freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
hatten, das wusste er nicht mehr.
Danach … Er war müde geworden und eingeschlafen, und er erinnerte sich nicht einmal mehr, wie er in dieses Bett gekommen war. Er wusste nicht einmal, in welchem Haus er sich befand, nahm aber zumindest an, dass es das des Schmieds war.
Die Tür ging auf, und Urd kam herein. Diesmal war sie es wirklich, nicht ihre Tochter. Sie trug ein Kleid, das er nicht kannte, hatte die Haare unter einem einfachen Tuch verborgen, und ihre Hände waren schmutzig.
Ohne ein Wort zu sagen, eilte sie um das Bett herum, beugte sich über ihn und küsste ihn, lang und zärtlich; aber ihre Augen blieben dabei geöffnet, und was er darin las, das waren nicht nur Sorge und Erleichterung, sondern noch etwas Anderes, Verstörendes.
Umso angenehmer war das Gefühl ihrer Lippen auf seinen eigenen, zumal er spürte, wie ehrlich dieser Kuss gemeint war. Gerade, als er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, löste sie sich von ihm und trat zuerst einen, dann noch einen raschen Schritt zurück, als hätte sie Angst, er könnte nach ihr greifen und sie an sich ziehen. Er hatte nichts dergleichen vorgehabt –schon weil er viel zu überrascht gewesen war –, aber im Nachhinein fand er, dass es eine gute Idee gewesen wäre.
»Na, endlich ausgeschlafen?«, fragte sie mit einem nicht ganz überzeugenden Lächeln und nach einem Zögern, das eine Winzigkeit zu lange gedauert hatte. »Für einen Gott, der angeblich nie schläft, hast du einen ziemlich gesunden Schlaf.«
»Und wie lange …?«
»Vier Tage«, antwortete Urd. »Fünf. Wenn ich heute mitrechne … und es ist schon fast wieder Abend.«
» Fünf Tage?« Thor erschrak.
Urd nickte übertrieben heftig und lachte sogar, aber er spürte sehr wohl, wie aufgesetzt dieses Lachen war und wie tief die Sorge, die sich dahinter verbarg. Da war noch etwas, das Urd bedrückte und das sie ihm nicht sagen wollte.
»Was ist passiert?«, fragte er.
»Du hattest Fieber«, antwortete Urd. Sie kam nun wieder näher und setzte sich schließlich auf die Bettkante; wenn auch gerade ausserhalb seiner Reichweite. »Sehr hohes Fieber. Ich war … in Sorge um dich. Und die anderen auch.«
Er fragte nicht, welche anderen sie meinte, sondern setzte sich ein Stück weiter auf und schob die Decke ein Stück zur Seite. Darunter war er nackt, aber um seine Taille spannte sich ein sauberer, straff angelegter Verband. Er spürte keinen Schmerz. Nur sein Handgelenkt pochte noch immer.
Urd schüttelte den Kopf. »Das war nur ein oberflächlicher Schnitt«, sagte sie. »Mit ein wenig Glück behältst du nicht einmal eine Narbe zurück … es sei denn, du legst Wert darauf. Da könnte ich natürlich etwas tun. Ihr Männer seid doch im Allgemeinen eher stolz auf eure Narben, oder?«
»Was war es dann?«, fragte Thor, ohne auf ihren scherzhaften Ton einzugehen. Er wollte nicht über Narben sprechen, denn jedes Mal, wenn er das tat, sah er Elenias Gesicht vor sich.
»Deine Hand.« Urd machte eine entsprechende Geste, und Thor hob ganz instinktiv den bandagierten Arm, um ihn zu begutachten, eingedenk des heftigen Schmerzes von gerade allerdings sehr vorsichtig.
»Du scheinst außergewöhnlich schnell zu heilen, aber in diesem Fall war das eher ein Nachteil. Als sie dich hergebracht haben, hatte der Knochen schon wieder begonnen zusammenzuwachsen. Aber falsch. Ich musste ihn noch einmal brechen.«
Sie bemerkte seinen ungläubigen Blick und nickte so heftig, dass eine Strähne ihres goldfarbenen Haares unter dem Kopftuch herausrutschte und ihr ins Gesicht fiel.
»Du hast mir die Hand … gebrochen?«, vergewisserte er sich.
»Ich dachte mir, dass du keinen großen Wert darauf legst, den Rest deines Lebens mit einer verkrüppelten Hand zu verbringen«, antwortete Urd. »Für einen Schmied wäre das nicht sehr vorteilhaft.«
»Ich bin kein Schmied«, antwortete er automatisch.
»Ich weiß«, sagte Urd. »Aber mir fällt da schon noch etwas ein, wofür du deine rechte Hand bräuchtest.«
Thor machte unverzüglich Anstalten, nach ihr zu greifen – mit der anderen Hand –, doch Urd stand mit einer raschen Bewegung auf und schnitt ihm eine Grimasse. »Nichts da«, sagte sie streng. »Du bist noch krank, und die Kinder sind noch wach. Außerdem … nimm es mir nicht übel, aber du hast fünf Tage mit Fieber dagelegen, und ich habe dich zwar gesäubert, so gut ich es konnte, aber nach dieser Zeit riechst du nicht mehr besonders gut.«
Thor blinzelte, sah noch einmal unter die
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