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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verzweifelten Sprüngen ins Wasser zu retten, soweit sie nicht schon vorher zusammenbrachen und die Flammen damit noch weiter verteilten.
    Nicht genug! Es war nicht genug für die Ungeheuerlichkeit, die sich diese Sterblichen herausgenommen hatten. Sie würden brennen. Mehr! Er spürte, wie etwas in ihm hinausgriff und die Urgewalt der Schöpfung selbst rief, um seine Feinde zu zerschmettern, und –
    »Thor! Hör auf!«
    Was immer es war, etwas am Klang dieser Worte ließ ihn innehalten und zu einem der Felspfeiler hochsehen.
    Im ersten Moment war er fast blind, denn die Wolken, die er vorhin noch vermisst hatte, waren jetzt da und verwandelten den Himmel in ein schwarzes, brodelndes Chaos. Doch dann sah er den Schatten, der auf der steinenen Säule aufgetauchtwar, und obwohl das Heulen des Sturmes viel zu laut war, um die Stimme zu identifizieren, erkannte er Sverig doch am bronzefarbenen Blitzen seiner Axt.
    »Hör auf, oder sie stirbt!«
    Erst jetzt erkannte er die zweite, schlankere Gestalt, die Sverig mit dem freien Arm gegen sich presste. Mit der anderen Hand drückte er die Schneide seiner Axt fest gegen Gundris Kehle.
    »Ich meine es ernst! Hör auf, oder ich töte sie!«
    Wie kam er nur auf die Idee, dass ihn das Schicksal dieses dummen Mädchens interessierte, dachte Thor. Er richtete sich auf, hob Mjöllnir und visierte die schwarze Gestalt auf dem Felsen so an, dass er vielleicht nur Sverig tötete und nicht auch Gundri – was keinen Unterschied machte, sie würde den Sturz vom Felsen auf keinen Fall überleben –, und holte aus. Da erschien eine zweite, etwas kleinere Gestalt neben dem Krieger.
    Es war Bjorn. Er stand einfach nur da und sagte kein Wort, aber das war auch nicht notwendig. Trotz des schlechten Lichtes erkannte Thor das winzige, in weiche Tücher eingeschlagene Bündel, das er in den Armen trug, und nicht einmal das Heulen des Sturmes und die Schreie der brennenden Männer vermochten das klägliche Wimmern Lifthrasils ganz zu übertönen.
    Thor überlegte einen verzweifelten Moment. Er wusste, dass er Mjöllnir immer noch schleudern konnte, um Sverig und Bjorn mit einem einzigen Wurf zu töten, und das schneller, als einer von ihnen Lifthrasil etwas antun konnte. Aber Bjorn würde sie fallen lassen, und sie war so klein und zerbrechlich, dass sie den Sturz auf den harten Fels oder in die aufgewühlte See niemals überleben würde …
    Langsam ließ er den Hammer sinken, und über ihm erlosch der Sturm.
    Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, er hatte eindeutig einen schlechten Tausch gemacht. Die Kammer war nicht einmal halb so groß wie die, die er bisher bewohnt hatte,und die gesamte Einrichtung bestand aus einer Lage fauligen Strohs auf dem Boden, dessen Geruch zugleich die Frage beantwortete, ob man den vorherigen Bewohnern dieses Raumes wenigstens einen Eimer gegeben hatte, wie Barend. Die Wände waren von derselben Art, wie er sie aus den Katakomben kannte, aus mächtigen unverfugten Quadern ohne Zwischenraum aneinandergefügt, allerdings ohne Bildreliefs. Immerhin war seine neue Unterkunft nicht ganz schmucklos. Seine Gastgeber hatten ihm sogar gleich vier Ringe spendiert, auch wenn sie nicht aus Gold oder wenigstens Silber bestanden, sondern aus ordinärem Eisen und mit daumendicken Ketten aus demselben Material mit ebenfalls eisernen Ringen in den Wänden verbunden waren.
    Sarkasmus, dachte Thor, war allerdings auch nur eine Hilfe, die nicht lange vorhielt. Ganz im Gegenteil führte er sehr schnell zum Hadern, was wiederum niemandem nützte.
    Nicht zum ersten Mal fragte er sich allen Ernstes, ob die Tatsache, dass er in den letzten drei Tagen praktisch keinen einzigen Menschen zu Gesicht bekommen und folglich auch niemand mit ihm geredet, geschweige denn seine Fragen beantwortet hatte, eine besondere Art der Folter darstellte.
    Vielleicht nur, um überhaupt etwas zu tun, spannte er die Muskeln an und überprüfte zum hundertdreiundzwanzigsten Mal die Festigkeit seiner Ketten, nur um zum ebenso vielten Mal zum gleichen Ergebnis zu kommen. Sie hielten. Die Ketten waren stark genug, um selbst einem schlecht gelaunten Ochsen standzuhalten, und so angelegt, dass er weder seine Hand- noch seine Fußgelenke erreichen konnte, um die eisernen Ringe zu zerbrechen. Vielleicht war er ja nicht der erste Gott, der hier gefangen gehalten wurde.
    Auch dieser Gedanke war nichts anderes als albern und hätte eigentlich ein spöttisches Lächeln auf sein Gesicht bringen sollen, aber

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