freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
sondern machte stattdessen einen Schritt in Richtung der drei gehörnten Riesen und hob beruhigend die Hand.
»Wartet«, sagte er rasch. »Lasst mich mit ihnen reden.«
Langsam, um weder Bjorn noch Sverig und die anderen oder die drei Riesen zu einer unbedachten Reaktion zu reizen, ließ er die Hand wieder sinken, trat den drei Kriegern einen weiteren Schritt entgegen und schlug gleichzeitig seinen Mantel auseinander, um ihnen zu zeigen, dass er abgesehen von dem schweren Werkzeug unbewaffnet war.
»Thor!«, sagte Bjorn nervös.
Er machte einen weiteren Schritt, blieb wieder stehen. Immerhin war der Riese, den er im Stall getroffen hatte, nicht unter den dreien. Vermutlich war er tot, und wenn nicht, dann so schwer verletzt, dass er wohl Monate brauchen würde, um sich davon zu erholen. Dennoch waren ihm diese Männer nicht fremd. Er war mit Männern wie diesen aufgewachsen, sagte ihm ein unbestimmtes Gefühl, und sie sollten wie Brüder für ihn sein … aber er spürte keine Verbundenheit mit ihnen.
»Thor?«, fragte Bjorn noch einmal. Jetzt klang er alarmiert, und Thor hörte das Scharren weiterer Waffen, die gezogen wurden; als wäre hinter ihm ein ganzes Heer aufmarschiert und nicht nur eine Handvoll Männer.
Thor machte einen weiteren Schritt und blieb erneut stehen, und dieses Mal erzielte er so etwas wie eine Reaktion: Der mittlere der drei Krieger nahm die Hand vom Schwert und machte eine Bewegung, deren Bedeutung sowohl Bjorn als auch den anderen verborgen bleiben musste, ihn aber regelrecht ansprang:
Komm zu uns. Bruder.
Thor zog seinen Hammer.
Und die Hölle brach los.
Er hatte geglaubt, er wäre schnell, aber das war er nicht. Der Hammer schien Zentner zu wiegen und bewegte sich unendlich langsam, aber das Schwert des anderen sprang in seine Hand, wurde zu einem bronzefarbenen Blitz, der nach seiner Kehle hackte und unvorstellbar schnell war. Irgendwie gelang es ihm dennoch, ihm auszuweichen, indem er sich nach hinten warf und den Oberkörper in einem vollkommen unmöglichen Winkel zur Seite beugte, sodass die Klinge dicht genug an seinem Gesicht vorbeiwischte, dass er meinte, den Geruch des Stahls wahrnehmen zu können.
Die Bewegung war zu viel.
Er fiel, nutzte aber instinktiv den Schwung seines eigenen Sturzes, um das Bein hochzureißen und dem Gehörnten einen wuchtigen Tritt in den Leib zu versetzen, der ihn genauso haltlos in den Schnee stürzen ließ wie ihn selbst.
Gleichzeitig kamen sie wieder in die Höhe, Thor mit einer fließenden Rolle, der andere mit einer eckig wirkenden, dafür aber umso kraftvolleren Bewegung, und auch dieses Mal war sein Schwert schneller. Die Klinge ritzte Thors Wange und hinterließ eine dünne Linie aus brennendem Schmerz, und Thor packte das Handgelenk des Angreifers, verdrehte es mit einem brutalen Ruck und wurde mit dem hellen Geräusch von splitterndem Reisig belohnt; vielleicht auch brechenden Knochen.Ein schriller Schrei erklang, von Schmerz und Zorn erfüllt, aber zugleich wechselte das Schwert auch von der rechten in die linke Hand und stieß wie eine bronzefarbene Schlangenzunge nach ihm.
Der Schmerzensschrei, der jetzt in seinen Ohren gellte, war sein eigener.
Das Schwert biss tief und grausam heiß in seine Seite, und er fühlte warmes Blut an seinem Leib hinabrinnen. Alles war weiß und rot und einfach nur ein Inferno aus grausamer Pein. Doch im gleichen Moment sauste auch sein Hammer nieder und traf funkensprühend auf den Helm des gehörnten Riesen.
Metall verbog sich kreischend. Knochen brachen. Blut spritzte. Ein dumpfes Stöhnen drang unter dem Helm hervor und dann Blut, unglaublich viel helles, dampfendes Blut, das den goldenen Brustpanzer rot färbte und das weiße Fell des Mantels verklebte. Thor taumelte zurück, keuchend vor Schmerz und für einen Moment nicht fähig zu atmen, und der Krieger ließ sein Schwert fallen, sackte auf die Knie und kippte nach vorne. Im letzten Moment fing er seinen Sturz mit ausgestreckten Armen ab, aber unter seinem Helm schoss jetzt noch mehr Blut hervor, das sich wie dampfende rote Säure in den Schnee fraß.
Thor musste mit aller Macht darum kämpfen, sich auf den Beinen zu halten und den Hammer nicht fallen zu lassen. Der Schmerz in seiner Seite ebbte nicht ab, und obwohl er die freie Hand mit aller Kraft auf die Wunde presste, schien das Blut ungemindert aus ihm herauszuströmen. Tief in sich spürte er, dass die Wunde nicht tödlich war, aber sie kostete ihn Kraft, und das mit jedem
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