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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sinken.
    »Du hast recht«, sagte sie mit veränderter Stimme. »Das war ungehörig.«
    »Entschuldige dich nicht bei mir«, sagte Thor, »sondern bei deinem Vater.«
    Gundri zögerte kurz und nickte dann, aber ihm war auch klar, dass sie das natürlich nicht tun würde. »Es tut mir leid«, sagtesie. Ein nervöses Lächeln erschien auf ihren Lippen und verschwand augenblicklich wieder. »Da wollte ich dich retten und bringe dich selbst in eine noch viel peinlichere Lage.« Ihre Finger begannen nervös mit dem Becher zu spielen, aus dem ihr Vater getrunken hatte. Thor konnte ihr ansehen, wie sehr sie mit sich rang. »Es ist nur so, dass ich versprochen bin, schon seit langer Zeit.«
    »Wovon dein Vater nichts weiß«, vermutete Thor.
    Gundri nickte.
    »Vielleicht solltest du es ihm sagen«, sagte Thor, fragte sich zugleich aber auch, warum sie ihm dies überhaupt erzählte. Abgesehen davon, dass sie einen hübschen Anblick bot und ein freundliches Wesen hatte, interessierte ihn dieses Mädchen wenig, und wenn sie gerade die Wahrheit gesagt hatte, dann war es umgekehrt ganz genauso.
    Gundri sah ihn etliche Sekunden auf eine Art an, die er unmöglich deuten konnte, unter der er sich aber mit jedem Moment unwohler zu fühlen begann. Dann ließ ihr Blick den seinen endlich los, und sie zwang sich sogar zu einem Lächeln, stand zugleich aber auch auf.
    »Das würde er nicht verstehen«, behauptete sie. »Ich bringe dir gleich einen frischen Krug Met. Den hier hat mein Vater ja fast allein ausgetrunken.«
    Das Schiff, von dem Sjöblom gesprochen hatte, lief tatsächlich am nächsten Abend ein, und obwohl Thor es eher als Boot bezeichnet hätte, da es nur ein winziges Segel hatte und kaum Platz für zwanzig Männer bot, wurde es mit einem solchen Hallo und Pomp empfangen, dass man meinen konnte, eine königliche Drakkar voller Schätze und hochrangiger Besucher wäre eingetroffen.
    Sjöblom hielt Wort und übertrug ihm an diesem Tag nicht die Aufgabe, Tierkadaver zu vergraben oder Pferdemist zu schaufeln, sondern das Schiff zu entladen.
    Es ging sehr schnell. Thor und die drei Männer, die ihm Sjöblom an die Seite stellte, benötigten nicht einmal eine Stunde,um die Ladung der kleinen Knorr zu löschen. Das Schiff brachte mehr Besucher und Neuigkeiten als Waren, doch die anschließende Feier, an der fast die ganze Stadt beteiligt war, dauerte dafür umso länger.
    Thor hatte nicht vorgehabt, daran teilzunehmen, schon weil ihm bald klar geworden war, dass die Männer, die mit dem Schiff gekommen waren, Oesengard und jeden seiner Einwohner kannten und er sich selbst nicht in die Verlegenheit bringen wollte, allzu viele neugierige Fragen beantworten zu müssen. Aber irgendwann riss ihn die Begeisterung der Feiernden einfach mit, und nicht viel später gab er seinen inneren Widerstand auch auf. Nach viel zu langer Zeit, die er auf der Flucht und in ständiger Furcht und Misstrauen verbracht hatte, tat es einfach gut, unter fröhlichen Menschen zu sein, denen es gleich war, was die nächste Stunde brachte, solange es nur flüssig war und berauschte.
    Auch er selbst brach mit einem seiner Prinzipien und sprach dem Met in stärkerem Maße zu, als gut war. Sicher noch nicht wirklich betrunken, aber auf eine lange nicht mehr gekannte Art wohltuend entspannt, gehörte er mit zu den Letzten, die die Feier verließen.
    Auf dem Weg in seine Dachkammer stolperte er über drei Betrunkene, die auf der Treppe lagen und mit offenem Mund schnarchten, und vielleicht war auch er betrunkener, als er sich selbst eingestehen wollte, denn er bückte sich nicht tief genug und knallte so heftig mit der Stirn gegen den niedrigen Türsturz, dass ihm vor Schmerz übel wurde.
    Wahrscheinlich war das auch der Grund, aus dem ihm im ersten Moment nicht einmal auffiel, dass er erwartet wurde.
    Die Gestalt stand am anderen Ende der winzigen Kammer, halb verborgen im grauen Zwielicht unter dem schrägen Dach, und Thor spürte das verräterische Schimmern von scharfem Metall in ihrer Hand mehr, als er es sah.
    Mehr war auch nicht nötig.
    Mit einem einzigen Satz war er über das schmale Lager hinweg und auf der anderen Seite, packte den Waffenarm des Angreifers und verdrehte ihn mit einem harten Ruck, und zugleichkam seine andere Hand hoch und zielte mit versteiften Fingern nach seinen Augen.
    Im buchstäblich allerletzten Moment fiel ihm auf, wie schmal das Handgelenk war, das er mit so grausamer Kraft gepackt hatte, und das Schimmern von goldfarbenem langen

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