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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schmieds haben. »Deshalb seid ihr weggegangen, habe ich recht?«
    Urd schwieg, aber das war auch Antwort genug. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht und verschwand wieder, bevor die Trauer Besitz von ihren Augen ergreifen konnte.
    »Wir müssen deinen Mann begraben«, sagte er. »Glaubst du, dass Lif mir dabei helfen kann? Der Boden ist hart gefroren.«
    »Er ist kräftiger, als er aussieht«, antwortete Urd.
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    »Ich weiß«, sagte Urd. Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde dir helfen. Wir begraben unsere Toten nicht, sondern verbrennen sie, damit ihre Seelen wiederauferstehen und in Walhall an der Seite der Götter sitzen können.«
    Er stand auf, ging die wenigen Schritte zur Tür und bückte sich nach dem Schmiedehammer. Als er ihn aufhob, brach der Stiel in der Mitte durch. Der letzte Schwerthieb, den er damit aufgefangen hatte, war selbst für das eisenharte Holz zu viel gewesen Vielleicht auch der Hieb, mit dem er den Helm des Riesen zerbeult hatte.
    »Wer waren diese Männer?«
    Er hatte nicht gemerkt, dass Urd ihm gefolgt war, doch nun konnte er ihre Nähe fast körperlich spüren.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete er, ohne sich umzudrehen. »Ich habe sie nie zuvor gesehen. Vielleicht Räuber.«
    »Der, den du besiegt hast, war ein Krieger«, sagte Urd ernst. »Genau wie du.«
    »Ein Krieger?« Er drehte sich nun doch um, hatte aber nicht die Kraft, ihrem Blick standzuhalten. »Ich bin kein Krieger.«
    »Und woher willst du das wissen, wenn du dich doch an nichts erinnern kannst, nicht einmal an deinen Namen?« Sie schnitt ihm mit einer Bewegung das Wort ab, die irgendwie zugleich etwas von einer Einladung zu haben schien. »Du bist ein Krieger. Du weißt es vielleicht nicht mehr, aber du bist einer. Er hatte Angst vor dir.«
    »Und du?« Jetzt gelang es ihm, ihrem Blick standzuhalten.
    »Sollte ich?« Da war etwas in ihren Augen, was ihre eigene Frage beantwortete und mehr. Eine Dunkelheit, die etwas in ihm berührte und wachrief, etwas, das nicht sein durfte und wogegen er sich trotzdem weder wehren konnte noch wollte.
    Vielleicht nur, um sich abzulenken und diese falschen Gefühle im Zaum zu halten, streckte er den Arm aus und griff nach ihren Handgelenken. Sie versuchte sich zu widersetzen, aber er hatte das sichere Gefühl, dass es nur ein reiner Reflex war, nicht das, was sie wollte, und ignorierte es.
    Jetzt, wo er genauer hinsah, erkannte er, dass nicht alles Blut auf ihren Händen von ihrem Mann und ihm stammte. Sie hatte sich die Fingernägel abgebrochen, als sie sich gegen den gerüsteten Riesen gewehrt hatte, und zwei ihrer Finger sahen wirklich übel aus. Die Wunden mussten entsetzlich schmerzen, aber sie zuckte nicht mit einer Wimper.
    Behutsam nahm er ihre beiden Hände in die Rechte, legte die andere darüber und tat etwas, von dem er nicht einmal wusste, was es war. Nur, dass es richtig war. Urd fuhr spürbar zusammen. Im ersten Moment dachte er, er hätte ihr wehgetan, aber dann erkannte er den Ausdruck in ihren Augen eher als Erstaunen.
    Als er die Hand wieder zurückzog, schien sich nichts geändert zu haben – aber plötzlich spürte er, wie verlockend ihr Haar roch und wie verwundbar und sanft sie unter dem zur Schau getragenen Harnisch aus Unnahbarkeit und Härte war. Gänzlichohne sein Zutun legte er die freie Hand auf ihre Hüfte und zog sie noch ein Stück weiter an sich heran, bis er ihren Atem auf der Wange spüren konnte.
    Ihre Lippen näherten und berührten sich. Im allerersten Moment waren Urds Lippen noch spröde und abweisend, aber nicht, weil sie ihn nicht wollte oder gar Angst vor ihm gehabt hätte, sondern weil es zu früh und das Blut ihres Mannes an ihren Händen noch nicht einmal ganz getrocknet war. Dann aber wurden ihre Lippen zuerst weich und sanft, schließlich fordernd, und mit einem Male waren es ihre Hände, die ihn umschlangen und näher an sich heranzogen – und ihn im nächsten Moment so heftig von sich stießen, dass er gegen die Wand stolperte.
    »Was –?«
    »Sie sind tot! Mutter! Sie sind alle tot!«
    Schnelle, leichte Schritte näherten sich, und Lif stürmte mit wehendem Haar und Mantel herein. Sein Gesicht dampfte in der Kälte, so schnell war er gerannt. »Sie … sind alle … tot!«, stieß er noch einmal atemlos hervor.
    Urd hatte sich gut genug in der Gewalt, um sich nur zu ihrem Sohn herumzudrehen und ihm beide Hände auf die Schultern zu legen, damit er sich beruhigte. »Wer ist tot?«
    »Alle!«,

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