freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
verraten.«
Thor antwortete nur mit einem schiefen Grinsen, und Urd funkelte ihn noch einen weiteren Augenblick lang zornig an, setzte zu einer noch zornigeren Erwiderung an und brachte ihr Pferd stattdessen mit einem Ruck zum Stehen. Das Tier schnaubte protestierend ob der groben Behandlung, und Thors Schecke machte noch ein paar weitere Schritte und hielt dann ebenfalls an. Seine Ohren stellten sich auf und bewegten sich lauschend hin und her.
Erst dann sah auch Thor die Gestalten, die sich ihnen langsam und in einer weit auseinandergezogenen Kette näherten.
Es waren nicht nur nur Sverig und sein Begleiter, sondern insgesamt sechs Reiter. Sverig ritt an der Spitze. Sein Gesicht war hinter dem heruntergeklappten Helmvisier nicht zu erkennen, aber er trug die Doppelaxt deutlich sichtbar in der Faust. Für einen Moment verspürte Thor ein großes Bedauern: Er war nicht hierhergekommen, um mit Sverig zu kämpfen, und schon gar nicht, Sverig oder einen seiner Männer zu töten.
Urd wollte nach ihrem Schwert greifen, und obwohl Thor die Bewegung nur aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, hielt er sie mit einer Geste zurück. Urd sah ihn ärgerlich an, gehorchte aber, und Thor spürte, dass auch die beiden Einerjer angehalten hatten und hinter ihnen warteten, gerade weit genug, um im Schatten zu bleiben und das Geheimnis ihrer wahren Identität noch nicht zu lüften.
Auch Sverig bedeutete seinen Begleitern, zurückzubleiben, und kam ihnen das letzte Stück allein entgegen. Als er sein Pferd anhielt, klappte er das Visier hoch, und Thor konnte in seinen Zügen dieselbe Entschlossenheit lesen, die seine ganze Erscheinung ausstrahlte.
»Ich nehme nicht an, dass du mir die Freude verderben und dich kampflos ergeben willst«, begann Sverig.
Thor schüttelte den Kopf, um Sverig nicht allein durch diese Geste zu provozieren. »Ich habe keinen Streit mit dir, Sverig«, sagte er. »Lass uns vorbei, und niemandem wird etwas geschehen.«
Sverig verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. »Ichhabe Befehl, dich und die Hexe zurückzubringen«, sagte er. »Lebend, wenn es geht. Wenn es nicht geht …« Er hob die Schultern.
»Wir haben keinen Streit mit dir, Sverig«, beharrte Thor. »Ich nehme an, du weißt, warum wir hier sind.«
»Um die Kinder zu finden, genau wie wir«, sagte Sverig. »Weder Bjorn noch ich haben Verständnis für Feiglinge, die sich an Kindern vergreifen. Gib auf, und du hast mein Wort, dass du sie noch einmal wiedersiehst, bevor wir dich hinrichten.«
Thor seufzte leise, schüttelte enttäuscht den Kopf und legte die flache Hand auf den Hammerstiel an seinem Gürtel. Auch Sverigs Finger schlossen sich fester um den Griff seiner Axt, und eine Welle unruhiger Bewegung lief durch die Reihe der Krieger.
Dann streckte Urd ihm die flache Hand entgegen. »Du schuldest mir ein Goldstück, Sverig.«
Sverig blinzelte, sah sie vollkommen verständnislos an und hob seine Axt um eine Winzigkeit, und auch die Hände seiner Begleiter senkten sich endgültig auf ihre Waffen.
»Du hast demjenigen ein Goldstück versprochen, der mich zu dir bringt«, erinnerte Urd. »Nun, da bin ich, und du bist doch ein Mann, der seine Schulden bezahlt, oder?«
Man konnte Sverig ansehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Ihr habt uns also belauscht«, sagte er. »Umso dümmer von euch, hierherzukommen. Liefert uns eure Waffen aus und kommt mit uns. Ich weiß, wozu du fähig bist, Thor, aber wir sind sechs, und ihr seid nur zu zweit.«
»Bist du da ganz sicher?«, fragte Urd. Langsame Hufschläge erklangen, und die beiden Einherjer kamen näher und hielten neben ihnen an, die Köpfe noch gesenkt, sodass ihre goldenen Visiere im Schatten unter den Kapuzen verborgen blieben. Aber allein ihre Größe und die beeindruckende Erscheinung mussten auch Sverig klarmachen, dass er ganz gewiss nicht nur zwei verkleideten Frauen aus Oesengard gegenüberstand.
»Schick sie weg«, sagte er trotzdem. »Ich kämpfe nicht gegen Frauen.«
»Sie auch nicht«, antwortete Urd lächelnd, und obwohl sie sonst nichts sagte und nicht einmal einen Finger rührte, nahmen die beiden Krieger ihre Worte zum Anlass, gleichzeitig die Hände zu heben und ihre Kapuzen zurückzuschlagen, sodass die goldenen Masken sichtbar wurden. Sverig riss die Augen auf, und unter seinen Männern wurde der eine oder andere erschrockene Ruf laut.
Sverig war auch der Erste, der seinen Schrecken überwand und wieder Thor ansah, und nun war in seinen Augen nichts als
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