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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wäre, und deutete heftig gestikulierend zu Boden. Thor musste nicht nur ein paarmal blinzeln, sondern sich auch mit dem Handrücken das Eis aus den Augenwinkeln wischen, bevor er die Spur sah.
    Es war nur ein Teil einer Spur, nicht einmal ein ganzer Fußabdruck, der dem unablässigen Wischen und Verschleiern des Windes entgangen war, weil er in einem geschützten Winkel lag. Dass Arnulf ihn überhaupt gesehen hatte, erschien ihm geradezu unglaublich. Aber es war eindeutig ein Fußabdruck, nicht nur eine bloße Laune des Zufalls.
    Während sich die anderen zu ihnen gesellten, ließ sich Thor behutsam auf ein Knie herabsinken und streckte die Hand nach der halb verwehten Spur aus, ohne sie indes wirklich zu berühren. Es war der Abdruck eines sehr großen Fußes, ein wenig schräg, als wäre sein Besitzer an dem Felsen abgerutscht, dessen Windschatten ihn bis jetzt bewahrt hatte, und man musste nicht der beste aller Spurenleser sein, um zu erkennen, dass der Mann, der ihn hinterlassen hatte, ein wahrer Riese gewesen war. Und sie sah genauso aus, wie Arnulf sie beschrieben hatte.
    »Weiter hinten sind noch mehr!«, schrie Arnulf über das Heulen des Windes hinweg. »Jedenfalls waren sie da! Ich weiß nicht, was noch davon übrig ist!«
    »Zeig sie uns!«, befahl Bjorn.
    Arnulf nickte stumm, und sie durchquerten den Rest des Felsenlabyrinths und traten urplötzlich auf eine weite, vollkommen von frisch gefallenem Schnee bedeckte Fläche hinaus, die nahtlos in einen Himmel überzugehen schien, an dem zwar auch die für alle Zeiten an ihren Ort gebannte Sonne stand, der aber trotzdem deutlich dunkler war, als er sein sollte; als wäre ein Gutteil dessen, was blau sein sollte, nun schwarz geworden. Die Kälte, obwohl kaum weniger grimmig, war von einer anderen Art als unten auf dem Pass, und die Luft war hier spürbar dünner.
    »Komm mit!«
    Bjorn ließ ihm kaum Zeit, sich ganz an diese neue Umgebung zu gewöhnen, sondern zog ihn einfach mit sich. Thor folgte ihm gehorsam, von den Ereignissen und dieser sonderbaren Umgebung viel zu überrollt, um irgendetwas anderes zu tun.
    Die Ebene war nicht ganz so endlos, wie er im ersten Moment geglaubt hatte. Schon nach wenigen Schritten standen sie wieder vor einem Abgrund, der ihm noch deutlich tiefer vorkam als der, in den sie vorhin geblickt hatten … auch wenn es keinen Zweifel daran gab, dass es derselbe war, nur aus ungleich größerer Höhe betrachtet. Unter ihnen erstreckte sich eine schier unendliche, schneebedeckte Ebene, die in noch weit unendlicherer Entfernung von einer haardünnen Linie aus dunklem Blau von einem fast schwarzen Himmel getrennt wurde.
    Bjorn deutete schweigend direkt nach unten, und Thor musste gegen ein kurzes, aber heftiges Schwindelgefühl ankämpfen, als er gehorsam den Blick senkte und dabei den Fehler beging, sich leicht vorzubeugen.
    Direkt vor seinen Stiefelspitzen – vielleicht zwei Fingerbreit vor seinen Stiefelspitzen, um genau zu sein – stürzte die Felswand so lotrecht in die Tiefe, als hätte ein Riese das gesamte Bergmassiv mit einem einzigen Axthieb gespalten. Der Sturm, dem sie unten auf dem Pass mit Mühe und Not entkommen waren, tobte noch immer, und nun sah er auch, dass er niemals aufhören würde, denn es waren die starken Aufwinde hier an der Steilwand, die den Schnee immer und immer wieder hochwirbelten. Dieser Sturm war so alt wie die Berge selbst, und er würde anhalten, solange sie existierten.
    Es war ein durch und durch majestätischer Anblick, der ihn sich ebenso klein und unwichtig fühlen ließ, wie er ihm die Großartigkeit der Schöpfung vor Augen führte, deren Teil dieser Ort war, und er spürte tatsächlich so etwas wie ein ehrfürchtiges Erschauern … aber zugleich fragte er sich auch erneut, warum sie eigentlich hier waren. Bjorn würde sich selbst und seinen Männern kaum all diese Strapazen zugemutet haben, nur um ihm das zu zeigen.
    Er spürte Bjorns Blick unangenehm durchdringend auf sich ruhen, wandte den Kopf und nutzte die Gelegenheit, um unauffällig ein winziges Stück von der Kante zurückzuweichen.
    Bjorn sah ihn weiter auf eine nicht einmal unfreundliche, aber forschende Art an, die ihn jetzt sicher sein ließ, dass da noch etwas war, eine ganz bestimmte Reaktion, die er von ihm erwartete, oder vielleicht auch etwas, das er ihm zeigen wollte.
    Dann sah er es.
    Nur ein kleines Stück neben dem Jarl, kaum einen halben Steinwurf entfernt, gähnte ein Riss in der Wand. Der Fels war dort geborsten

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