freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
geprügelt«, antwortete Thor.
»Was soll das Ganze?«, fragte Lif.
»Ich habe dich nicht mitgenommen, um nach unseren Verfolgern Ausschau zu halten«, antwortete Thor. »Dazu bräuchte ich dich nun wirklich nicht.«
Lifs Augen wurden noch schmaler. Thor sah ihm seine Unsicherheit an. Der Junge wusste nicht, ob er nun einfach wütend werden oder zugeben sollte, wie sehr ihn Thors Benehmen verunsicherte. »Warum dann?«, fragte er schließlich.
»Es wird Zeit, dass wir einmal miteinander reden, Lif«, antwortete Thor. »Nur wir beide. Sozusagen von Mann zu Mann.«
»Jetzt?« Lif warf einen fast hilflos wirkenden Blick in die Richtung, in der Elenia und seine Mutter davongeritten waren.
»Jetzt«, bestätigte Thor. »Wir sind auf der Flucht, Lif. Wir werden in Gefahr geraten, vielleicht schon eher und schlimmer, als du jetzt schon ahnst. Es mag sein, dass wir in eine Lage geraten, in der sich der eine auf den anderen verlassen muss. Und ich bin nicht sicher, ob ich das bei dir kann.«
Lifs Miene wurde noch trotziger. »Natürlich!«, sagte er. »Weil ich ja noch ein dummes Kind bin, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete Thor, »das bist du nicht, Lif. Aber manchmal benimmst du dich so.«
Das machte Lif nur noch zorniger, doch Thor unterbrach ihn mit einer unwilligen Geste, als er auffahren wollte.
»Solange wir im Tal waren und die Dinge ihren geregelten Gang gegangen sind, war das in Ordnung. Niemand verlangt von einem Kind, sich wie ein Junge, und von einem Jungen, sich wie ein Mann zu benehmen. Aber jetzt es ist es anders. Ich weiß nicht, ob es meine Schuld ist, die Sverigs oder Sigislinds oder einfach die Willkür des Schicksals, aber es ist nun einmal so. Ich habe deine Mutter und Elenia fortgeschickt, weil ich wissen muss, woran ich mit dir bin.«
»Und das weißt du jetzt, weil ich nicht auf diesen Baum gestiegen bin?«, fragte Lif patzig.
»Du willst ein Krieger werden«, fuhr Thor unbeeindruckt fort. »Daran ist nichts Schlimmes. Aber du sprichst mir ein wenig zu oft und zu leichtfertig vom Töten, Lif.«
»Ich?«, schnappte Lif. Sein Blick ging demonstrativ zu Mjöllnir. »Wer ist denn hier der Krieger?«
»Die Aufgabe eines Kriegers ist nicht das Töten«, antwortete Thor.«
»Ach nein?« Lif machte ein abfälliges Geräusch. Sein Blick haftete immer noch auf dem mächtigen Kriegshammer an Thors Gürtel. »Welche dann?«
»Genau das zu verhindern«, erwiderte Thor. »Ein Krieger lernt, seine Waffen zu beherrschen, um sein Leben zu verteidigen und das derer, die ihm nahestehen. Ich weiß, dass du das nicht hören willst und dass du es wahrscheinlich auch nicht verstehst, aber der ruhmreichste Kampf ist immer der, den man vermieden hat.«
Für einen winzigen Moment machte sich Unsicherheit in Lifs Augen breit, dann aber funkelten sie nur noch trotziger, und er schüttelte so heftig den Kopf, dass ihm die Kapuze herunterrutschte. »Jetzt klingst du wie ein Feigling«, antwortete er, während er sie hastig wieder nach vorne schlug. »So reden die, die wissen, dass sie einen Kampf nicht gewinnen können.«
»Du wolltest also, dass ich Sverig, Bjorn und die anderen töte?«, fuhr Thor fort. »Aber Bjorn ist unser Freund.«
»Das dachte ich auch«, erwiderte Lif. »Bis Sverig und er in unser Haus gekommen sind!«
»Haben sie euch wehgetan?«, wollte Thor wissen.
»Das hätte mich nicht gestört.« Es war eine Lüge, das wussten sie beide, aber Thor forderte ihn nur mit einem Nicken auf, weiterzusprechen. »Aber sie haben Elenia erschreckt. Sie haben ihr Angst gemacht.«
»Und dir auch.«
»Ich habe vor gar nichts Angst!«, behauptete Lif.
»Dann bist du ein Dummkopf«, sagte Thor. »Wenn du wirklich ein Krieger werden willst, dann ist das die erste Lektion, die du lernen solltest: Ein Krieger, der vor nichts Angst hat, ist nichts weiter als ein Narr. Und er wird mit Sicherheit nicht alt genug, um diesen Fehler einzusehen.«
»Habe ich schon gesagt, dass du dich wie ein Feigling anhörst?«, fragte Lif herausfordernd.
»Du an meiner Stelle hättest sie also getötet?«, fragte Thor ruhig. »Bjorn, Sverig und ihre Begleiter? Warum?«
»Sie haben uns gesehen!«, antwortete Lif. Heftig mit beiden Händen gestikulierend, deutete er in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Sie wissen, dass wir geflohen sind, und auch, in welche Richtung!«
»Und du glaubst, wenn ich sie alle erschlagen hätte, dann hätten die anderen das nicht gewusst?«, fragte Thor. »Was, glaubst du, wäre schlimmer,
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