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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zerfetzten, blutigen Verband an seiner rechten Hand betrachtete.
    »Setz dich ans Feuer«, sagte sie. »Ich hole etwas, um deine Hand zu versorgen.«
    Thor war viel zu müde, um zu widersprechen. Wortlos gehorchte er, und Urd begann ebenso wortlos in ihren Satteltaschen zu kramen.
    Noch vor einer Minute war er nahe daran gewesen, Urd wegen des viel zu großen Feuers zurechtzuweisen, das sie entfacht hatte. Jetzt genoss er seine Wärme und den flackernden gelben Schein, der in einer Welt aus immerwährendem Zwielicht wenigstens die Illusion von Helligkeit schuf.
    Er hatte sich kaum gesetzt, da begann sich Müdigkeit wie eine mit Blei beschwerte Decke über ihn zu senken, und er musste nicht nur darum kämpfen, die Augen offen zu halten, sondern auch darauf achten, dass er nicht nach vorne sank und sich verbrannte. Wie aus einem weit entfernten Raum hörte er, wie Lif die beiden Pferde zu den anderen Tieren führte und Elenia neben ihm Platz nahm. Alles wurde schwer und sonderbar substanzlos. Sein Körper schrie nach Schlaf, und vielleicht war es nur noch der pochende Schmerz in seiner Hand, der ihn daran hinderte, diesem Drängen auf der Stelle nachzugehen.
    Urd sagte etwas, das er nicht verstand, schwieg einen Moment und wiederholte ihre Frage dann in drängenderem Ton, und erst, als Thor den Kopf hob und sie ansah, wurde ihm klar, dass es gar nicht Urd gewesen war, sondern Elenia. Selbst die Stimmen von Mutter und Tochter ähnelten sich auf schon fast unheimliche Weise.
    »Entschuldige«, murmelte er.
    »Ich habe gefragt, wie es dir geht«, sagte Elenia.
    »Bestimmt nicht besser, wenn du ihn jetzt auch noch mit deinen Fragen überfällst«, antwortete Urd an Thors Stelle. Raschelnd ließ sie sich auf seiner anderen Seite nieder, zerrte ihm wenig sanft den Mantel von den Schultern und fügte in verändertem, scharfem Ton hinzu: »Geh nach draußen und hol sauberen Schnee, den wir schmelzen können. Ich werde heißes Wasser brauchen.«
    Elenia antwortete irgendetwas, das Thor nicht verstand, erhob sich aber gehorsam und ging. Urd sah ihr kopfschüttelndhinterher, griff zugleich aber auch schon nach seiner Hand und begann den Verband zu lösen. Es tat so weh, dass Thor mit den Zähnen knirschte.
    Für einen Moment hielt Urd inne und sah ihn gleichermaßen besorgt wie strafend an. »Ich könnte jetzt sagen, ich habe dich gewarnt«, sagte sie. »Und ich könnte auch sagen, dass du selbst schuld bist, tapferer Krieger. Ich hoffe, du weißt, wie großzügig es von mir ist, es nicht zu tun.«
    Thor hatte das Gefühl, dass jetzt ein Lächeln angebracht wäre, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Er verzog zwar die Lippen, spürte aber selbst, dass nur eine noch schmerzerfülltere Grimasse daraus wurde.
    »Ich könnte auch sagen, dass ein so großer Krieger, der gerade ein Dutzend Männer und sämtliche Hunde der Hel erschlagen hat, den Göttern dafür dankbar sein sollte, so glimpflich davongekommen zu sein«, sagte Urd und fuhr fort, seine bandagierte Hand zu befreien. Es war, als würde sie einen rot glühenden Schürhaken in seine Handfläche bohren.
    »Ich habe niemanden erschlagen«, antwortete er gepresst.
    Urd ließ sich nicht anmerken, ob sie die Worte gehört hatte oder nicht und was sie davon hielt, sondern entfernte die letzte Lage Stoff und blickte dann erschrocken auf seine Handfläche hinab. Thor beging den Fehler, ihrem Blick zu folgen, und konnte den Ausdruck in ihren Augen verstehen.
    Die Wunde hatte sich entzündet und sah aus wie ein klaffendes rotes Fischmaul, und seine Finger waren bis zur Unförmigkeit angeschwollen. Es tat höllisch weh, aber zugleich schien auch jegliches Gefühl aus seiner Hand gewichen zu sein. Was er spürte, war eine pochende Taubheit, die auf ihre Art schlimmer war als jeder Schmerz.
    »Wenn es deine Absicht war, die Hand zu verlieren, dann warst du fleißig«, sagte sie. »Wenn auch vielleicht nicht besonders klug … Ein einhändiger Schmied scheint mir keine gute Idee zu sein.«
    »Ich … bin kein Schmied«, brachte Thor gepresst hervor. Ihm wurde übel, vielleicht nur von dem schlimmen Anblick. Erhatte schrecklichere Wunden gesehen, aber so etwas sollte nicht passieren. Nicht ihm.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte Urd, ernster und in verändertem Ton. »Du solltest dich allmählich an den Gedanken gewöhnen, dass du vielleicht doch nicht unverwundbar bist.«
    »Das weiß ich«, antwortete Thor verärgert. »Und das da war nur –«
    »Dumm«, unterbrach ihn Urd.
    »Es war

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