Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Thor«, antwortete Lif.
    Urds Gastgeber hielt eine Überraschung für ihn bereit, als sie zurückkamen. Trotz der noch frühen Stunde brannte das Feuer in der Esse schon hoch, und der alte Schmied war bereits emsig dabei, alles für das bevorstehende Tagwerk vorzubereiten. Noch hatte die Holzkohle nicht die richtige Temperatur und glühte nur dunkel- statt hellrot, auf einem steinernen Sims daneben lagen aber bereits etliche eiserne Rohlinge bereit – armlange Eisenstangen mit quadratischem Querschnitt, aber auch schon halb fertiggestellte Werkzeuge und ein gutes halbes Dutzend Schwerter von unterschiedlicher Länge. Ein Blasebalg lag bereit, und Hensvig war gerade dabei, Öl in einen flachen steinernen Bottich zu gießen, um das glühende Eisen später im richtigen Moment abzukühlen und dadurch zusätzlich zu härten.
    »Wir sind zu spät!«, sagte Lif, kaum dass sie in die Straße eingebogen und das Haus in Sichtweite gekommen war. Er beschleunigte seine Schritte. »Ich habe Hensvig versprochen, ihm zur Hand zu gehen.«
    Thor passte sein Tempo dem des Jungen an, doch seine Aufmerksamkeit galt nun sehr viel mehr dem Schmied selbst als seinen Vorbereitungen oder seinem Werkzeug. Hensvig wirkte nicht so, als wäre er wirklich ausgeschlafen: Seine Haut hatte einen leichten Stich ins Graue, und unter seinen Augen lagen dunkle, schwere Ringe. Gestern Abend hatte Thor diesen Eindruck auf ein gewisses Übermaß an Wein geschoben, den Hensvig nicht gewohnt war, nun aber sah der Schmied eher noch erschöpfter aus, und sein Blick hatte etwas Fahriges. Trotzdem ergriff ein sehr ehrliches Lächeln von seinen bärtigen Zügen Besitz, als sie näher kamen. Er ließ die Eisenstange sinken, mit der er gerade hantiert hatte, und trat ihnen ein paar Schritte entgegen.
    »Ihr kommt genau im richtigen Moment«, sagte er. »Sventje hat schon zweimal gefragt, wo ihr bleibt. Sie hasst es, mit dem Frühstück warten zu müssen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Lif hastig. »Ich habe nicht gemerkt, dass –«
    »Es ist nie zu spät, den Tag mit einer guten Mahlzeit zu beginnen«, unterbrach ihn Hensvig. »Jetzt geh und iss. Danach kannst du mir helfen.«
    »Ich bin nicht hungrig«, antwortete Lif, »und –«
    Hensvig unterbrach ihn erneut. »Wessen Groll willst du dir zuziehen, Lif? Den meinen oder den meines Weibes?«
    Lif wirkte einen Moment lang einfach nur verdutzt, rettete sich dann in ein verlegenes Lächeln und verschwand schließlich mit schnellen Schritten im Haus, nachdem Hensvig ihm noch einmal zugezwinkert hatte.
    Thor wartete, bis er das Geräusch der Tür gehört hatte, die hinter dem Jungen zufiel. Erst dann sagte er: »Es war meine Schuld. Ich habe ihn aufgehalten.«
    »Ich weiß«, sagte Hensvig mit einem abermaligen gutmütigen Lächeln, das darauf hindeuten ließ, dass ihm nicht nur die Tatsache bewusst war, sondern auch der Grund. »Er ist ein guter Junge. Gib gut auf ihn acht und auch auf seine Mutter. Sie haben es verdient, ein wenig zur Ruhe zu kommen.«
    Er legte die Eisenstange in die Glut, sah sie einen Momentlang stirnrunzelnd an, so als würde er darauf warten, dass etwas ganz Bestimmtes geschah, und nahm sie dann wieder heraus, um sie auf den Sims zurückzulegen. Nicht zum ersten Mal fiel Thor auf, dass er leicht verwirrt wirkte. Wortlos trat er neben ihn, nahm den Blasebalg und fachte die Glut mit nur zwei kräftigen Bewegungen weiter an. Noch immer, ohne etwas zu sagen, legte er eine angefangene Schwertklinge in die rote Holzkohle und wartete, bis das Metall zu glühen begann. Sichtlich zu früh für Hensvigs Geschmack nahm er den Rohling heraus und trug ihn zum Amboss, doch was dem Metall noch an durch Hitze gewonnener Geschmeidigkeit fehlte, machte er mit der schieren Kraft wett, mit der er den schweren Schmiedehammer auf die Klinge niedersausen ließ.
    Hensvig sah ihm eine Weile schweigend zu. Sichtlich beeindruckt nahm er das halb geschmiedete Schwert vom Amboss, betrachtete es einen Moment lang kritisch und sagte dann: »Du bist kein Schmied.«
    »Das habe ich auch nie behauptet«, antwortete er.
    »Aber du hast Talent«, fuhr Hensvig fort. »Oder wenigstens Kraft, was schon einmal eine wichtige Voraussetzung ist.« Er legte das Schwert auf den Sims zurück, und Thor konnte sehen. wie ihn ein rascher Schauer durchfuhr, als hätte er Schüttelfrost.
    »Ich könnte einen Gehilfen brauchen«, fuhr er nach einer Weile fort. »Ich fürchte, du musst noch eine Menge lernen, aber ich erkenne ein Talent, wenn

Weitere Kostenlose Bücher