freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
hier drinnen deutlich intensiver, und er wusste schon, was er bedeutete, bevor sich seine Augen an das veränderte Licht gewöhnt hatten und ihm seinen Ursprung zeigten.
Die Rauchschwaden, die ihm so sonderbar vorgekommen waren, waren tatsächlich kein Holzrauch, sondern heißer Dampf, der aus einer kreisrunden sprudelnden Wasserstelle am anderen Ende des Raumes aufstieg – einer heißen Quelle, von der eine seiner verschütteten Erinnerungen hartnäckig behauptete, dass sie so hoch oben im Gebirge gar nicht da sein durfte. Aber sie war da, und sie war nicht nur die Ursache des grauen Dampfs, den er draußen gesehen hatte, sondern auch einer wohltuenden, wenn auch feuchten Wärme, die den gesamten Raum und die Luft bis in seine Lungen hinein erfüllte.
»Zieh deinen Mantel aus«, riet ihm Bjorn. »Und am besten auch Wams und Hose. Wir bleiben nicht lange, und es ist vielleicht keine gute Idee, in nassen Kleidern weiterzugehen.«
Während er gehorchte und sich genau wie Bjorn und seine Begleiter der diversen Lagen von Kleidern entledigte, in die sie sich gehüllt hatten, um der Kälte hier oben zu trotzen, nutzte er die Zeit, um sich neugierig in Arnulfs Heim umzusehen. Es war … ungewöhnlich und vollkommen anders, als er erwartet hatte. Angesichts des Umstands, dass es hier drinnen vermutlich nicht nur immer warm, sondern vor allem feucht war, hatte der Jäger praktisch die gesamte Einrichtung aus Stein und dünnen Schieferplatten gebaut, die er sorgsam behauen und in vermutlich monate-, wenn nicht jahrelanger Arbeit zurechtgeschliffen hatte. Dennoch war es ihm irgendwie gelungen, so etwas wie Behaglichkeit zu erzeugen, auch wenn es Thor ein Rätsel blieb, wie.
Vielleicht kam dieser Eindruck auch nur durch die Wärme zustande, die durch Mark und Knochen ging und einen jeden einlullte, ehe man sich versah.
Arnulf verstaute ihre Kleider in einer Truhe, um sie wenigstens notdürftig für die Dauer ihres Aufenthalts vor der Feuchtigkeit zu schützen, und sie versammelten sich, nur noch mit Lendenschurz bekleidet und – mit Ausnahme Sverigs, der seine gewaltige Axt neben sich auf den Boden legte und ihn dabei mit herausfordernden Blicken maß – auch ohne ihre Waffen um die heiße Quelle wie um ein Lagerfeuer.
Ganz wie über einem solchen war ein metallener Bratspieß darüber angebracht, auf dem etwas Kleines und ehemals Vierbeiniges aufgespießt war, das in dem kochenden Dampf garte. Zu siebt, wie sie jetzt waren, blieb für jeden von ihnen kaum mehr als ein Appetithappen, und spätestens, nachdem er den ersten Bissen gekostet hatte, entschied Thor, lieber gar nicht erst darüber nachzudenken, was er da aß. Immerhin musste es nahrhaft sein, so, wie Arnulf aussah. Oder es gab ziemlich viel davon.
»So, und jetzt erzähl, Arnulf«, begann Bjorn, nachdem sie schweigend zu Ende gegessen und der Höflichkeit ihrem Gastgeber gegenüber damit Genüge getan hatten. »Du hast Spuren gefunden? Was für Spuren und wo?«
»Fußspuren«, antwortete Arnulf. Er wirkte ein bisschen irritiert, als wundere er sich, warum Bjorn diese Frage überhaupt stellte. Dann sah er Thor an, nickte bei sich und fuhr in verändertem Ton und heftig mit beiden Armen gestikulierend fort: »Es waren die Spuren eines Riesen, ganz sicher. Oben beim Rabenpass.«
»Ein Riese?«, fragte Bjorn.
Wieder sah Arnulf Thor an, bevor er antwortete. »Kein Mensch kann solche Spuren hinterlassen, glaub mir! Sie waren dreimal so lang wie meine Hand und zweimal so breit. Und ohne Zehen.«
»Schneeschuhe«, vermutete Sverig.
»Sogar dafür waren sie zu groß«, beharrte der Jäger. »Und zu tief. Kein Mann würde so tiefe Spuren im Schnee hinterlassen!«
»Auch kein Mann in einer Rüstung und mit schweren Waffen?«, fragte Thor.
Arnulf sah ihn eine Weile nachdenklich und, soweit das überhaupt noch möglich war, noch misstrauischer als bisher an. Dann schüttelte er den Kopf. »Woher sollten sie gekommen sein? Es gibt nur einen Weg hier herauf, und den seid ihr gekommen.«
»Und dieser – wie hast du ihn genannt – Rabenpass?«
»Er heißt nur so«, antwortete Bjorn an Arnulfs Stelle. »Ein Spalt zwischen den Felsen, der höher hinauf in die Berge führt. Aber letzten Endes dennoch ins Nichts.«
»Und was ist dahinter?«
»Das weiß keiner«, antwortete Arnulf. »Niemand ist dem Weg bisher weit genug gefolgt, um es rauszufinden.«
»Und woher willst du dann wissen, wohin er führt?«, fragte Thor.
»Eine gute Frage«, antwortete nun wieder
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