freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
vielleicht nicht ganz so unangenehm war.
»Hier lassen wir die Pferde zurück«, sagte Bjorn, als er hinter ihm auf den ebenen Boden trat. »Zu Pferde geht es ab hier nicht mehr weiter. Noch ein kurzes Stück, und wir werden sogar klettern müssen. Du kannst doch klettern?«
»Ein wenig«, antwortete Thor.
»Warum fragst du, Bjorn?«, grollte Sverig von hinten. »Er ist Thor. Er kann alles.«
Der erschöpfte Klang seiner Stimme verdarb ein wenig den Effekt, aber Bjorn schenkte ihm dennoch einen ärgerlichen Blick und setzte wohl auch zu einer entsprechenden Bemerkung an, beließ es dann aber bei einem Kopfschütteln.
»Außerdem treffen wir Arnulf«, fügte er nur hinzu, wieder an Thor gewandt. »Den Jäger, der die Spuren gefunden hat.«
Thor fragte sich zwar, was es in dieser vermutlich nicht nur von den Göttern, sondern selbst von allen bösen Geistern verlassenen Landschaft wohl zu jagen gab, nickte aber nur stumm. Bjorn bedeutete ihm mit einer genauso wortlosen Geste, die Zügel an einen der Krieger weiterzureichen, der die Tiere zu der leeren Koppel führte. Ihm entging nicht, dass der Schecke nach der Hand dieses Mannes nicht schnappte.
Als sie sich dem Haus bis auf fünf oder sechs Schritte genähert hatten, kam ihnen eine untersetzte Gestalt entgegen, und Thor war ein wenig überrascht, ihn barfuß und mit nacktem Oberkörper in der beißenden Kälte vor sich auftauchen zu sehen. Er war klein und mochte ihm kaum bis zur Schulter reichen, aber auf den zweiten Blick veränderte er seine Einschätzung von untersetzt zu fett , obwohl man ihm ansah, dass sich unter seinen wabbelnden Speckwülsten kräftige Muskeln verbargen. Anders als die meisten, denen er bisher hier im Tal begegnet war, hatte er ein glatt rasiertes Gesicht, das durch sein Übergewicht deutlich jünger wirkte, als es vermutlich war, und vielleicht sogar freundlich ausgesehen hätte, wäre in seinen Augen nicht derselbe misstrauische Ausdruck gewesen wie in denen Sverigs, nur deutlich weniger Intelligenz.
»Bjorn!«, begrüßte er seinen Begleiter. »Das ging schnell! So rasch hab ich nicht mit euch gerechnet!«
»Und du hast keinen würdigen Empfang für uns vorbereitet, mit Musik, Wein und halbnackten Sklavinnen, die uns zu Diensten sind?« fragte Bjorn tadelnd. »Arnulf, Arnulf, du enttäuschst mich. Weißt du denn nicht, was du deinem Jarl und seinem Gast schuldig bist?«
Der halbnackte Jäger starrte ihn einen geschlagenen Atemzug lang betroffen an, doch dann hellte sich sein Gesicht auf, und er lachte nervös. »Immer zu einem Scherz aufgelegt, was?«
Er wandte sich zu Thor um, und sein Blick wurde bohrend und vielleicht noch feindseliger. Thor nahm an, dass er sich ausgiebig mit Sverig unterhalten hatte. »Du bist also dieser Thor«, sagte er.
» Dieser Thor«, wiederholte Thor betont und hob die Schultern. »Vermutlich ja. Wenigstens kenne ich keinen anderen.«
Darüber musste sein Gegenüber sichtlich nachdenken. Thor setzte zu einer Bemerkung an, die ihm sicherlich noch sehr viel mehr zum Nachdenken gegeben hätte, fing dann aber im letzten Moment einen warnenden Blick Bjorns auf und beließ es lediglich bei einem kühlen Lächeln.
»Ein warmer Platz in deinem Haus und ein Krug Met reichen ja vielleicht auch«, sagte Bjorn. »Und dann kannst du uns noch einmal in aller Ausführlichkeit erzählen, was du gesehen hast und wo.« Er hob rasch die Hand, als Arnulf unverzüglich damit anfangen wollte. »Aber nicht hier draußen. Es ist kalt.«
Der Jäger nickte so heftig, dass die Speckwülste an seinen Hüften in Bewegung gerieten, wälzte seine enorme Körpermasse herum und schien mehr ins Haus zurückzurollen, als dass er ging. Bjorn warf ihm einen weiteren, warnenden Blick zu, dessen Bedeutung Thor nicht ganz klar wurde, doch er reagierte nur mit einem ebenso verstohlenen Nicken darauf und folgte dem Jäger.
Er hatte eine kahle steinerne Hütte erwartet, und genau das war sie auch, darüber hinaus aber entsprach Arnulfs Behausung ganz und gar nicht dem Eindruck, den ihr Äußeres erweckte. Das Erste, was ihm auffiel, war die Wärme; ein feuchter, im allerersten Moment schon fast unangenehmer Hauch, der sich nass auf sein Gesicht und seine Hände legte und sofort winzige Tröpfchen auf den Metallteilen ihrer Rüstungen und Waffen bildete. Seine Augen, an den harten Kontrast zwischen Schnee und schwarzem Fels draußen gewöhnt, zeigten ihm im ersten Moment nur ineinanderfließende Schatten, aber der unangenehme Geruch war
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