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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sehschlitze seines Helms hindurch an, fuhr dann aber auf dem Absatz herum und stürmte mit ausgreifenden Schritten davon. Bjorn sah ihm stirnrunzelnd nach und machte dann eine kaum merkliche Handbewegung, woraufhin ihm zwei der drei Krieger ebenfalls folgten, und wandte sich mit einem nicht ganz überzeugenden Lächeln wieder an Thor.
    »Manchmal übertreibt er es«, seufzte er. »Aber er ist ein guter Mann … nur hat er eben das Problem der meisten guten Männer. Sie mögen keine anderen guten Männer neben sich.«
    »Die wirklich guten Männer schon«, sagte Thor, was der bärtige Jarl aber geflissentlich ignorierte.
    »Lass dich einfach nicht reizen«, sagte er. »Er ist nun einmal wie er ist. Früher oder später sucht er sich ein anderes Opfer und lässt dich in Ruhe.« Er machte eine Kopfbewegung auf den Hammer an Thors Gürtel. »Vielleicht war es ein Fehler, dein kleines Kunststückchen da in seiner Gegenwart vorzuführen.«
    »Und vor so vielen Zeugen«, fügte Thor hinzu.
    »Ja, möglicherweise auch das … wie ist deine Entscheidung? Begleitest du uns?«
    Thor glaubte nicht, dass es wirklich seine Entscheidung war, aber das laut auszusprechen wäre vermutlich auch nicht besonders klug. So nickte er nur, bat Bjorn noch um einen kurzen Moment Geduld und ging ins Haus, um sich von Urd und ihrem Sohn zu verabschieden.
    Lif, der gerade erst im Haus verschwunden war, war nicht da, doch Urd war gerade damit beschäftigt, zusammen mit Hensvigs Frau ein Frühstück aufzutragen, das kaum weniger fürstlich war als das Abendmahl von gestern. Beide nahmen kaum Notiz von ihm, aber am Tisch saß noch eine dritte Person, mit der er zuallerletzt gerechnet hätte.
    Elenia.
    Sie war sehr blass, und das Allererste, was ihm auch jetzt wieder auffiel, war die verblüffende Ähnlichkeit mit ihrer Mutter. Auf ihrer Wange prangte eine fast fingerbreite, hässlich entzündete Narbe, die durch die dick aufgetragene graue Salbe nochhässlicher wurde, aber nicht einmal das vermochte ihre Schönheit wirklich zu zerstören.
    Sie saß am Tisch, ein gutes Stück von der alten Frau und ihrer Mutter entfernt und hatte beide Hände flach nebeneinander auf die sorgsam gescheuerte Platte gelegt, und das so fest, dass jegliches Blut aus ihren Fingern gewichen war. Sie sah direkt in seine Richtung, als er eintrat, und für einen winzigen Moment, weniger als die Dauer eines einzelnen Herzschlags vielleicht, begegneten sich ihre Blicke.
    Aber er sah nicht Elenia. Es waren Urds Augen, in die er sah, und tief unter diesem vertrauten Blick verborgen, seinem bewussten Erkennen entzogen und zugleich unübersehbar, war noch etwas, das ihm auf erschreckende Weise vertraut schien.
    »Thor!« Sventjes Stimme brach den Bann. »Du kommst gerade rechtzeitig, um – au! «
    Thor riss seinen Blick endgültig vom Gesicht des Mädchens los und war mit zwei schnellen Schritten am anderen Ende des Tisches und bei Hensvigs Frau; wenn auch nicht so schnell wie Urd, die bereits die Hand nach ihrem Arm ausgestreckt hatte. Mit der anderen entwand sie ihr geschickt das Messer, mit dem sich Sventje geschnitten hatte, und legte es auf den Tisch.
    »Was ist passiert?«, fragte er alarmiert.
    »Nichts!«, antwortete Sventje. Sie klang eher verärgert als schmerzerfüllt, obwohl sie sich wirklich übel geschnitten hatte. Die Wunde blutete so stark, dass Sventje die andere Hand darunter hielt, um den roten Strom aufzufangen, und war vermutlich äußerst schmerzhaft.
    »Das war meine eigene Dummheit«, fuhr die alte Frau fort, nun eindeutig zornig. »Ich dummes, altes Weib! Seit fünfzig Jahren schneide ich das Brot, und nun passiert mir das!«
    »Lass mich deine Hand sehen«, bat er. Der Schnitt war wirklich tief, und die alte Frau verbot sich zwar tapfer jeden Schmerzlaut und verzog auch keine Miene, aber in ihren Augenwinkeln schimmerten Tränen; und darüber hinaus wusste er, wie schlecht auch an sich harmlose Wunden bei alten Menschen oft heilten. Ganz instinktiv streckte er die Hand nach ihr aus, und Urd sagte: »Nicht!«
    Nicht nur Thor selbst, sondern auch Sventje sahen sie überrascht an, und sogar Urd selbst wirkte fast erschrocken. Dann schüttelte sie nur umso heftiger den Kopf.
    »Das ist nichts für deine groben Kriegerhände«, sagte sie. »Lass mich das machen! Wenn du helfen willst, dann hol Verbandszeug. Es ist in der Truhe neben dem Kamin.«
    Thor ging, um das Verlangte zu holen, und Urd nutzte die Zeit, um Sventje mit sanfter Gewalt auf einen Schemel zu

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