freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
berühren zu können glaubte. Selbst im Schutze der Mauern war der Wind so heftig, dass er er an ihren Haaren und Kleidern zerrte und sie die Stimmen heben mussten, um sich überhaupt noch verständigen zu können.
Loki ging mit raschen Schritten bis in die Mitte des kleinenHofes. »Und was soll hier sein?«, fragte er. Zugleich erscholl ein misstönendes Krächzen, halb verschlungen vom Heulen des Sturmes, und ein gefiederter schwarzer Dämon tauchte aus der Schwärze über ihnen auf und senkte sich auf Lokis ausgestreckten Arm herab.
Er erreichte ihn nie.
Das Tor auf der anderen Seite des Hofes explodierte in einem Splitterregen, aus dem etwas Riesiges, Weißes heraussprang, das mit einem einzigen gewaltigen Satz bei Loki und dem Raben war. Gewaltige Fänge blitzten auf und schnappten mit der Wucht einer Bärenfalle zu. Thor rammte den linken Ellbogen mit aller Gewalt nach hinten und fühlte Metall und Knochen unter dem Stoß brechen, während er den anderen Arm ausstreckte und Mjöllnir wie von selbst in seine ausgestreckte Hand flog. Der Rabe kreischte und schlug bereits sterbend noch einmal mit den gewaltigen Flügeln, und Loki brüllte noch lauter und in schierer Todesqual, taumelte gegen die Wand und krümmte sich, während er zusammenbrach.
Der Kampf war kurz, aber brutal. Ein zweiter, dritter und vierter Wolf sprangen knurrend in den Hof hinein und stürzten sich auf Lokis Krieger. Mit einem Rückhandschlag fällte Thor den zweiten seiner Bewacher, der hinter ihm stand, und ließ noch in der gleichen Bewegung den Hammer fliegen. Auch Bjorn erwachte plötzlich aus seiner Erstarrung, war mit zwei raschen Schritten hinter Urd und schlang ihr den Arm um den Hals; in seiner anderen Hand blitzte ein Messer, dessen Klinge er an ihre Kehle setzte. Mjöllnir flog ein zweites Mal aus Thors Hand, pflügte einen blutigen Halbkreis durch den Hof und fällte gleich drei Krieger, bevor er in seine Hand zurückkehrte. Kaum ein Atemzug war vergangen, seit der Wahnsinn begonnen hatte, aber nur noch zwei von Lokis Kriegern standen aufrecht.
Der eine stürzte, von gleich drei Wölfen angesprungen, die unverzüglich über ihn herfielen und ihn in Stücke zu reißen begannen, der andere hatte Schwert und Schild gehoben und wich rückwärts gehend vor Thor zurück, erstarrte plötzlich mitten in der Bewegung und kippte dann stocksteif nach vorne. Zwischenseinen Schulterblättern ragte das Blatt einer gewaltigen doppelklingigen Axt hervor, die lautlos aus der Dunkelheit herangeflogen gekommen war.
Dann war der Kampf vorbei, so plötzlich und unerwartet, wie er begonnen hatte. Mjöllnir schrie in seiner Hand nach weiteren Leben, die er nehmen konnte, und tief in seiner Seele verlangte noch eine andere, ungleich ältere Stimme nach Blut, ganz egal ob das von Freund oder Feind.
Thor brachte die Stimme mit einer gewaltigen Willensanstrengung zum Schweigen, befestigte den Hammer wieder an seinem Gürtel und nahm auch noch das Schwert eines toten Einherjers an sich, das er in die leere Scheide an seinem Gürtel schob, bevor er sich wieder erhob und zu Urd hinüberging. Was er in ihren Augen las, war blanker Hass.
Ohne ein einziges Wort nahm er ihr Lifthrasil aus den Armen, trat zurück und wandte sich gerade rechtzeitig genug um, um Sverig zu sehen, der durch die aufgebrochene Seitentür trat und neben dem toten Krieger niederkniete, um die Axt aus seinem Rücken zu ziehen. Hinter ihm tauchte eine zweite und deutlich schlankere Gestalt auf, die mit raschen Schritten näher kam und die Arme ausstreckte.
Lifthrasil erwachte und begann mit einem dünnen Weinen gegen die unsanfte Behandlung zu protestieren, beruhigte sich aber auch fast sofort wieder, als Gundri sie an die Brust drückte und sanft zu wiegen begann.
Thor gab den beiden Einherjern einen Wink, und sie eilten zu der Tür, durch die sie gekommen waren, schoben sie zu und legten einen schweren Riegel vor, während er selbst zu Loki ging.
Aus dem Inneren des Gebäudes war der Lärm von Schritten und das Klirren von Waffen zu vernehmen, und aufgeregte Stimmen drangen durch das dicke Holz.
Thor warf einen besorgten Blick auf den Riegel. Wie die Tür selbst war er massiv und mit Eisen verstärkt, aber er wusste auch, wie stark die Krieger in den goldenen Rüstungen waren. Ihnen blieb nicht viel Zeit.
Loki lebte und war sogar bei Bewusstsein. Der grausame Schmerz, der ihn niedergeworfen hatte, war erloschen, als Fenrir den Raben entzweigebissen hatte, aber seine Glieder
Weitere Kostenlose Bücher