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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und Gesichter sah, die er niemals kennengelernt hatte, und in der er dennoch zu Hause war. Wieder hörte er das Horn, das zur Schlacht rief, das Lachen vertrauter Stimmen und das Heulen der Wölfe, die Seite an Seite mit den Kriegern dem Feind entgegenrannten, so begierig darauf, ihre Zähne in sein Fleisch zu schlagen wie er, Mjöllnir zu schleudern und damit Schädel zu zermalmen und Rüstungen zu zerschmettern.
    In seinem Traum wandelte er durch ein Meer von Blut, labte sich an den Schreien der Sterbenden und ihrem vergeblichen Flehen um Gnade, schleuderte er Blitze und den Donner seines göttlichen Zorns auf Heere und Städte, und er genoss jeden Moment dieser Verheerung und zog mehr Kraft daraus, als es ihn kostete, sie zu entfesseln.
    Aber er wanderte auch durch blühende Felder, spürte die süßen Lippen einer Frau auf den seinen und die Wärme ihres Körpers auf der Haut, strich durch dichte Wälder und lauschte der Melodie des Windes, der in ihren Wipfeln sang. Er spürte die Wärme des Sonnenlichts auf dem Gesicht und lauschte dem Geräusch der Brandung, die monoton und ewiggleich wie seit Anbeginn der Zeiten gegen den schwarzen Fels am Fuße des Gladsheims rollte. In seinem Traum waren ihm all diese Orte vertraut, hatte jedes Gesicht einen Namen und jeder Name eine Geschichte. Er wusste den Grund, aus dem er hierhergeschickt worden war; und er sah auch, was kommen würde, und eine tiefe Trauer ergriff von ihm Besitz, als er begriff, dass alldies hier dem Untergang geweiht war, dass der Gladsheim fallen und Walhall brennen würde, wenn er nicht tat, wozu man ihn entsandt hatte. Manche dieser Menschen hier sahen in ihm einen Gott, manche einen Beschützer, doch er war weder das eine noch das andere.
    Er war ein Zerstörer, gekommen, um das zu vernichten, was er liebte, und er musste es tun, um all das zu bewahren, was er ebenso hasste wie fürchtete.
    Etwas griff nach ihm, eine unsichtbare, warme Hand, die seine Wange liebkoste, an seiner nackten Schulter hinunterglitt und über den Am und schließlich auf seinem bandagierten Handgelenk liegen blieb. Er verspürte einen vertrauten Geruch, eine vertraute Nähe. Der Traum begann zu verblassen und mit ihm das allermeiste – nicht alles – Wissen, das mit ihm gekommen war, und er erlebte einen der seltenen Augenblicke, in dem ihm nicht nur vollständig klar war, dass er träumte, sondern er sich auch seines Erwachens bewusst war.
    Der Traum erlosch, aber die warme Hand blieb auf seinem Arm und auch das Gefühl einer vertrauten Nähe. Es war Urd, die an seinem Bett stand, seine verbundene Hand hielt und mit ernstem Gesicht auf ihn herabsah.
    Es war das erste Mal in diesem neuen Leben, dass er in einem richtigen Bett erwachte – noch dazu in einem richtigen Zimmer, nicht unter freiem Himmel, in einer ausgebrannten Ruine oder einer Gefängniszelle –, und die Tatsache allein, dass er überhaupt geschlafen hatte, war schon verwunderlich genug.
    Damit nicht genug, spürte er auch, dass dieser Schlaf ungewöhnlich lange gedauert haben musste und dass er sich dabei gleichsam … rückwärts durch die Zeit bewegt haben musste, denn Urd stand zwar nach wie vor neben seinem Bett und hielt seine Hand, aber sie war jetzt nur noch halb so alt, und auf ihrer Wange prangte eine hässliche, rot angeschwollene Narbe.
    Selbst jetzt verging noch ein kurzer Moment, bevor er wirklich begriff, erschrocken seine Hand zurückzog und sich noch erschrockener aufsetzte.
    Beides war nicht besonders klug, denn der pochende Schmerz in seinem Handgelenk gehörte keineswegs zu seiner Erinnerung, sondern war schlagartig wieder da, und er hatte wohl so lange reglos dagelegen, dass ihn prompt schwindelte; und das so sehr, dass er die Augen schließen und mit aller Macht darum kämpfen musste, sich nicht zu übergeben.
    Als der Moment vorüber war, war er allein. Ein Geräusch erklang, als schlüge eine Tür, und leichte Schritte entfernten sich. Elenia?
    Er versuchte sich zu erinnern, was genau passiert war, doch in seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Irgendwie hatten sie es zurück ins Dorf geschafft, aber seine Erinnerungen daran waren bestenfalls lückenhaft. Sie hatten noch einmal in Arnulfs Steinhütte Rast gemacht, um sich aufzuwärmen und neue Kraft zu schöpfen, und waren danach auf die Pferde gestiegen, um den Rest des Weges im Sattel zurückzulegen.
    Irgendwann waren ihnen Reiter entgegengekommen, aber wie viele es gewesen waren und was sie getan oder gesagt

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