freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
genug von ihnen gefunden, um deiner Geschichte Glaubwürdigkeit zu verleihen, und das genau da, wo du es beschrieben hast. Ich soll dir den Dank von Endre ausrichten.«
»Endre?«
»Du hast sie kennengelernt«, erinnerte Bjorn. »Sie hat eure Pferde wiedererkannt. Und sie hat auch die Rüstungen der Toten wiedererkannt. Es waren die Männer, die den Hof niedergebrannt und ihre Familie verschleppt haben. Ich soll dir ihrenDank ausrichten, dass du die Mörder ihrer Familie bestraft hast.«
»Ist das sicher?«, fragte Thor.
»Sie hat einen von ihnen genau erkannt«, antwortete Bjorn. »Besser gesagt das, was du von ihm übrig gelassen hast.«
»Das meine ich nicht«, antwortete Thor. »Die Mörder ihrer Familie? Ist es denn bewiesen, dass sie tot sind? Vielleicht hat man sie nur verschleppt, um sie als Sklaven zu verkaufen.«
Bjorn lachte leise. »Verschleppt?« Er schüttelte den Kopf, nahm einen weiteren, noch größeren Schluck Wein und fuhr sich noch einmal mit dem Handrücken über die Lippen, als wäre er eine andere Art von Getränk gewohnt, das eher dazu neigte, Schaum auf den Lippen zu hinterlassen. »Diese verfluchten Lichtbringer handeln nicht mit Sklaven. Sie machen keine Gefangenen. Und wenn, dann nur, um sie ihrem noch viel verfluchteren Gott zu opfern und bei lebendigem Leib zu verbrennen.«
»Lichtbringer?« Er lauschte einen Moment in sich hinein und suchte nach einem vertrauten Echo, aber da war nichts.
»Die Priester des Lichtgottes«, antwortete Bjorn. »Du hast sechs von ihnen kennengelernt.«
»Das waren keine Priester.«
»Natürlich nicht«, sagte Bjorn. »Sie sind eine Bande von Mördern und Räubern, die im Namen ihres Gottes stehlen und brandschatzen. Aber sie nennen sich Priester, und die Menschen glauben ihnen. Was auch kein Wunder ist. Die, die nicht an sie glauben – oder wenigstens so tun –, bringen sie um.«
Thor sah ihn fragend an, und Bjorn hielt seinem Blick nicht nur stand, sondern blickte seinerseits fragend, und das lange genug, um nicht nur einen, sondern gleich zwei weitere Schlucke Wein zu trinken. Thor begriff, dass es hier keineswegs nur um die Frage ging, wer den anderen am Ende niederstarren würde. Er wurde auf die Probe gestellt, und er war keineswegs sicher, ob er diese Probe auch bestand.
»Du hast nicht die geringste Ahnung, wovon ich rede, habe ich recht?«, fragte Bjorn schließlich.
»Sollte ich das?«
»Du bist entweder der beste Lügner, dem ich jemals begegnet bin, oder die Frau hat die Wahrheit gesagt.«
»Urd?«
»Du erinnerst dich an nichts.«
»Was habt ihr Urd getan?«, fragte Thor. Erst als ihm Bjorns Blick auffiel, merkte er selbst, mit welch veränderter, plötzlich leiserer und gefährlich klingender Stimme er die Frage ausgesprochen hatte. Er merkte auch erst jetzt, dass sich seine Hand so fest um den Becher geschlossen hatte, dass sie das weiche Silber zu zerquetschen begann, denn das Trinkgefäß war plötzlich nicht mehr ganz rund.
»Getan?« Bjorn schüttelte den Kopf. »Nichts. Und bevor du es sagst: Sverig mag nicht der freundlichste Mensch sein, aber er würde niemals die Hand gegen eine Frau erheben. Ganz davon abgesehen«, fügte er mit einem leisen Lachen hinzu, das allenfalls ein wenig unter dem nervösen Blick litt, mit dem er den zusammengedrückten Becker in seiner Hand maß, »dass sie ihm selbige wahrscheinlich abbeißen würde.«
Ja, das klang ganz nach der Urd, die er kannte.
»Sie hat uns nur erzählt, dass du ihr Leben gerettet hast. Und nicht weißt, wer du bist und woher du kommst. Stimmt das?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Thor.
Bjorn lachte, aber es klang nicht wirklich überzeugend. »Ja, das ist genau die Antwort, die ich erwartet habe. Geradeheraus gefragt: Bist du Thor, der Gott des Donners?«
»Geradeheraus geantwortet: Stellst du oft so dumme Fragen?«
»Ich habe die Toten gesehen«, gab Bjorn zurück, ohne verletzt zu sein, aber auch ohne zu lächeln. »Es müssen gewaltige Krieger gewesen sein, mit mächtigen Waffen.« Er stand auf, ging zu einer Truhe am anderen Ende des Raums und kam mit einem in ein grobes Tuch eingeschlagenen Gegenstand zurück, bevor er weitersprach. »Es fällt mir schwer, zu glauben, dass ein einzelner Mann sie besiegt haben soll, mit nichts als einem Hammer. Aber so scheint es wohl gewesen zu sein.«
»Ich hatte Glück«, antwortete er ausweichend. »Und es waren nur zwei. Was den anderen zugestoßen ist, weiß ich nicht.«
»Der Junge erzählt etwas
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