Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
aber ich war selbst ein wenig unpässlich.«
    »Drei Tage?« Thors Gedanken begannen sich zu überschlagen. Das war unmöglich. Es konnte überhaupt nicht sein, jedenfalls nicht, wenn er nicht einer ganz besonders üblen Fieberfantasie aufgesessen war. Und das, woran er sich erinnerte, war ganz bestimmt keine Vision gewesen. Er hatte den Duft ihrer Haut noch in der Nase, und er spürte noch immer ihre Hände, die über seinen Körper geglitten waren und Dinge getan hatten, die …
    Thor brach den Gedanken mit einer enormen Anstrengung ab und schüttelte abgehackt den Kopf; erst danach wurde ihm klar, wie falsch sie diese Bewegung in diesem Moment einfach deuten musste. »Es tut mir leid«, sagte er. »Wirklich. Ich wollte dich nicht verletzen, wirklich nicht. Ich war nur …« Er schüttelte noch einmal den Kopf und zwang sich zu einem nervösen Lächeln. »Ich war einfach nur überrascht, das ist alles. Es kam ein bisschen plötzlich. Und außerdem bin ich ein Idiot.«
    »Du weißt, dass ein gutes Eheweib seinem Mann niemals widerspricht?«, fragte Urd. Sie lächelte matt, doch weder das knappe Verziehen ihrer Lippen noch der Ausdruck in ihren Augen passten zu ihren Worten.
    »Und es hat überhaupt nichts damit zu tun, dass es ein Mädchen ist. Bitte verzeih.«
    Eigentlich nur, um seine Worte irgendwie zu beweisen, streckte er die Hände aus und nahm ihr das Kind aus den Armen, und er hatte es noch nicht richtig getan, da geschah etwas sehr Sonderbares.
    Noch vor einem Augenblick war dieses Kind einfach nur ein … Kind gewesen, ein winziges hässliches Ding, das zu empfindlich war, um es guten Gewissens auch nur anfassen zu können, und das irgendwem gehören mochte, nur ganz bestimmtnicht ihm. Und im nächsten Atemzug war sie seine Tochter. Etwas sprang auf ihn über, schnell und mit der Urgewalt eines Blitzschlags, der seine Seele hätte versengen und alles in ihm zu Asche hätte verbrennen können, aber das genaue Gegenteil bewirkte. Etwas … erfüllte ihn, ein Gefühl von so allumfassender Macht, dass er nicht einmal auf den Gedanken kam, es anzuzweifeln oder sich gar dagegen zu wehren. Es war ein Gefühl so vollkommener Liebe, dass er das Gefühl hatte, innerlich zu verbrennen. Er hielt seine Tochter in den Armen. Sein Kind.
    »Thor?«, sagte Urd.
    Mühsam riss er seinen Blick von dem winzigen verknitterten Gesichtchen los und sah Urd an, und erst nach einer weiteren Sekunde hörte er, dass Lifthrasil wieder zu weinen begonnen hatte. Und erst noch einen weiteren Augenblick später wurde ihm klar, dass er das Kind mit viel zu großer Kraft an sich presste.
    Mit einer viel zu schnellen und schuldbewussten und dennoch zögerlichen Bewegung gab er ihr das Kind – seine Tochter – zurück und musste für einen Moment gegen das vollkommen absurde Bedürfnis ankämpfen, es ihr augenblicklich wieder zu entreißen. Es war sein Kind. Niemand durfte es haben. Das schwarze Ungeheuer aus seinem Traum hatte ihm alles genommen, seine Erinnerungen, sein Leben, seine Familie und seine Kinder, und nun hatte ihm das Schicksal einen winzigen Teil von all dem Verlorenen zurückgegeben. Es war egal, warum. Es war gleich, wer Urd war und was auch immer sie geplant hatte; sie hatte ihm ein Kind geschenkt und damit einen Teil seiner selbst. Vielleicht alles, was noch von ihm bleiben würde, wenn die Welt ihn selbst schon lange vergessen hatte.
    »Thor?«, fragte Urd noch einmal. »Ist alles in Ordnung?« Jetzt klang sie nicht mehr alarmiert, sondern besorgt.
    »Sicher«, antwortete er hastig. »Ich war nur … überrascht. Es kam so plötzlich.«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte sie spöttisch. »Man denkt an nicht Böses, und dann, aus heiterem Himmel …«
    Diesen Spott hatte er verdient, und eigentlich sollte er froh darüber sein. Und dennoch …
    Ein Traum? Lächerlich!
    »Es tut mir leid«, sagte er noch einmal. »Bitte verzeih.«
    »Gern«, antwortete Und, legte fragend den Kopf auf die Seite und fügte hinzu: »Und … was?«
    »Ich hätte bei dir sein sollen«, antwortete er unbehaglich. »Warum hast du mich nicht gerufen?«
    »Damit sich die Hebamme auch noch um dich kümmern muss, wenn du im entscheidenden Moment in Ohnmacht fällst?«, fragte sie spöttisch. Thor wollte auffahren, doch sie brachte ihn mit einem einzigen, knappen Verziehen der Lippen zum Schweigen. »Du wärst nicht der erste tapfere Held, dem das passiert.«
    Aber das war nur das, was sie sagte. Der spöttische Klang in ihre Stimme war

Weitere Kostenlose Bücher