freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
befand –, denn er wandte sich wieder an den Krieger und sagte noch einmal und in deutlich weniger geduldigem Ton: »Es ist gut. Wartet draußen. Ich rufe euch, wenn ich euch brauche.«
Sverig war bei ihm, in seiner kompletten Montur als Heerführer, die gewaltige Axt mit beiden Händen haltend, und hinter ihm stand noch ein dritter Mann in fortgeschrittenem Alter, untersetzt und gerade noch nicht an der Grenze zur Fettleibigkeit. Sein Gesicht hätte nichtssagend gewirkt, wären da nicht die Augen gewesen, die Thor mit einem Hass musterten, der ihm einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
»Ich habe doch dein Wort, oder?«, fragte Bjorn noch einmal. Diesmal nickte Thor, und Sverig fügte verächtlich hinzu: »Was immer das wert ist.«
Thor war nicht in der Stimmung, darauf zu antworten, und Bjorn hielt es wohl nicht für nötig, sondern deutete nur stumm auf einen von mehreren Stühlen, die sich um einen rechteckigen Tisch gruppierten. Abgesehen davon war der Raum vollkommen leer. Es gab nicht einmal einen Kamin. Trotzdem war es hier drinnen deutlich wärmer als in seinem Gefängnis.
Thor ächzte leise, als er sich hinsetzte. Bjorn und der Fremde nahmen ebenfalls Platz, und Sverig wich mit ein paar raschen Schritten an die gegenüber liegende Wand zurück. Thor brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass er mit grimmigem Gesicht und der Axt in Händen dort Aufstellung nahm.
»Ich erspare es mir, mich nach deinem Befinden zu erkundigen«, begann Bjorn. »Bist du hungrig, oder möchtest du einen Becher Met oder Wein?«
Thor schüttelte zur Antwort auf beides den Kopf, und Bjorn nickte, als hätte er nichts anderes erwartet, und deutete auf den Mann mit den hasserfüllten Augen. »Das ist Fargas, der Jarl von Oesengard«, sagte er. »Ihr seid euch noch nicht begegnet.«
»Ich habe von ihm gehört«, sagte Thor.
»So wie ich von dir«, fügte Fargas hinzu. Die Art, wie er dassagte, gefiel ihm nicht, aber Thor wandte sich nur an Bjorn und fragte: »Wie geht es Lifthrasil?«
»Deiner Tochter?« Bjorn machte eine beruhigende Geste. »Sie ist unversehrt. Ich würde keinem Kind etwas antun.« Es klang ein bisschen so, als wäre er verletzt, dass Thor so etwas überhaupt für möglich hielt.
»Und Gundri? Dem Mädchen, das bei ihr war?«
»Auch sie ist unversehrt, bis auf ein paar Kratzer. Sind damit alle deine Fragen beantwortet?«
Thor hatte noch nicht einmal damit angefangen, seine Fragen zu stellen, aber etwas an Bjorns Art warnte ihn. Er schwieg.
»Und deiner Frau und deinen beiden anderen Kindern geht es auch gut«, fügte Fargas unaufgefordert hinzu. Seine Stimme war genau wie sein Gesicht, scheinbar flach und ausdruckslos, aber von einem tiefen Hass durchdrungen, der ihn erschauern ließ.
Thor wandte sich auf seinem Stuhl ganz zu Bjorn um. »Ich verstehe nicht, wovon er spricht.«
Fargas machte ein sonderbares Geräusch und schien etwas sagen zu wollen, doch Bjorn brachte ihn mit einer raschen Bewegung zum Schweigen. »Er spricht von Urd, Thor, und deinen beiden anderen Kindern, Lif und Elenia. Es geht ihnen gut.«
Thor schwieg, aber er spürte selbst, dass er sich nicht gut genug in der Gewalt hatte, um seinen Schrecken zu verhehlen. Woher wusste Bjorn von Urd und den Kindern?
»Ihr habt von ihnen gehört?«, fragte er schließlich. »Wir wurden getrennt, kurz bevor wir Oesengard erreicht haben, und ich –«
»Hör mit dem Unsinn auf, Thor«, sagte Bjorn müde. »Es war nicht besonders schwer, das Mädchen zum Reden zu bringen. Urd und dein Sohn sind unsere Gefangenen.«
»Und Elenia?«, fragte Thor beunruhigt.
Bjorn tat so, als hätte er die Frage nicht gehört. »Was hattet ihr vor?«, fragte er.
»Vor?«, wiederholte Thor.
»Ich habe dir gesagt, dass er nicht reden wird«, sagte Sverig. »Überlass ihn mir. Ich bringe ihn zum Reden.«
»Sverig, bitte«, seufzte Bjorn. Thor fiel erneut auf, wie müde er klang und wie müde er aussah. Seine Bewegungen, seine Blicke und seine gesamte Haltung waren die eines Mannes, der wusste, dass er eine Aufgabe übernommen hatte, die über seine Kräfte ging.
»Thor, glaub mir, mir steht nicht der Sinn nach so etwas«, sagte er. »Aber ich fürchte, uns bleibt auch keine Zeit für Höflichkeiten. Du wirst uns jetzt ein paar Fragen beantworten.«
»Werde ich das?«, fragte Thor.
»Ich hoffe es«, sagte Bjorn. »Von deinen Worten hängen vielleicht zahllose Menschenleben ab, und auch wenn ich inzwischen nicht mehr glaube, dass ich dich
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