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Freibeuter der Liebe

Freibeuter der Liebe

Titel: Freibeuter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Andrews
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„die Heldin bist immer … du?“
    Bitte, sag Nein. Er hätte gar nicht erst davon anfangen sollen.
    Stella errötete bei dem Gedanken an Lady Mary. „Na ja, bis zu einem gewissen Grad schon. Ich bin eine Frau, also entstehen meine weiblichen Figuren aus meiner eigenen Erfahrung.“
    Ricks Atem beruhigte sich ein wenig. „Dann ist Lucinda doch nicht wie du?“
    Stella schüttelte den Kopf. „Na ja, sie hat mehr von mir als Lady Mary“, gab sie zu.
    Rick spürte, wie seine Anspannung schlagartig verflog.
    Ha! Siehste! Sie war gar nicht Lady Mary!
    Puh.
    „Lady Mary ist aus dem ersten Buch?“, fragte er unschuldig.
    Stella nickte und entspannte sich allmählich. Eigentlich tat es richtig gut, mal laut darüber nachzudenken. Vielleicht half es ihr beim Schreiben, wenn sie sich des Unterschieds bewusst wurde.
    „Lucinda besitzt eine Charakterstärke, die Lady Mary abging. Die sitzt nicht rum und wartet, dass sie gerettet wird. Tatsächlich ist es sogar so, dass sie den Helden rettet, der in Ketten gefangen gehalten wird.“
    Rick versuchte, sich die Szene nicht vorzustellen. „Und Lady Mary ist schwach?“
    Denn er fand, auf ihre Weise war Mary ausgesprochen zäh.
    Stella schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist nicht schwach, sie ist nur passiver. Aber sie ist eben ein Produkt ihrer Zeit – und ihrer vornehmen Herkunft.“
    Rick dachte an die Szene, wo Mary schließlich Vascos Verführungskünsten nachgab. Da war sie alles andere als passiv.
    „Dann ähnelt sie dir tatsächlich nicht“, lächelte er erleichtert.
    Stella lächelte zurück. Wenn er wüsste. Unter Lady Marys Röcken verborgen lagen Stellas geheimste Sehnsüchte. Sie trank den letzten Schluck von ihrem Bier und sah auf die Uhr. „So! Genug geplaudert. Lucinda flüstert mir süße Worte ins Ohr.“
    Rick runzelte die Stirn. „Die Figuren reden mit dir?“
    „Oh ja.“ Stella nickte. „Ziemlich eindringlich sogar.“
    Er schluckte. „Was erzählen sie dir?“
    Stella zuckte die Schultern. „Ihre Gedanken, Träume, Sehnsüchte.“
    Ach, du lieber Gott – hatte Lady Mary ihr das alles eingeflüstert? Hatte sie Stella gesagt, dass sie Vasco nackt in der Badewanne sehen wollte, dass er an ihrem Finger lutschen und sie an sein Bett fesseln sollte?
    Oder war es Vasco gewesen, der Stella eingeflüstert hatte, was er mit Lady Mary alles anstellen wollte? War es seine Stimme, die Stella in ihrem Kopf gehört hatte?
    Noch nie in seinem ganzen Leben war Rick so froh gewesen, wieder Land zu sehen, wie an diesem Nachmittag, als Papua-Neuguinea in Sicht kam. Mithilfe des Motors steuerten sie in den Hafen von Port Moresby und machten am Royal Papua Jacht Club fest. Nachdem sie die Formalitäten erledigt hatte, betraten sie den Club.
    „Vergiss nicht“, sagte Stella, als Rick einer schönen dunkelhäutigen Frau zulächelte, die ihn unverhohlen beäugte, „die Wette läuft noch.“
    Fast hätte Rick laut gestöhnt. Gerade weil er mit einer Frau unterwegs war, die erotische Literatur schrieb und halb nackt herumlief, musste er irgendwohin mit seiner Energie! Und ausgerechnet jetzt hatte er sich auf diese alberne Wette eingelassen. Was war das für eine Welt, in der man aufgestautes sexuelles Verlangen nicht durch harmloses Flirten kompensieren durfte?
    Er lächelte sie an. „Kinderspiel.“
    Anfangs versuchte er noch, Stella loszuwerden, doch sie ließ sich nicht abschütteln und ließ ihn auch nicht aus den Augen, während er sich um Treibstoff, Vorräte und die Formalitäten für ihre Fahrt nach Mikronesien kümmerte.
    In der Nähe entdeckten sie einen Kunsthandwerksmarkt, ein Potpourri aus exotischen Farben, Gewürzen und schönen Frauen, und während sie durch die Reihen schlenderten, sank seine Laune in den Keller. Währenddessen erstand Stella einen Sarong und eine Fußkette mit einer winzigen Muschel und einem kleinen Glöckchen.
    Als sie nach einem Abendessen im Club an Bord zurückkehrten, war Rick in sich kehrt – ganz grüblerischer Pirat.
    Wegen einer dichten Wolkendecke wurde an diesem Abend nicht in die Sterne geguckt. Stattdessen besprachen sie die bevorstehende Reiseetappe und den Wetterbericht, der für die nächsten Tage nichts Gutes verhieß. Langfristig war die Vorhersage aber ausgezeichnet, wenn man bedachte, dass Regenzeit war.
    „Alles in Ordnung?“, fragte Stella unschuldig, als sie die leeren Kaffeebecher abräumte und barfuß in die Kombüse ging. „Du wirkst irgendwie angespannt. Fällt es dir sehr schwer, nicht zu

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