Freibeuter der Leidenschaft
grünen Augen an. „Es ist ein schöner Tag – aber ich sehe einen Schatten in diesen schönen Augen.“
Sie errötete. Wenn er flirtete, war er schamlos. „Es geht mir gut.“
Er schien daran zu zweifeln. „Ich bewundere Ihren Mut, Miss Carre“, sagte er leise. „Mädchen, davon haben Sie genug für ein Dutzend Männer.“
Sie starrte ihn fassungslos an. Hatte er den Klatsch also doch gehört?
Mitgefühl erschien in seinem Blick. Er zog sie von den anderen fort. „Ich hörte die Anschuldigungen, die Jane Cochran vorbrachte. Ich denke, das Biest benötigt eine Lektion in Manieren.“
Amanda erstarrte. „Es stimmt.“
Er sah sie an, ihre Blicke begegneten sich, und als er sie anlächelte, war es dasselbe, herzzerreißende Lächeln, das sie so oft bei Clive gesehen hatte. „Ich glaube, ich habe es gewusst. Eine wilde Rose kann nicht mit ihrer Verwandten aus dem Treibhaus verwechselt werden. Mädchen, es spricht nur für Ihren außergewöhnlichen Charakter, dass Sie jetzt hier sind.“
Amanda war zu verblüfft, um zu antworten.
„Lady Marsden, Sie kennen noch nicht das Mündel meines Bruders, Miss Amanda Carre“, sagte Tyrell entschieden, und Amanda erstarrte wieder. Aber sie war bereit für die Dowager Countess, und sie würde nie wieder Garret MacLachlan unterschätzen.
Lady Marsdens Miene verhärtete sich, als sie näherkam. „Ich weiß, wer sie ist“, sagte sie kühl und wandte sich an die Countess. „Also wirklich, Mary, war das deine Idee?“
Amanda zuckte nicht zusammen, nicht jetzt.
Tyrell wurde rot vor Zorn und wollte etwas sagen, doch Mary nahm seinen Arm und hinderte ihn daran. Sie lächelte. „Miss Carre ist wie eine weitere Tochter für mich“, sagte sie. „Ihr Vater, ein Marineoffizier im Ruhestand, ertrank auf Jamaika, wo er als Pflanzer lebte. Er war ein Freund von Clive, und sein letzter Wunsch war, dass Clive sich ihrer annahm. Wir führen sie sehr behutsam in die Gesellschaft ein, und da sie eine außergewöhnliche und besondere junge Frau ist, musste ich sie zu dir bringen.“
Lady Marsden sah jetzt Amanda direkt an, und ihr Blick war voller Misstrauen.„Stimmt das? Ist Ihr Vater ertrunken? Denn da habe ich etwas ganz anderes gehört!“
Amanda zögerte. Die Wahrheit lag ihr auf der Zunge, aber sie sah, wie Mary sie ansah und sie anflehte, sich nicht bloßzustellen. Sie schuldete der Countess so viel, und sie brachte ein Nicken zustande. „Ja, Mylady, es stimmt. Mein Vater ist kürzlich ertrunken.“
Mary seufzte. „Dot, Jane Cochran ist zornig, weil sie in meinen Sohn verliebt ist und Clive ihr keine Aufmerksamkeit schenkt. Und warum sollte er auch? Sie ist sehr unscheinbar, ohne Manieren, und ihr Vermögen braucht er nicht. Es deutet auf ihren schlechten Charakter hin, dass sie solche boshaften Lügen über meine neue Tochter verbreitet.“
Lady Marsden schien erschüttert zu sein. „Ich habe dieses Cochran-Mädchen nie gemocht“, sagte sie nach einer kurzen Pause. „Und du hast recht, trotz ihrer vornehmen Herkunft hat es ihr oft an Manieren gemangelt. Nun, wenn Miss Carre deine Tochter ist …“ Sie wandte sich an Amanda. „Kommen Sie her, Miss Carre“, befahl die Dowager Countess.
Amanda gehorchte sofort und knickste noch einmal.
„Sie haben entsetzlich gelitten“, sagte Lady Marsden. „Ich erkenne das jetzt. Doch Sie sind sehr mutig, dass Sie es wagen, noch einmal auch nur einen Fuß in die Gesellschaft zu setzen.“
Amanda lächelte. Die alte Dame war tatsächlich überhaupt nicht furchteinflößend. „Die Countess wünschte, dass ich Ihre Bekanntschaft mache, und ich habe keinen Grund, mich zu verstecken.“ Das stimmte. „Es ist mir eine große Ehre, Sie zu treffen, Mylady.“
„Sie sind also auf Jamaika aufgewachsen?“, fragte Lady Marsden. „Gehört das nicht zu den Westindischen Inseln?“
Amanda nickte. „Ja, das stimmt.“
„Hmm. Ich reise sehr gern. Bitte erzählen Sie mir doch, wie die Insel so ist und ob Sie mir raten können, in meinem fortgeschrittenen Alter noch eine Reise dorthin zu unternehmen.“
18. Kapitel
Amanda begann, sich sehr elend zu fühlen. Zwei Wochen waren vergangen, und es war bereits nach sechs Uhr abends. Um halb sieben würden sie Harmon House verlassen und auf den Ball bei den Carringtons gehen. Clive war nicht zurückgekehrt.
Ungläubig und bedrückt stand sie am Fenster, gekleidet in einen Hausmantel, das Haar aufgesteckt. Sie trug die kostbare Tiara der Countess mit den Perlen und Diamanten und das
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