Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
auf seine Hand. Thor fragte sich, ob er das der bloßen Wirkung wegen tat oder tatsächlich darauf angewiesen war, den Vogel zu berühren. Nach einem Moment spreizte der Rabe wieder die Flügel und sprang in den Sturm hinauf.
    »Sie sind tatsächlich abgezogen«, sagte er in fast verwundertem Ton. »Trotzdem: Würde es dir etwas ausmachen?«
    Im allerersten Moment verstand Thor nicht einmal, was er meinte, als er die Hand ausstreckte. Dann schürzte er nur verächtlich die Lippen, löste Mjöllnir vom Gürtel und warf ihn Loki zu. Der blonde Hüne fing den schweren Hammer, ohne mit der Wimper zu zucken auf, und Thor senkte die Hand noch einmal zum Gürtel und zog auch das Schwert, um es einem seiner Männer auszuhändigen.
    Loki schob sich den Stiel des Hammers unter den Gürtel undmachte eine einladende Geste. »Ich glaube, dein Freund wartet auf uns.«
    Thor sparte sich jede Antwort. Gehorsam folgte er Loki und einem weiteren halben Dutzend seiner Einherjer ins Haus und in das ehemalige Amtszimmer des Jarls.
    Bjorn saß an einem niedrigen Tisch am Kamin und sah ihnen mit versteinerter Miene entgegen. Flankiert und bewacht wurde er von zwei hoch gewachsenen Gestalten in schimmernden Rüstungen, die so reglos wie lebensgroße Statuen hinter ihm in die Höhe ragten. Bjorns Schwert lag vor ihm auf dem Tisch. Der Jarl zeigte keinerlei Regung, als Thor und Loki zusammen mit einem halben Dutzend Krieger eintraten, aber er sah bestürzt aus, als er Urd sah, und regelrecht entsetzt, als er das in helle Tücher eingewickelte Bündel gewahrte, das sie an sich presste. Thor bedeutete ihm mit einem nur mit den Augen angedeuteten Kopfschütteln zu schweigen, und Bjorn gehorchte. Sein Blick ging zu Thors leerem Gürtel, dann zu dem Hammer in Lokis Besitz.
    Loki trat vor ihn hin, legte fragend den Kopf auf die Seite und ließ eine geraume Weile verstreichen, bevor er unwillig fragte: »Willst du nicht vor deinem Gott auf die Knie fallen, Bjorn?«
    »Ich sehe keinen Gott.«
    Einer der beiden Krieger hinter Bjorn hob die Hand, wie um ihn zu schlagen, aber Loki hielt ihn mit einer raschen Bewegung zurück. »Ganz zweifellos, du musst Bjorn sein«, sagte er. »Selbst wenn mein Bruder mir nicht gesagt hätte, dass du hier auf mich wartest, wüsste ich jetzt, dass du es bist. Man hat mir gesagt, dass der Jarl von Midgard ein sehr mutiger Mann ist, der nicht einmal die Götter fürchtet.«
    »Das tue ich durchaus«, erwiderte Bjorn. »Wenn es die richtigen sind.«
    »Allerdings hat mir niemand gesagt, dass du dumm bist«, fuhr Loki unbeeindruckt fort. »Warum willst du mich provozieren? Ich dachte, du hättest meinem Bruder den Frieden angeboten?«
    »Und ich habe ihn überzeugt, das Angebot anzunehmen.«
    »So?«, fragte Loki lauernd. »Und wie?«
    »Er hat mir etwas gezeigt«, mischte Thor sich ein. »Es wird dich auch überzeugen, wenn du es siehst.« Er machte eine Geste zur Tür. »Es ist draußen im Hof. Du solltest es dir ansehen.«
    »Und was sollte das sein?« Es war Urd, die diese Frage stellte. Ihre Stimme troff vor Misstrauen und Hohn, und Thor musste sich mit aller Macht beherrschen, um ihr nicht mit den Worten zu antworten, die ihm auf der Zunge lagen.
    »Etwas, das er aus unserer Heimat mitgebracht hat«, antwortete er. »Aus unserem alten Haus, Urd. Willst du es sehen?«
    »Für wie dumm hältst du mich, Bruder?«, fragte Loki.
    »Dumm?« Thor schüttelte den Kopf. »Ich halte dich nicht für dumm. Aber auch nicht für feige.«
    Loki starrte ihn einen halben Atemzug lang beinahe hasserfüllt an und knirschte vor Zorn mit den Zähnen, bevor er eine abgehackte Geste zu einem seiner Begleiter machte. Der Mann eilte hinaus, kehrte jedoch schon nach wenigen Augenblicken zurück und antwortete mit einem ebenso stummen Nicken. Die beiden Einherjer zerrten Bjorn auf die Füße, und zwei weitere Männer traten hinter Thor. Sie wagten es nicht, ihn anzurühren, aber Thor hatte keinen Zweifel daran, dass sie es tun würden, wenn Loki es ihnen befahl.
    Der Sturm war noch einmal stärker geworden, als sie in den kleinen, von mehr als mannshohen Mauern umgebenen Innenhof hinaustraten. Der Hof war leer; an der Schmalseite führte eine kleine Tür zu einem Nebengebäude, ihr gegenüber ein großes, mit einem Riegel verschlossenes Tor auf die Straße hinaus. Wo der Himmel sein sollte, befand sich nur eine brodelnde schwarze Decke, in der es immer wieder unheimlich aufleuchtete, niedrig genug, dass man sie mit dem ausgestreckten Arm

Weitere Kostenlose Bücher