freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
seinen Arm dann aber um eine Winzigkeit zur Seite, als der Helm des Mannes davonflog und er in ein Gesicht blickte, das kaum älter zu sein schien als das Lifs. Statt ihn zu töten, beließ er es dabei, ihn nur beinahe sacht mit Mjöllnir zu streifen, sodass er zwar das Bewusstsein verlor, wenigstens aber wieder aufwachen würde. Mjöllnir zuckte in seiner Hand, und fast glaubte er, so etwas wie Enttäuschung zu spüren, vielleicht sogar Ärger.
Ein weiterer, noch viel gewaltigerer Donnerschlag ließ die Stadt erbeben, und Dutzende grellweißer dünner Blitze rasten über den Himmel, wie um ihn buchstäblich in Stücke zu schneiden. Und mit jedem Donnerschlag, jedem Blitz und jeder heulenden Sturmböe wurde Mjöllnirs Wüten gewaltiger.
Den Sturm zu rufen war leicht gewesen. Ihn wieder zu bändigen war fast unmöglich. Aber die Gewalten, die er heraufbeschworen hatte, tobten nun draußen auf dem Meer und drohten die Flotte zu vernichten, der sie doch eigentlich zu Hilfe kommen sollten.
Irgendwie gelang es ihm, das Monster wieder zu bändigen, auch wenn er dabei den Großteil seiner eigenen Kraft einbüßte, wie er schon im nächsten Augenblick schmerzhaft zu spüren bekam. Eine Speerspitze schrammte über seinen Schild und zerbrach daran, aber die Wucht des Stoßes ließ ihn zurücktorkeln und hätte ihn von den Füßen gerissen, wäre er nicht mit dem Rücken gegen eine Wand geprallt. Funken stoben, als eine Schwertklinge neben ihm über den Stein schrammte, und er brachte Mjöllnir gerade noch rechtzeitig genug in die Höhe, um den Angreifer von sich zu stoßen.
Als er das nächste Mal heranstürmte, trat Thor ihm die Beine unter dem Leib weg, und dieses Mal hinderte Thor Mjöllnir nicht daran, seinen Hunger zu stillen.
Mit einem weiteren, weit ausholenden Hieb verschaffte er sich Luft, fuhr auf dem Absatz herum und rannte in die Richtung los, aus der der größte Schlachtenlärm kam.
Sehr weit brauchte er nicht zu laufen. Wenn es überhaupt so etwas wie eine geordnete Verteidigung gegeben hatte, dann war sie längst zusammengebrochen. Flüchtende Männer kamen ihm entgegen, viele von ihnen verwundet, und wo es überhaupt noch Widerstand gab, wurde er rasch und erbarmungslos gebrochen. Bjorns Reiter schienen überall zu sein, und ihre Zahl war endlos.
Dann sah er, wie der erste Einherjer starb. Es war möglich, die Goldenen Krieger zu besiegen, wenn auch um einen furchtbaren Preis: Mindestens ein Dutzend von Bjorns Reitern stürzte sich gleichzeitig auf ihn. Der Einherjer empfing sie hoch aufgerichtet und mit wütenden Hieben und Schildstößen, die mit fast magischer Sicherheit ihr Ziel trafen und zwei, drei, vier Reiter fällten, noch bevor sie ganz heran waren. Die anderen stürmten blindlings weiter, versuchten ihn niederzureiten und hieben mit Schwertern und Speeren auf ihn ein, und als auch das nichts nutzte, sprangen sie aus den Sätteln und begruben ihn einfach mit ihrer schieren Masse unter sich. Schwert und Schild des goldenen Riesen forderten weitere Opfer, aber er wurde dennoch niedergerissen und verschwand unter einem ganzen Knäuel wütender Leiber und blitzender Waffen.
Thor stürmte los, aber er wusste, dass er zu spät kommen würde. Messer- und Speerspitzen stießen nach dem gestürzten Krieger, suchten nach Spalten und Lücken in seiner Rüstung und gruben sich in das empfindliche Fleisch darunter. Als Thor den Krieger erreichte und die Angreifer mit einem wütenden Schlag Mjöllnirs von ihm herunterschleuderte, lag er bereits in einer rasch größer werdenden Blutlache und rührte sich nicht mehr.
Der Anblick schockierte Thor so sehr, dass er sogar darauf verzichtete, seine Mörder zu verfolgen und zu bestrafen. Zwei oder drei hämmernde schwere Herzschläge lang stand er einfach nur da und starrte den Toten an. Es war nicht nur der Mythos der Unbesiegbarkeit, der da zerbrochen vor ihm lag. Noch vor wenigen Stunden waren Männer wie er seine Todfeinde gewesen, und noch vor wenigen Augenblicken hatte er sie allerhöchstens als unwillkommene Verbündete betrachtet. Nun war ihm klar, wie sehr er sich getäuscht hatte. Krieger wie dieser waren seine Freunde gewesen, seine Waffenbrüder und noch so vieles mehr.
Eine kalte, entschlossene Wut ergriff von ihm Besitz. Mit einer steifen, kaum noch menschlich wirkenden Bewegung wandte er sich um, schleuderte Mjöllnir und sah zu, wie der Hammer die drei überlebenden Angreifer in einer einzigen zornigen Bewegung zerschmetterte, bevor er in seine
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