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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sprudelte Lif hervor. »Er hat sie alle erschlagen! Alle!«
    Urd warf ihm einen sonderbaren Blick zu, ließ sich vor Lif in die Hocke sinken, bis sich ihre Gesichter auf gleicher Höhe befanden. »Wer ist tot? Wer hat wen erschlagen? Wovon redest du?«
    »Die Krieger!«, keuchte Lif, immer noch völlig außer Atem und beinahe noch aufgeregter. »Die … die Fremden! Die Räuber! Sie sind alle tot! Jemand hat sie erschlagen, und … und …« Er verhaspelte sich, setzte neu an und riss dann stattdessen die Augen auf, als sein Blick auf den blutigen Hammer fiel, den er noch immer in der Hand hielt.
    »Du!«, flüsterte er. »Du hast … hast sie erschlagen? Du ganz allein hast sie alle getötet?«
    »Unsinn!«, sagte Urd streng. »Wie sollte das möglich sein? Sie waren zu zweit, und –«
    »Es sind sechs«, unterbrach sie Lif. »Zwei liegen unten am Fluss, und die vier anderen sind nicht weit entfernt. Sie sind alle tot!« Seine Augen waren noch größer geworden. Er blinzelte nicht einmal mehr, sondern starrte ihn nur unverwandt an, und in seinem Blick war ein Ausdruck, von dem er nicht sagen konnte, ob es Angst war oder vielleicht etwas, vor dem er besser Angst haben sollte.
    »Du hast sie erschlagen!«
    Urd drehte sich um, und in ihrem Blick war Angst zu erkennen. »Ist das wahr?«, fragte sie.
    Er schwieg.
    »Er hat sie … er hat sie ganz allein erschlagen«, flüsterte Lif. »Sechs Krieger! Und den Riesen! Du … du musst ein Gott sein! Thor! Du musst Thor sein, der Gott des Donners!«
    »Unsinn«, antwortete er lahm. »Ich hatte Glück, das ist alles!«
    Urd machte sich nicht einmal die Mühe, irgendetwas darauf zu sagen. In ihren Augen stand nur noch Angst geschrieben.
    Obwohl der Hof zur Gänze niedergebrannt und noch gründlicher geplündert worden war, war es kein Problem, noch genug brennbares Material zu finden, um Lasse nach den Sitten seines Volkes zu bestatten. Ihm war nicht wohl dabei, ein Feuer zu entzünden, dessen Rauch über große Entfernung sichtbar sein musste, aber er erhob keine Einwände, sondern half Urd im Gegenteil dabei, einen Scheiterhaufen zu errichten und ihren Mann darauf zu betten. Sie wechselte in all der Zeit kein einziges Wort mit ihm und wich sogar seinem Blick aus, nahm seine Hilfe aber dennoch an.
    Nachdem sie den Scheiterhaufen ohne ein Wort der Zeremonie entzündet hatte, wartete sie reglos wie zu einer Statue erstarrt, bis das Feuer heruntergebrannt und der Leichnam ihres Mannes zu Asche geworden war, die der nächste Windhauch über das Land verteilen würde.
    Nach allem Unglück, das die fremden Krieger über sie gebracht hatten, hatten sie ihnen zumindest noch ein unfreiwilliges Geschenk dagelassen: Zwei der sechs Pferde lebten noch, und obwohl sie gut genug trainiert waren, keinen fremden Reiter auf ihrem Rücken zu dulden, gelang es ihm doch, sie einzufangen und eines der Tiere mit ihrem schon leichter gewordenen Gepäck zu beladen. Das andere ließ es – nachdem er ihm eine Weile geduldig zugeredet hatte – immerhin zu, vor das einfache Tragegestell gespannt zu werden, das er für Elenia und ihr spärliches Gepäck zusammengebaut hatte.
    Sie verließen den Hof binnen einer Stunde und machten sich auf den Weg zurück in die Richtung, aus der sie vor Tagesfrist erst gekommnen waren. Er war nicht einmal sicher, ob es wirklich gut war, Urd und ihre Kinder weiter zu begleiten. Seit sie zusammengetroffen waren, hatte er ihr und ihrer Familie nichts als Unglück gebracht, und dass sein Verstand ihm sagte, dass nichts von alledem seine Schuld war und er Urd und ihren Kindern ganz im Gegenteil das Leben gerettet hatte, änderte gar nichts daran, dass er sich so fühlte , als wäre es seine Schuld.
    Elenia hatte wieder Fieber bekommen und war in einen Dämmerzustand zwischen Schlaf und Bewusstlosigkeit gefallen, in dem sie die meiste Zeit still dalag, dann und wann aber fantasierte oder um sich schlug, sodass ihre Mutter sie schließlich auf der Trage festband, damit sie nicht herunterfiel oder sich selbst verletzte.
    Sie sprach auch während des gesamten restlichen Tages kein einziges Wort mit ihm, aber er meinte zumindest zu spüren, dass ihre ablehnende Haltung im Laufe des Marsches ein wenig aufweichte. Sie war erschrocken und zutiefst verunsichert, aber was hatte er erwartet?
    Lif hingegen …
    Er wusste nicht, was er von dem Jungen halten sollte. Aus der Mischung aus Bewunderung und Furcht, die er anfangs in seinem Blick gelesen hatte, war rasch etwas anderes

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