Freibeuter der Leidenschaft
Adare erschien. An ihrer ernsten Miene und dem mitleidigen Blick erkannte Amanda, dass Eleanor ihr erzählt hatte, was geschehen war. „Ich hörte, es hätte unten eine unangenehme Situation gegeben“, begann die Countess mit ruhiger Stimme.
Amanda wollte so tun, als hätte sie nicht verstanden. Dann seufzte sie. „Es tut mir leid, dass eine so abscheuliche Begegnung in Ihrem Haus stattfinden musste, Mylady.“
Die Countess erschrak. „Entschuldigen Sie sich nicht bei mir, meine Liebe! Ich bin Ihretwegen besorgt. Eleanor sagte, es ginge Ihnen gut, und Sie wären nicht zu sehr aufgewühlt.“
Amanda zögerte. Endlich sagte sie: „Es tat weh. Natürlich tat es das. Ich habe nichts getan, um einen solchen Angriff herauszufordern.“
Mary setzte sich in den nebenstehenden Stuhl und griff nach ihrer Hand. „Amanda, Liebes, diese ganze Familie steht hinter Ihnen. Wir werden Sie nie im Stich lassen. Wissen Sie das?“
Nie waren das großzügige Wesen und die Freundlichkeit der Countess deutlicher zutage getreten. In diesem Moment wollte Amanda eine große Dame werden wie sie – eine Dame, die stets freundlich war, großzügig und immer voller Anmut, wie sehr sie auch provoziert werden mochte. „Ich glaube, das weiß ich, Mylady. Ich weiß, ich habe Ihnen für Ihre Gastfreundschaft gedankt, aber Ihre Herzlichkeit bedeutet mir so viel.“
Mary drückte ihr die Hand. „Ich sehe in Ihnen eine Tochter“, sagte sie einfach. Und fügte dann mit einem besonderen Glanz in den Augen hinzu: „Aber Eleanor hat recht. Irgendwann muss es Rache geben.“
Amanda sah sie aus großen Augen an – sie konnte ihren Ohren kaum trauen.
Mary lächelte. „Meine Liebe, zuallererst bin ich Irin, und meine Vorfahren waren große Krieger, sogar die Frauen. Ein wenig von ihrem Blut rinnt noch durch meine Adern.“
„Aber Sie sind die Countess of Adare!“
„Stimmt. Und ich hatte auch nicht vor, Ihren Dolch zu nehmen und damit irgendetwas anzustellen. Ich dachte an eine persönlichere Form der Rache. Janes Mutter ist eine gute Freundin von Lady Carrington, und ich versichere Ihnen, sie wird auf dem Ball sein. Hmm – soll ich Ihnen für den Ball meine Diamanten leihen? Vielleicht zusammen mit der Tiara aus Perlen und Diamanten? Jane wird tot umfallen vor Neid.“
Amanda biss sich auf die Lippen, dann lachte sie. „Sie würde grün werden vor Neid, aber ich kann so etwas nicht borgen, Mylady.“
„Natürlich können Sie das“, sagte Mary, tätschelte ihr die Hand, während erneut ein Funkeln in ihre Augen trat. Dann sah sie Amanda an. „Alles der Reihe nach. Ich schätze Ihren Stolz, aber es hat keinen Sinn zuzulassen, dass dieses Gerücht Ihre Möglichkeiten zerstört. Deswegen werden wir morgen einen weiteren Besuch einplanen.“
Die Countess hatte einen Plan. „Wen werden wir besuchen?“, fragte Amanda neugierig.
„Wir werden meine Freundin Lady Marsden besuchen, eine sehr angesehene und mächtige Dowager Countess, und wir werden diesem Unsinn, den Lady Jane begonnen hatte, ein Ende bereiten.“
Leise sagte Amanda: „Aber es ist kein Unsinn.“
Und Mary de Warennes Blicke wurde hart. „Oh, aber es ist Unsinn, meine Liebe, denn etwas anderes werde ich nicht dulden.“
Am nächsten Nachmittag wurden Amanda und Mary de Warenne in einen üppigen Salon geführt. Eleanor, Lizzie und Tyrell begleiteten sie. Der Erbe des Titels war ein groß gewachsener, dunkelhaariger Mann, der seinem Bruder Rex sehr ähnlich sah. Amanda fand ihn ebenso beeindruckend wie den Earl, obwohl sie am Abend vor dem Opernbesuch sehr nett miteinander geplaudert hatten.
Trotz ihrer Entschlossenheit war Amanda nervös. Sie wusste, diese ersten Besuche würden schwierig werden. Und Lady Marsden war genauso würdevoll, wie sie sie sich vorgestellt hatte. Sie war eine grobknochige Frau mit blauweißem Haar, die es wagte, am Tag königsblauen Samt und Saphire zu tragen. Am heutigen Tag empfing sie verschiedene Besucher, zwei Gentlemen und drei junge Damen. Amanda schluckte, sobald sie bemerkte, dass sich Garret MacLachlan darunter befand. Sie begann, sich unbehaglich zu fühlen. Es war eine Sache, jenen gegenüberzutreten, die sie nicht mochte, aber etwas anderes bei jemandem, der ihr ehrlich gefiel.
Er sah sie und machte große Augen, doch dann, als hätte er die Gerüchte nicht gehört, lächelte er sie entwaffnend an.
Während die Countess voranging in den Salon, zog Tyrell de Warenne sie beiseite. Amanda erschrak.
Er lächelte sie an. „Miss
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