Freibeuter der Leidenschaft
Carre, Sie sind das Mündel meines Bruders, dadurch bin auch ich für Sie verantwortlich.“
Sie nickte und fragte sich, worauf er hinauswollte.
„Sie stehen unter meinem Schutz, also unter dem des Hauses Adare. Haben Sie keine Angst. Wir stehen diese kleine, aber höchst unangenehme Krise gemeinsam durch, und bis mein Bruder nach Hause zurückkehrt, werden wir vergessen haben, dass ein so unglückliches Ereignis überhaupt stattgefunden hat.“
„Ich hoffe, das stimmt“, sagte Amanda und fühlte sich in Gegenwart des Erben sehr unbehaglich. Aber sie lächelte ihn an. „Sie haben viele Pflichten, Mylord. Sie müssen sich nicht auch noch um mich kümmern.“
Er lächelte. „Aber natürlich tue ich das! Meine Frau würde mich erwürgen, wenn ich Sie jetzt im Stich ließe.“ Dann verschwand sein Lächeln. „Lady Marsden bellt zwar, aber sie beißt nicht, und sie mag meine Mutter sehr. Halten Sie den Kopf hoch und seien Sie einfach Sie selbst. Sie werden sie im Handumdrehen für sich einnehmen, so wie Sie es mit unserer ganzen Familie geschafft haben.“
Amanda beschloss, das zu tun, was er sagte. „Wenn ich ganz ich selbst wäre, Mylord, würde ich den Kopf hoch tragen und Jane Cochran auf den Rocksaum treten, denn sie bewegt sich auf sehr glattem Parkett.“
Er lachte. „Sie erinnern mich sehr an meine Schwester“, sagte er. „Sollen wir?“ Er nahm ihren Arm.
Amanda fiel auf, dass dies eine sehr symbolische Geste war, denn es handelte sich um den Arm des zukünftigen Earl of Adare. „Vielen Dank für Ihre Höflichkeit“, murmelte sie.
Er lächelte ihr zu.
Lady Marsden trat in erschreckend königlicher Haltung auf sie zu. Amanda bemerkte, dass die ganze Gesellschaft zu ihr hinsah, als Tyrell sie hineinbegleitete. Sie fühlte, wie ihre Wangen glühten, aber sie senkte weder den Kopf noch den Blick. Offensichtlich wusste jeder außer Garret über ihre zweifelhafte Vergangenheit Bescheid.
„Meine liebe, liebe Lady Adare“, rief Lady Marsden und lächelte. „Meine liebe Mary!“
„Ich freue mich ebenfalls, dich zu sehen, Dot“, sagte Mary lächelnd, als sie einander die Hände drückten.
Auf der anderen Seite des Raumes flüsterten die drei Frauen miteinander und sahen immer wieder zu ihr hin. Amanda hielt sich kerzengerade und lächelte sie alle an.
Jetzt wandte Lady Marsden ihre Aufmerksamkeit Eleanor zu und überging Amanda offensichtlich. „Sie kenne ich, und zwar sehr gut“, sagte sie zu Eleanor. „Sie haben also einen Bürgerlichen geheiratet – und noch dazu Ihren Stiefbruder! Warum sind Sie nicht zu mir gekommen, Eleanor?“, fragte sie.
Eleanor knickste. „Weil ich wusste, dass Sie nicht einverstanden wären, wenn ich aus Liebe heirate“, sagte sie kühn.
Lady Marsden lachte. „Aber ich bin einverstanden. Sie brauchten kein Vermögen. Außerdem sieht er gut aus, oder? Ich erwarte, dass Sie bei Ihrem nächsten Besuch Ihren Gatten mitbringen – Ende der Woche würde genügen.“
Eleanor nickte, und ihre Augen funkelten, ansonsten aber war ihre Haltung erschreckend demütig.
Dann ging Lady Marsden zu Tyrell, noch immer ohne auf Amanda zu achten. Er verbeugte sich und küsste ihr die Hand. „Ich sehe, Sie sind wohlauf wie immer, Lady Marsden“, sagte er. „So elegant wie gastfreundlich. Welch großartige Zusammenkunft!“
„Oh, hören Sie auf mit Ihren Schmeicheleien! Sie haben sich verändert!“, rief sie aus. „Sie sehen besser aus denn je, falls das überhaupt möglich ist. Kommen Sie her, Lizzie. Sie sind wieder guter Hoffnung? Tyrell! Schämen Sie sich!“
Er lachte nur.
„Es ist meine Schuld, Mylady“, sagte Lizzie lächelnd und knickste. „Ich bin es, die darauf bestand, eine große Familie zu haben.“
Lady Marsden schüttelte den Kopf. „Ich habe nicht damit gerechnet, Sie beide wiederzusehen, denn Sie schienen sich ganz in das heidnische Land zurückziehen zu wollen, das Sie Ihr Zuhause nennen.“
Tyrell und Lizzie plauderten kurz mit der energischen Dowager Countess, luden sie nach Adare ein. Weder Lizzie noch Tyrell wirkten eingeschüchtert von ihrer schroffen und direkten Art. Während sie darauf wartete, vorgestellt zu werden, sah Amanda sich im Salon um.
Sofort lächelte Garret sie an und kam auf sie zu. Es war unmöglich, ihm jetzt aus dem Weg zu gehen.
„Miss Carre, welch schöne Überraschung, Sie hier zu sehen.“
Sie wagte es, die Begrüßung zu erwidern. „Mylord, es ist ein schöner Tag heute.“
Prüfend sah er sie aus seinen
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