freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
verzeih meiner Tochter«, sagte sie. »Ich weiß auch nicht, was in sie gefahren ist.«
»Immerhin spricht sie wieder«, sagte Bjorn. Sverig schwieg und beugte sich nur vor, um sich einen weiteren Becher Met einzuschenken.
»Ja.« Urd bedachte Thor mit einem sehr seltsamen Blick. »Das ist wahr.«
»Und was ich gerade gesagt habe, war auch nicht nur als Scherz gemeint, fürchte ich«, fuhr Bjorn fort, nun wieder zu Thor gewandt. »Wir müssen über diese Männer sprechen.«
»Die Lichtbringer?«
»Wenn sie es waren.« Bjorn warf Urd einen fragenden Blick zu, auf den sie nicht reagierte. »So oder so sind sie gefährlich.«
»Habt ihr herausgefunden, wie sie dort hinaufgekommen sind?«
Bjorn schüttelte zwar den Kopf, sagte aber trotzdem: »Wahrscheinlich doch durch den Kamin. Wir sind noch einmal zurückgegangen, aber wir haben keine Spur gefunden. Nicht einmal von den Leichen.«
»Vielleicht sind sie ja wieder aufgestanden und davonmarschiert«, sagte Urd. »Das muss seltsam aussehen, wo einer von ihnen doch den Kopf verloren hat.«
Wenn das ein Scherz sein sollte, dann misslang er ihr gründlich. Niemand lachte.
»Wir haben die ganze Felswand abgesucht«, sagte Bjorn ernst. »Keine Leichen und auch kein Blut. Aber es hat in den letzten Tagen mehrmals geschneit, was jede Spur ausgelöscht hätte.« Auch er trank einen Schluck Met, verzog fast angewidert die Lippen und starrte einen Moment lang nachdenklich in den Becher, bevor er weitersprach. »Sie müssen Hilfe gehabt haben. Jemand hat die Leichen weggebracht.«
»Das heißt, sie haben euch gefunden«, sagte Urd. Dann verbesserte sie sich: »Uns.«
Bjorn zog die Brauen hoch, schüttelte zugleich aber den Kopf. »So groß ist das Geheimnis nicht«, antwortete er. »Viele wissen von diesem Tal, aber wir sind hier sicher, keine Angst. Niemand kann diese Berge überwinden. Und ich habe bereits Männer den Rabenpass hinaufgeschickt, um den Kamin im Auge zu behalten.« Wieder blickte er in seinen Becher, als erwarte er tatsächlich die Antwort auf alle seine Fragen darin zu finden. »Vielleicht sollten wir dort oben tatsächlich eine Festung bauen.«
»Und der …« Thor musste einen Moment in seinem Gedächtnis kramen, ehe er sich an das Wort erinnerte. »… Götterpfad?«
»Er ist sicher«, behauptete Bjorn. »Wenn du dich stark genug für einen Ausritt fühlst, dann zeige ich es dir. Gleich morgen früh, wenn du willst.«
»Und ich darf ihn dann die nächsten Tage erneut pflegen?« Urd schüttelte heftig den Kopf. »Wenn dir Thor schon gleichgültig ist, dann hab wenigstens Mitleid mit mir, Jarl. Auch meine Kräfte sind nicht grenzenlos.«
»Ich fühle mich schon wieder ganz bei Kräften«, sagte Thor.
»Ja, ganz sicher«, antwortete Urd. »Entschuldige bitte. Wie konnte ich nur vergessen, was du wirklich bist.« Sie beugte sichlächelnd vor und tätschelte seinen Arm und ganz versehentlich auch das bandagierte Gelenk. Irgendwie gelang es ihm, einen Schmerzenslaut zu unterdrücken, aber sein Gesicht hatte er nicht ganz so gut unter Kontrolle.
Bjorn lachte gutmütig. »Du solltest auf sie hören, mein Freund. Nicht dass sie dir am Ende noch den Fuß bricht, damit du das Haus nicht verlässt.« Er winkte ab, als Thor etwas sagen wollte. »Und sie hat recht. Auf ein paar Tage kommt es nicht an. Ich habe Streifen losgeschickt, die das Land im Umkreis eines Tagesrittes im Auge behalten. Und es ist wichtiger, dass du gesund wirst. Sollten diese Männer zurückkommen, brauchen wir dich.«
»Mich oder meine Waffe?«, fragte Thor.
»Hast du die nicht verloren?«, wollte Sverig wissen.
»Ja«, antwortete Thor. »Vielleicht habe ich mich dort oben nach dem Falschen gebückt, wer weiß?«
Bjorns anscheinend so unerschütterliches Lächeln entgleiste für einen Moment, kehrte aber auch genauso schnell zurück. Er hob besänftigend die Hand. »Das hier ist eine Schmiede«, sagte er rasch. »Es wird sich ein anderer Hammer finden, nehme ich an. Du hast von Hensvig und seiner Frau gehört?«
Thor nickte. »Ja, und es tut mir sehr leid. Ich verstehe es auch nicht wirklich.«
»Wer tut das schon«, sagte Bjorn ernst. »Manchmal sind die Götter grausam, ohne dass wir verstehen, warum etwas geschieht. Vielleicht hat es auch manchmal keinen Grund. Ich gebe mir die Schuld, aber auch das macht sie nicht wieder lebendig.«
»Dir?«
»Ich bin der Jarl dieses Ortes«, erinnerte Bjorn. »Es ist nicht nur meine Aufgabe, mein Schwert spazieren zu tragen und wichtig
Weitere Kostenlose Bücher