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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Donnergott?« Er sah auf seine Hand hinab. »Götter bluten nicht.«
    »Es sei denn, sie und etwas anderes als das, wofür wir sie halten«, erwiderte Urd. Dann schüttelte sie den Kopf und rief mit lauterer Stimme: »Elenia! Lif!«
    Die beiden tauchten so schnell in der Tür auf, als hätten sie nur draußen gestanden und gewartet, und Thor fragte sich beunruhigt, wie viel von ihrem Gespräch sie wohl gehört hatten. Elenia trug einen Klumpen von pappigem Schnee, während ihr Bruder demonstrativ die Hände unter dem Mantel vergraben hatte.
    Urd ignorierte die kleine Provokation. »Such etwas, worin wir den Schnee schmelzen können«, sagte sie. »Und du hilfst mir, Elenia. Ich brauche einen Verband. Etwas aus Stoff und sauber, nach Möglichkeit.«
    Weder Elenia noch ihr Bruder wirkten sonderlich begeistert,gehorchten aber, ohne zu murren. Lif verschwand für einen Moment und kam dann mit einem wuchtigen Bronzehelm zurück, den er mit dem Schnee aus Elenias Armen füllte, bevor er ihn kurzerhand ins Feuer stellte. Thor fragte sich, wie er ihn wieder herausnehmen wollte, ohne sich die Finger zu verbrennen. Ihm fiel auch auf, dass weder der Helm noch der Schnee sonderlich sauber waren. Aber schließlich wollte er das Wasser ja auch nicht trinken.
    Auch Elenia kam zurück und gab ihrer Mutter ein paar Streifen Stoff, die sogar halbwegs sauber aussahen. Auf einen Wink Urds hin nahm sie wieder auf Thors anderer Seite Platz und sah demonstrativ überallhin, nur nicht auf seine Hand.
    »Ich weiß, es sieht nicht schön aus«, sagte Urd. »Sieh trotzdem zu. Es wird Zeit, dass du ein paar Dinge lernst.«
    Elenia wirkte noch weniger begeistert, reagierte aber nur mit einem knappen Nicken und sah nicht nur gehorsam zu, wie ihre Mutter die Wunde versorgte, sondern ging ihr auch zur Hand, wenn auch zögernd und nicht gerade geschickt. Sie kam ihm dabei auch näher, als sie es unbedingt gemusst hätte, was weder Urd noch ihm entging. Urd sagte nichts dazu, aber es gelang ihr auch nicht ganz, ihre Reaktion zu verhehlen. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er auf die Idee kommen können, dass Mutter und Tochter beide um ihn wetteiferten.
    Konkurrentinnen um ihn? Das war lächerlich. Thor hätte um ein Haar den Kopf geschüttelt.
    Vielleicht hatte er es sogar getan, denn Urd hielt für einen Moment in ihren Versuchen inne, seiner Hand immer noch neue und unbekannte Schmerzen zuzufügen, und sah ihn fragend an.
    »Nichts«, sagte er rasch. »Es tut nur weh.«
    »Dann sieh nicht hin«, riet ihm Urd. »Das macht es leichter.«
    Zu seiner Überraschung musste er eingestehen, dass sie recht hatte. Urd fuhr fort, die Wunde zu reinigen, aber nachdem er nicht mehr hinsah, war es tatsächlich leichter zu ertragen.
    Stattt dessen unterzog er seine Umgebung einer neuerlichenund etwas gründlicheren Untersuchung. Der Turm war tatsächlich weitaus größer als der, den er bereits kannte, stammte aber ganz ohne Zweifel von denselben Erbauern, auch wenn hier alles größer und irgendwie … gröber wirkte. Das Bauwerk folgte zwar denselben Regeln, aber alles wirkte einfacher, als wäre es viel älter und von der Hand eines Baumeisters errichtet, der mehr Wert auf Zweckmäßigkeit und Stärke legte als auf Schönheit. Obwohl der runde Innenraum zum Großteil von Trümmern und dem Schutt der Jahrhunderte ausgefüllt war, hätte der verbliebene Platz noch für ein halbes Dutzend weiterer Feuerstellen ausgereicht. Alles hier war groß und massiv. Das hier musste einst Teil einer mächtigen Festung gewesen sein, überlegte er; wenn es von den richtigen Männern verteidigt wurde, ein nahezu unbezwingbares Bollwerk.
    Dennoch war es gefallen, und obgleich es kaum zu entscheiden war, ob diese Verheerungen nur Spuren des natürlichen Verfalls waren oder auch menschlicher Zerstörungswut, spürte er tief in seinem Innern, dass diese Festung nicht still gestorben war. Blut war hier geflossen, Leben ausgelöscht worden. Die Wände atmeten den Schmerz so vieler, die hier gestorben waren, und warfen das Echo vergangener Träume zurück, die sich niemals erfüllt hatten.
    Thor fragte sich, was der Sinn dieser gewaltigen Anlage gewesen war, die sich anscheinend von einem Ende des Landes bis zum anderen erstreckte. Es gab hinter diesen Türmen nichts, nur die Berge, die ebenso unübersteigbar wie leer waren.
    »Vielleicht war es ja genau anders herum«, sagte Urd.
    Thor sah sie einen Moment lang verständnislos an, bevor ihm klar wurde, dass er seinen letzten

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