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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ein Versteck gefunden. Ich bin losgeritten, um dich zu suchen.«
    »Und meiner Spur gefolgt?«, fragte Thor zweifelnd.
    »Nein.« Lifs Blick tastete unstet über die vier Leichen und die verstümmelten Hunde, und Thor machte einen unauffälligen halben Schritt zur Seite, um ihm den direkten Blick auf den bewusstlosen Krieger zu verstellen. »Aber ihren. Es war nicht schwer … du … du hast sie alle getötet? All diese Krieger und die Hunde?«
    »Was für ein Versteck?«, fragte Thor. »Ist es sicher?«
    »Ich glaube schon.«
    »Und Urd hat dich losgeschickt, um nach mir zu suchen?«
    Lif starrte weiter abwechselnd die toten Männer und die zerfetzten Hunde an, und Thor las etwas in seinen Augen, was ihn erschreckte. Er verzichtete darauf, seine Frage zu wiederholen. Stattdessen drehte er sich sehr behutsam herum, näherte sich ebenso vorsichtig dem reiterlosen Pferd und hob noch vorsichtiger die Hand. Das Tier beäugte ihn misstrauisch und begann nervös mit den Vorderhufen zu scharren, aber es floh nicht und ließ nach einem Moment nicht nur zu, dass Thor seine Zügel ergriff, sondern auch an seine Seite trat und sich dann vorsichtig auf seinen Rücken schwang.
    »Wenn du meinst, dass du den Weg findest, dann bring mich zu ihnen«, sagte er.
    Lif blinzelte verwirrt. »Aber du –«
    »Und den da«, unterbrach ihn Thor und deutete auf den verwundeten Schecken, »nehmen wir auch mit.«
      

13. Kapitel
    E igentlich hätte er nicht überrascht sein dürfen, aber er war es. Das Versteck, von dem Lif erzählt hatte, war nicht nur weithin sichtbar, seine Mutter hatte zu allem Überfluss auch noch ein Feuer entzündet, dessen Licht schon aus einer Entfernung von mehr als einer Meile wahrzunehmen war.
    Der Turm war größer als der, in dem er zusammen mit Sverig Wache gehalten hatte, besaß aber keinen zusätzlichen Anbau und befand sich in weitaus schlechterem Zustand – wenig mehr als eine Ruine, die man selbst aus geringerer Entfernung leicht mit einem steil aufragenden Felsen hätte verwechseln können, wären da nicht die rechteckigen Fenster gewesen, die sich in einer Spirale an dem verfallenen Mauerwerk emporzogen, und der flackernde gelbe Schein dahinter. Auch hier hatte der Wind die verräterische Fährte verwischt, aber es war so still, dass er schon aus hundert Schritt Entfernung das Prasseln und Knacken des Feuers hören konnte und wenig später Urds und Elenias gedämpfte Stimmen, die sich unterhielten.
    »Ich habe den Turm entdeckt«, erklärte Lif stolz, als sie näher kamen. »Mutter wollte erst nicht hinein, aber dann habe ich mich daran erinnert, was du erzählt hast. Es gibt viele solcher Türme, nicht wahr?« Er beantwortete seine eigene Frage mit einem heftigen Nicken. »Sie können sie nicht alle durchsuchen.«
    Nein, dachte Thor, alle sicherlich nicht, sondern nur einen nach dem anderen. Da er sein Zeitgefühl verloren hatte, wusste er nicht, wie weit sie sich vom Götterpfad entfernt hatten undob dies der zweite, der dritte oder vielleicht auch schon der zehnte Turm in der Reihe verfallener Bauwerke war, die sich am Fuß des Gebirges entlangziehen sollte. Aber Sverig hätte schon sträflich leichtsinnig oder dumm sein müssen, sie nicht der Reihe nach inspizieren zu lassen; und er war keines von beidem, so sehr Thor es sich auch gewünscht hätte. Dieses Versteck bot allenfalls Schutz vor dem Wind, und sein einziger Vorteil, nämlich von dort oben aus jeden Fremden, der sich näherte, schon frühzeitig zu sehen, wurde von der Tatsache wieder wettgemacht, dass es in weitem Umkreis schlichtweg nichts gab.
    Nichts, nur noch Schnee und das triste Grau der niemals enden wollenden Dämmerung, die jetzt, da man das Nahen des neuen Tages zu spüren begann, mit jedem Moment mehr an seinen Nerven zerrte. Das Unwetter war vorbei, aber es schien etwas zurückgelassen zu haben, ein Schweigen von fast körperlicher Intensität, das keinen Laut zuließ und den wenigen Geräuschen, die sich trotzig dagegen behaupteten, alle Höhen und jegliche Substanz nahm und sie zu etwas anderem machte, das nicht mehr ganz in diese Welt zu gehören schien. Thor konnte nicht sagen, ob es nur ihm so erging oder Lif es auch spürte; so oder so war auch der Junge immer schweigsamer geworden, und diese Worte waren schließlich die ersten gewesen, die er seit einer guten halben Stunde überhaupt gesprochen hatte.
    Thor schwieg ebenfalls. Er fühlte sich schlecht, vor allem, aber nicht nur körperlich, und er wollte nicht

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