freeBooks Thor - Die Asgard-Saga Roman
Waffen. Er war abgesessen, und als sie näher kamen, winkte er ihm und seinem Begleiter zwar zu, machte aber keine Anstalten, wieder aufzusitzen, sondern bedeutete ihm nur mit einer Geste, vom Pferd zu steigen.
»Es ist gut, Hodür«, wandte er sich an Thors Begleiter. »Danke, dass du ihn hergebracht hast. Du kannst jetzt wieder nach Hause reiten; das hier wird eine Weile dauern. Und grüß deinen Vater von mir und sag ihm, dass ich ihn in den nächsten Tagen einmal besuchen komme.«
Der junge Mann maß Thor noch einmal mit einem scheuen Blick, wendete dann sein Pferd und verfiel schon nach wenigen Schritten in einen schnellen Galopp.
Thor wandte sich mit einem fragenden Blick an Bjorn, bekam aber keine Antwort. »Guten Morgen«, sagte der Jarl nur. »Ich hatte versprochen, dir etwas zu zeigen. Wie geht es deiner Hand?«
Er machte eine Kopfbewegung auf Thors Arm, der nun in einer sauber geknüpften Schlinge hing. Er schmerzte immer noch leicht, wenn auch nur dann, wenn er ihn unvorsichtig bewegte.
»Urd hat auf der Schlinge bestanden«, sagte er.
»Urd ist eine sehr kluge Frau«, antwortete Bjorn. »Du solltest auf sie hören. Steht dir der Sinn nach einem kleinen Spaziergang?«
Er wartete keine Antwort ab, sondern griff nach dem Zaumzeug seines Pferdes und ging los. Thor tat es ihm gleich, maß Bjorns Reittier aber noch einmal mit einem prüfenden Blick. Es war nicht dasselbe Pferd, mit dem er in die Berge hinaufgeritten war, sondern ein massiges Schlachtross, mehr auf Kraft und Zähigkeit trainiert als auf Schnelligkeit. Unter seiner schmucklosen Schabracke verbarg sich ein dünnes Kettengeflecht, und am Sattel hingen ein gewaltiger Rundschild und gleich zwei Speere. Was hatte Bjorn vor? In den Krieg zu ziehen?
»Es ist eine gefährliche Welt dort draußen«, sagte Bjorn. Thors Blick war ihm nicht entgangen. »Man weiß nie, wen man so trifft.«
Thor betrachtete zuerst Bjorns beeindruckende Bewaffnung und sah dann demonstrativ an sich hinab, und Bjorn ging wortlos um das Pferd herum, löste etwas vom Sattel und kam mit einem zusammengerollten Schwertgurt zurück, aus dem der Griff einer gewaltigen Klinge ragte. Sie kam Thor auf unangenehme Weise bekannt vor.
»Ich weiß, du hast es schon einmal abgelehnt«, sagte er, als Thor zögerte, danach zu greifen. »Aber es wäre mir lieber, wenn du es nehmen würdest. Du kannst es mir später zurückgeben, wenn du willst.«
»Erwartest du einen Kampf?«, fragte Thor, griff aber trotzdem zu und begann sich den Schwertgurt umzubinden, was sich mit nur einer Hand als schwierig erwies. Bjorn machte keine Anstalten, ihm zu helfen.
»Ich hoffe nicht«, antwortete er. »Nenn es eine alberne Angewohnheit, aber niemand verlässt das Tal unbewaffnet.«
Das klang so sehr nach einer Ausrede, dass es müßig war, darüber zu reden. Bjorn würde seine Gründe haben.
Mit einer Bewegung, derer er sich nicht einmal bewusst war, drehte er den Gürtel an seiner Hüfte, sodass sich die Schnalle nun zwar in seinem Rücken befand, das Schwert aber auf seiner rechten Seite, sodass er mit der unverletzten linken Hand schneller danach greifen konnte. Bjorn registrierte die Bewegung sehr wohl und kommentierte sie mit einem anerkennenden Nicken.
»Gehen wir.«
Sie setzten sich in Bewegung, und … etwas geschah . Thor konnte das Gefühl nicht in Worte kleiden, aber es war zu intensiv, um es zu ignorieren – wie ein stechender Schmerz, der einenvollkommen warnungslos ansprang. Mitten im Schritt blieb er stehen und sah sich so erschrocken um, dass Bjorn die Bewegung unmöglich entgehen konnte. Der Jarl verhielt auch prompt ebenfalls und sagte zwar nichts, machte aber ein sehr aufmerksames Gesicht.
»Nichts«, sagte Thor rasch. »Ich dachte, ich … hätte etwas gesehen, aber …« Er hatte etwas gesehen, und er sah es noch immer. Direkt neben dem Eingang des Götterpfades war eine Spur im Schnee.
Die Spur eines Wolfes.
Er ging hin, ließ sich davor in die Hocke sinken und tastete mit den Fingerspitzen über den verharschten Schnee daneben. Die Spur war alt, mindestens einen Tag, wenn nicht älter, und es war die Spur eines einzelnen, offensichtlich sehr großen Tieres, das ohne Hast hier entlanggelaufen war.
»Thor?«, fragte Bjorn.
»Das war ein Wolf«, murmelte Thor.
Bjorn kam näher, beugte sich ächzend vor, indem er die Handflächen auf den Oberschenkeln abstützte, und musterte die halb verwehte Fährte. »Es gibt keine Wölfe hier im Tal«, sagte er.
Thor antwortete
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