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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lässt doch mehr und mehr nach. Ein Mann in seinem Alter sollte nicht mehr so schwer arbeiten, sondern die Jahre genießen, die ihm die Götter noch gewähren.«
    »Wohl wahr«, sagte Thor.
    Jetzt war es Bjorn, der fragend blickte.
    »Heute Morgen«, antwortete Thor. »Ich hatte das Gefühl, dass er Mühe hat, sich auf den Beinen zu halten.«
    »Oh, das.« Bjorn schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Er kränkelt seit ein paar Tagen. Vielleicht hat er sich zu viel zugemutet – was ihm nur ähnlich sehen würde. Nein, so schlimm ist es noch nicht. Aber früher oder später werden wir einen neuen Schmied hier brauchen.«
    »Und was bringt dich auf die Idee, dass Urd und ihre Kinder überhaupt hier bei euch bleiben wollen?«, fragte er.
    »Nichts«, antwortete Bjorn. »Aber nur die wenigsten gehenwieder fort, die einmal den Weg hierher gefunden haben. Wohin auch?«
    »Zurück nach Hause?«, fragte Thor.
    »Nach Hause?«, wiederholte Bjorn. »Du weißt von dem Zuhause, aus dem deine Gefährtin und ihre Kinder geflohen sind?«
    Ganz automatisch wollte er gegen das Wort »Gefährtin« protestieren, aber dann ging ihm auf, dass Bjorn mit dem, was er darüber hinaus gesagt hatte, vermutlich recht hatte. Noch einmal und noch viel schmerzhafter wurde ihm klar, wie wenig er über diese Welt und ihre Bewohner wusste.
    »Du denkst an die Lichtbringer?«
    »Ja«, antwortete Bjorn, und jede Spur eines Lächelns verschwand von seinem Gesicht. »Daran auch.«
    »Auch?«
    »Die Zeiten sind schwer, Thor«, antwortete Bjorn. »Es ist eine lange Geschichte … aber wir haben ja Zeit genug, auf dem Weg in die Berge, nicht wahr?«
    Wenigstens in den ersten zwei, drei Stunden kamen sie nicht dazu, über das Geheimnis von Midgard zu sprechen oder die Lichtbringer oder überhaupt irgendetwas, denn Bjorn und seine Begleiter legten ein Tempo vor, bei dem sie allesamt froh waren, sich im Sattel halten zu können. Obwohl Thor sich auch daran nicht erinnerte, war er sicher, ein guter Reiter zu sein, doch entweder täuschten ihn seine Erinnerungen in diesem Punkt, oder sie hatten ihm absichtlich ein ganz besonders störrisches Pferd gegeben, denn es hatte nicht nur versucht, nach ihm zu beißen, als er nach dem Zaumzeug gegriffen hatte, sondern auch ein paarmal, ihn abzuwerfen, und er hatte Sverigs schadenfrohe Blicke selbst durch den geschlossenen Helm hindurch spüren können.
    Mehrere Stunden lang ritten sie in scharfem Tempo nach Norden. Die Festung flog an ihnen vorüber, ebenso wie die verschneiten Felder und die Handvoll kleiner Gehöfte, die das geometrische Muster unterbrachen wie eingesponnene Beutestücke in einem riesigen Spinnennetz. Die Anzahl der Menschen, dieihnen begegneten, nahm im gleichen Maße ab, in dem sie sich dem oberen Ende des Tales näherten, und nicht einmal lange nach ihrem Aufbruch waren sie ganz allein. Als Thor sich eine kurze Weile danach einmal im Sattel umsah, waren die Festung und die Höfe ganz verschwunden und selbst das Dorf zu einem grauen Schmutzfleck in der weißen Einöde hinter ihnen zusammengeschmolzen.
    Soweit er das im Licht einer Sonne beurteilen konnte, die wie festgenagelt am Himmel stand, musste es gegen Mittag sein, als das Gelände so unwegsam wurde, dass sie absitzen und die Pferde am Zügel hinter sich herführen mussten … was der stämmige Schecke, den sie ihm gegeben hatten, selbstverständlich ausnutzte, um schon wieder nach ihm zu schnappen. Diesmal konnte er gerade noch und im buchstäblich allerletzten Moment die Hand zurückziehen, um nicht ein paar Finger einzubüßen.
    Der Moment, in dem sie auch auf diese Weise nicht mehr weiterkommen würden, war abzusehen, als der Weg vor ihnen plötzlich einen weiteren Knick machte und dann in ein schmales Hochplateau mündete, das vielleicht dreißig Schritte in die eine Richtung und zehn in die andere maß. Dennoch bot es Platz für ein aus unbehauenen Steinen grob zusammengefügtes, niedriges Haus, ein winziges, vornehmlich aus Gestrüpp bestehendes Wäldchen und zwei asymmetrische Koppeln. Eine davon war leer, in der anderen drängte sich ein halbes Dutzend grauweißer Tiere aneinander, von dem er nicht sagen konnte, ob es sich nun um magere Schafe oder besonders wollige Bergziegen handelte. Aus dem Rauchabzug im flachen Schieferdach der Hütte kräuselte sich etwas, das eher an Dampf als den Qualm eines Feuers erinnerte, und ein seltsamer Geruch wehte ihnen entgegen, der schwach an den Gestank fauler Eier erinnerte, auch wenn er

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