Freibeuter der Liebe
flirten?“, bohrte sie weiter und musste mühsam ein Lachen unterdrücken.
Rick hörte den Spott in ihrer Stimme nur mit einem Ohr, da das Klimpern ihres Fußkettchens alles andere übertönte.
Er setzte ein Lächeln auf. „Mir geht’s prima“, behauptete er. „Ich gehe mal an Deck und gebe die Route in das Navigationssystem ein.“
Stella sah ihm lächelnd nach. Diesmal hatte er keine Chance.
6. KAPITEL
An Deck war es ruhig und still, eine feuchte Nacht, in der die Wolken den fast vollen Mond verdeckten. Keine Brise ließ die Flaggleinen klimpern. Ganz leise drang Musik vom Jachtclub herüber, aber ansonsten war der Anlegeplatz friedlich. Auf den anderen Booten war kein Licht, waren keine Stimmen.
Niemand da, der sah, wie Rick den Kopf ans Steuerrad schlug.
Als er sich auf diese Reise eingelassen hatte, schien alles klar. Die Sirena und Inigos Schatz lagen irgendwo da draußen, und er und seine beste Freundin Stella, die wie eine Schwester für ihn war, würden sie finden.
Schließlich war das Nathans Letzter Wille.
Aber jetzt hatte Rick einen ganz anderen Gedanken im Kopf, der nichts mit Geschwisterliebe zu tun hatte.
Und der ganz bestimmt nicht in Nathans Sinn war.
Nathan hatte Rick damals nicht ausdrücklich gesagt, er solle die Finger von Stella lassen. Aber er hatte gesagt, dass seine Tochter etwas ganz Besonderes sei, und ließ keinen Zweifel darüber, dass Stella auch einen ganz besonderen Mann verdiente. Jedenfalls keinen Seemann.
Für seine Tochter wollte Nathan das, was er selbst seiner Frau nie hatte geben können – Stabilität.
Jemand, der immer für sie da war.
Und jeder wusste, dass Nathans Tochter tabu war.
Auch für ihn.
Aber jetzt war Nathan tot. Und Stella erwachsen.
Sie hatte Brüste und Hüften und eine Fantasie, die jedem Matrosen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.
Wie zum Teufel sollte er das ignorieren?
Und es war erst der zweite Tag.
Wie lange würde er das durchhalten?
Andererseits …
Rick hob den Kopf vom Steuerrad und richtete sich kerzengerade auf, als ihm die List eines gewissen Piraten in den Sinn kam.
Was, wenn er den Spieß umdrehte?
Was, wenn er einige der pikanteren Szenen aus Piratenherz zum Leben erweckte?
Sein Blick fiel auf die Dusche auf dem Achterdeck, und er lächelte.
Stella war gerade dabei, die Vorräte in der Kombüse zu verstauen, als sie vor dem Bullauge ein lautes Platschen hörte. Stirnrunzelnd spähte sie in die Nacht.
Hatte Rick sich über Bord gestürzt, weil er es nicht ertrug, die Wette zu verlieren?
„Rick?“, fragte sie, ein Lächeln auf dem Gesicht. Keine Antwort. „Rick?“
Noch immer keine Antwort.
Oder hatte ein Einbrecher Rick bewusstlos geschlagen und ins Wasser gestoßen?
Ihr Lächeln erstarb, ihr Herz pochte. Sie griff nach der nächstbesten Waffe, einer schweren Bratpfanne, und beschloss, an Deck nach dem Rechten zu sehen. Mit weichen Knien kletterte sie die Wendeltreppe hoch, einen Schritt nach dem anderen.
Sie atmete tief durch, dann reckte sie wie ein Erdmännchen den Kopf aus der Luke.
„Rick?“, flüsterte sie, während ihre Augen sich nur langsam an die Dunkelheit gewöhnten.
Immer noch nichts.
Da erhaschte sie eine flüchtige Bewegung und nahm den Klang von laufendem Wasser wahr, der sich vom sanften Schlagen des Meeres und Zirpen der Insekten abhob. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können.
Da war jemand.
Ein Mann.
Unter der Dusche.
Unter der Dusche?
In diesem Moment schob sich der Mond hinter den Wolken hervor, und Stella bekam die Seitenansicht des Mannes unter der Dusche geboten, als hätte jemand einen Scheinwerfer auf ihn gerichtet.
Rick.
Ein splitternackter Rick.
Sie blieb wie angewurzelt stehen.
Den Kopf zurückgeneigt, das Gesicht dem Nachthimmel zugewandt, die Augen geschlossen, schien er das Mondlicht anzubeten, das ihn in Alabaster tauchte.
Er sah aus wie eine Statue. Ein Michelangelo.
Mit der herrlichen Symmetrie fließender Muskeln und den subtileren Details der Sehnen, Bänder und Venen eines lebenden, atmenden Kunstwerks.
Das Wasser lief über die breiten Schultern, die Brust, den Bizeps. Es rann über seinen Rücken, folgte der Rundung seiner Wirbelsäule, der Erhebung seiner Pobacken. Kleine Rinnsale liefen an dem kräftigen Oberschenkel hinab, der leicht vorgestellt war und Stella die Sicht nahm. Ihre Miene verfinsterte sich.
Mist.
Vascos Badeszene hatte sie vor über zwei Jahren geschrieben, und Rick, den sie hauptsächlich in
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