Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Bjorn und machte gleichzeitig ein Gesicht, als wäre sie nicht nur gut, sondern würde ihn auch amüsieren. »Aber es ist einfacher, du siehst es dir selbst an. Dann verstehst du, was ich meine.«
    Er wandte sich mit übertriebener Gestik wieder an den Jäger. »Es ist ein weiter Weg zum Pass hinauf. Lass uns aufbrechen.«
    Ihre Kleider wieder anzulegen dauerte deutlich länger, als es in Anspruch genommen hatte, sie auszuziehen, zumal es keiner der Männer sonderlich eilig damit zu haben schien. Vielleicht lag es zum Teil daran, dass sie trotz der Truhe, in der Arnulf sie vorsorglich verstaut hatte, schon ein wenig feucht waren. Allein bei der bloßen Vorstellung, wie sie sich schon nach wenigen Augenblicken in der beißenden Kälte draußen auf der Haut anfühlen mussten, lief Thor schon wieder ein eisiger Schauer über den Rücken.
    Aber es wurde nicht so schlimm, wie er es erwartet hatte.
    Es wurde schlimmer.
    Stunde um Stunde stiegen sie höher in die Berge hinauf. Es schien unentwegt kälter zu werden, und auch die Sicht nahm im gleichen Maße ab, in dem die Temperaturen fielen und der Weg steiler wurde.
    Thor hatte seine vielleicht doch etwas vorschnell gefasste Meinung über Arnulf zuerst ein wenig und dann radikal überdacht, als er beobachtete, wie selbstverständlich sich der Jäger in dieser unwirtlichen Umgebung bewegte. Zu allem Überfluss jetzt auch noch in einen dicken Fellmantel gehüllt, erinnerte ervielmehr an eine struppige Pelzkugel als an einen Menschen, aber wenn, dann war es eine Pelzkugel, die nahezu schwerelos über Felsen und Grate hüpfte und ihren Weg auch dann noch mit untrüglicher Sicherheit fand, wenn es eigentlich gar keinen mehr gab.
    Als wäre das alles noch nicht genug, wurde aus dem eisigen Wind bald ein Sturm, der den zu kristallener Härte gefrorenen Schnee in Schleiern von den Felsen wehte, sodass sie nicht nur nahezu blind dahinstolperten, sondern auch jeder Schritt zu einer schieren Qual wurde. Die eisige Luft brannte in seinen Lungen, und was als weicher Schnee vom Himmel gefallen war, das prügelte der Wind nun als Hagelschauer aus Millionen und Abermillionen winziger spitzer Nadeln und Messerklingen auf sie ein. Längst hatte er die meisten anderen aus den Augen verloren und sah nur noch Bjorns Rücken, der sich mit gesenkten Schultern und aus dem Wind gedrehtem Gesicht vor ihm durch das Toben der Elemente schleppte, aber dieses weiße Chaos erschuf auch seine eigenen Gespenster, die ihrerseits unwillkommene Bilder aus seiner Erinnerung wachriefen. Im Kreischen des Sturmes glaubte er das Heulen einer Meute losgelassener Wölfe zu hören, was freilich nicht nur schwierig, sondern nachgerade unmöglich gewesen wäre.
    Gerade, als er glaubte, die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit erreicht zu haben, war es vorbei: Der Sturm kreischte ein letztes Mal schrill auf und überschüttete ihn mit einem Hagel scharfer Eiskristalle und brach dann so plötzlich ab, dass die darauffolgende Stille regelrecht in den Ohren dröhnte. Die aufgewirbelten Kristalle, ihres unsichtbaren Haltes beraubt, senkten sich rasch und mit einem unwirklichen Klingen und Klirren zu Boden.
    Allerdings nur hinter und neben ihm. Der schneebedeckte Fels vor Bjorn und Arnulf reichte nur noch drei oder vier Schritte weit und war dann einfach verschwunden, und an seiner Stelle gähnte der ungeheuerlichste Abgrund, den er jemals gesehen hatte.
    Im Nachhinein war er beinahe dankbar, dass sie das letzteStück des Weges nahezu blind zurückgelegt hatten. Er hatte keine Angst vor großen Höhen oder Abgründen, doch was er nun sah, das ließ sein Herz unwillkürlich schneller schlagen, und er musste sich überwinden, um nicht im Schritt zu stocken und neben Arnulf und den Jarl zu treten.
    Was Arnulf und die anderen als Pass bezeichnet hatten, entpuppte sich als ein kaum drei Schritte breiter, felsiger Pfad, der an der Flanke einer nahezu senkrecht aufstrebenden Felswand in die Höhe führte. An manchen Stellen war er sogar noch schmaler, und die Hand der Natur, die diesen steinernen Pfad geschaffen hatte, war nicht so umsichtig gewesen, auch noch ein Geländer anzubringen. Unmittelbar vor ihren Füßen stürzte der Fels genauso senkrecht in die Tiefe, wie er hinter ihnen emporstrebte, und das über Hunderte und Aberhunderte Manneslängen.
    »Beeindruckend«, sagte er. Seine Stimme klang rau in seinen Ohren, als wären selbst seine Stimmbänder in der grimmigen Kälte eingefroren. »Ist das der Rabenpass, von dem du

Weitere Kostenlose Bücher