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freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman

Titel: freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht gleich, sondern betastete den Schnee neben der Fußspur. Im allerersten Moment fühlte er nichts als das, was er erwartet hatte: eisigen, hart erstarrten Schnee, dessen Kälte seine Fingerspitzen prickeln ließ. Doch dann war da plötzlich noch etwas, tief in ihm und fast unhörbar, ein lautloses Flüstern, das aus einer nie erlebten Vergangenheit zu ihm heraufdrang und das ihm verriet, wer diese Spur hinterlassen hatte. Es war ein Wolf gewesen, groß, uralt und wild, und er war auf der Suche nach etwas Bestimmtem hier entlanggekommen. Jemand … hatte ihn geschickt.
    »Thor?«, fragte Bjorn noch einmal.
    Thor schwieg noch immer. Dieses sonderbare fremde Wissen wurde stärker, als verfügte er plötzlich über neue und zusätzliche Sinne, von denen er bisher nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab. Fenrir. Es war Fenrir gewesen, der diesen Wolf geschickthatte, und hätte er es nur gewollt, so hätte es nur eines einzigen bewussten Gedankens bedurft, um auch den Grund dafür zu wissen.
    Aber er hatte plötzlich auch Angst vor der Antwort auf diese Frage.
    Mit einem Ruck stand er auf und wandte sich direkt an den Jarl. »Es war ein Wolf«, beharrte er. »Ich erkenne eine Wolfsspur, wenn ich sie sehe.«
    Bjorn tat ihm den Gefallen, sich noch einmal vorzubeugen und die halb verwehte, halb zur Härte von Stein gefrorene Fährte zu begutachten. »Und ich die eines Hundes«, sagte er dann jedoch.
    Thor wollte widersprechen, doch dieses Mal ließ ihn Bjorn gar nicht erst zu Wort kommen, sondern schüttelte nur den Kopf und machte eine bekräftigende Geste.
    »Deine Vorsicht in Ehren, Thor, aber du irrst dich. Ich kenne sowohl den Hund, der diese Fährte hinterlassen hat, als auch den, dem er gehört.« Er lachte gutmütig. »Aber dieser Irrtum ist verständlich, mein Freund.«
    »Ein Hund?«, vergewisserte sich Thor. Das war lächerlich.
    »Du würdest diese Frage nicht stellen, wenn du Höthgren und seine Bluthunde schon einmal gesehen hättest«, behauptete Bjorn. »Höthgren nennt sie liebevoll seine Jungen, aber es sind Ungeheuer. Kein Wolf, der seines Lebens nicht überdrüssig ist, würde sich ihnen auch nur auf eine Meile nähern.«
    Thor war nicht überzeugt. Er zweifelte nicht daran, dass es diese Monsterhunde gab, von denen Bjorn sprach. Abkömmlinge von Wölfen, die über viele Generationen hinweg mit ausgesucht wilden und kräftigen Hunden gekreuzt worden waren, wurden von vielen Bauern oder Bewohnern abseits gelegener Häuser gehalten, um ihre wilden Verwandten fernzuhalten. Aber das hier war nicht die Fährte eines Hundes, ganz egal, wie beharrlich Bjorn es auch behaupten mochte.
    »Das ist also der Götterpfad«, sagte er aber dann nur, statt weiter auf etwas zu beharren, was Bjorn anscheinend nicht sehen wollte , aus welchem Grunde auch immer.
    Der Jarl richtete sich auf und verwischte dabei mit dem Fuß die vermeintliche Hundespur. Er antwortete erst, nachdem sie die Zügel wieder ergriffen hatten und eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen waren. »Ja, das ist der Götterpfad.«
    »Warum nennt ihr ihn so?«
    Bjorn ließ gerade genug Zeit verstreichen, dass Thor sich fragen konnte, ob er überhaupt vorhatte, noch ein weiteres Wort zu sagen. »Wer anders als ein Gott könnte diesen Weg durch den Fels geschaffen haben?«
    Thor gehorchte und sah sich um, auch wenn es nicht viel zu sehen gab: Der Felsspalt verlief schnurgerade und mündete irgendwo in fast unmöglich zu schätzender Entfernung in einer haardünnen senkrechten Linie aus mattem Tageslicht, und als er den Kopf in den Nacken legte, sah er kaum etwas anderes – eine dünne, schnurgerade Linie aus mattgrauen Himmel. Der gewaltige Spalt musste fast so hoch wie lang sein.
    »Zwei Götter?«, schlug er vor. Bjorn lachte leise, und er fuhr fort: »Oder die Kraft der Natur?«
    »Und was wäre diese anderes als der Wille der Götter?«, fragte Bjorn.
    Thor löste seinen Blick von der dünnen Linie am Himmel und sah den Jarl an. Unter dem schweren Helm war nicht viel von seinem Gesicht zu erkennen, aber was er sah, das machte ihm endgültig klar, dass sie dieses Gespräch nicht grundlos führten.
    »Glaubst du an die Götter?«, fragte er.
    »Das fragt ein Mann, der den Namen eines Gottes trägt?«, erwiderte Bjorn.
    »Diesen Namen habe ich mir –«
    »– nicht selbst gegeben, ich weiß«, fiel ihm Bjorn ins Wort. »Aber er passt, das musst du zugeben. Und ob ich an die Götter glaube?« Er zuckte mit den Achseln; während er sich

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