte ein fragendes Gesicht. »Wie soll ich sie nennen? Pflegemutter?«
    »Ihr Name war Freya«, antwortete Urd.
    »Vielleicht hat es an Freya gelegen«, setzte er noch einmal an. »Wir sind immer nur das, was unsere Eltern uns lehren, nicht wahr?«
    »Sie war eine gute Frau«, bestätigte Urd. »Ich habe viel von ihr gelernt, und das meiste war gut … nicht nur, wie man Wunden heilt und die Sinne der Menschen verwirrt.«
    »Hat sie dir auch das Kämpfen beigebracht?«, fragte er.
    »Das klingt, als würde es dir nicht gefallen, dass ich imstande bin, mich meiner Haut zu

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