freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Seemann, und das meiste blieb ihm rätselhaft –, sie taten es sehr rasch. Die Windsbraut schaukelte bereits heftiger auf den Wellen, fast als spüre das Schiff, dass es endlich wieder in sein angestammtes Element zurückkehren sollte und könnte es vor lauter Ungeduld kaum noch erwarten, und ein Teil der Männer befestigte die langen Ruder an ihrem Platz. Sobald der Rest der Mannschaft mit den übrigen Riemen zurück war, konnten sie aufbrechen. Nur noch wenige Augenblicke, schätzte Thor. Ihre Aussichten, es tatsächlich zu schaffen, standen gut.
Aber etwas stimmte nicht. Alle seine Instinkte warnten ihn, dass es zu leicht war. Er hatte im Grunde fest damit gerechnet, kämpfen zu müssen, um an Bord der Windsbraut zu gelangen. Nur ein einziger Wächter? Barend hatte recht, das war lächerlich. Der Schatten verschwand aus der Gasthaustür, kehrte aber nur einen halben Herzschlag darauf zurück und war jetzt nicht mehr allein, sondern in Begleitung eines halben Dutzends weiterer Männer, und Thor hörte aufgeregte Rufe und das Geräusch von Waffen, die gezogen wurden. Metall schimmerte im Mondlicht.
Thor zog mit einem resignierenden Seufzen seine Waffe – das Schwert, nicht Mjöllnir. Er wollte nicht kämpfen, schon gar nicht gegen eine Horde halb betrunkener Männer, von denen keiner ein Krieger war …
Die Männer waren vielleicht noch drei Dutzend Schritte entfernt, und es war keine grölende Meute Betrunkener, die eine Wirtshausschlägerei mit einem Kampf auf Leben und Tod verwechselte. Es waren Sverigs Krieger, und ob sie nun wussten, wer er war, und Angst vor ihm hatten oder nicht, sie stürmten, ohne zu zögern, heran und begannen sich gleichzeitig zu verteilen, um ihn aus unterschiedlichen Richtungen anzugreifen.
Thor schob das Schwert wieder in seine Scheide und zog Mjöllnir, überlegte es sich aber dann noch einmal anders und wich mit einem Sprung auf das Deck der Windsbraut hinauf zurück. Das Schiff zitterte unter ihm, als wäre es lebendig, und das Knarren der Planken kam ihm vor wie das Knurren eines mythischen Meeresungeheuers, das sich zum Kampf rüstete.
Es ging nur um wenige Augenblicke, vielleicht zwei oder drei Atemzüge, aber Thor wusste auch, dass sie dieses verzweifelte Wettrennen gegen die Zeit verlieren würden. Es war eine Falle gewesen, und nun schnappte sie zu. Von links stürmten Barends Männer heran, jeder mit einem Ruder beladen, das mehr als dreimal so lang war wie er selbst, und die meisten würden es schaffen, aber nicht alle. Sverigs Krieger waren einfach zu schnell.
Thor schleuderte den Hammer.
Mjöllnir beschrieb einen engen Bogen, prallte vor den Füßen des ersten Kriegers auf und schlug Funken aus dem Boden, hüpfte weiter wie ein flach über das Wasser geworfener Stein und fegte einen weiteren Mann von den Füßen, dann einen dritten, vierten und fünften, bevor er schließlich gehorsam in seine Hand zurückkehrte, und das, bevor der letzte Mann auch nur vollends zu Boden gegangen war.
Neben ihm taumelte der letzte von Barends Männern auf das Deck, schreckensbleich von dem, was er gerade gesehen hatte, aber Thor bedeutete ihm nur mit einer schroffen Geste, sich zu beeilen, setzte den linken Fuß auf die Kaimauer und stieß die Windsbraut damit zumindest symbolisch endgültig ab. Nur einen Moment später erbebte die Knorr fühlbar unter ihm, als sich ihr Heck mit einer trägen Bewegung vom Ufer löste.
Salziges Wasser spritzte fast doppelt mannshoch, als auf der vom Kai abgewandten Seite ein halbes Dutzend Ruder ins Wasser eingetaucht wurde, was die Drehung des Schiffsrumpfes noch beschleunigte. Die beiden ersten von Sverigs Männern rafften sich bereits wieder auf, während sich der dritte krümmte und stöhnend sein Beim umklammerte, das anscheinend gebrochen war. Thor empfand ein vollkommen absurdes Gefühl von Bedauern. Er hatte den Mann nicht verletzen wollen. Er wollte niemanden verletzen. Warum konnten sie ihn verdammt noch mal nicht einfach in Ruhe lassen?
Etwas prallte klappernd vom Rand des Schildes neben ihm ab und fiel ins Wasser, wie um seine Frage zu beantworten. Ganz eindeutig nein.
Die Windsbraut drehte sich behäbig weiter, krängte für einen Moment so stark, dass er um sein Gleichgewicht kämpfen musste, und nahm dann langsam Fahrt auf. Ein dumpfer Knall erscholl, als sich das Segel über seinem Kopf in einer plötzlichen Windböe spannte, die wie aus dem Nichts zu kommen schien. Die Windsbraut zitterte, machte eine weitere, schwerfällige
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