Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
abgelöst. Er atmete tief ein und seufzte.
»Gott, wie habe ich das vermisst«, sagte er.
Während er neben Samantha dahinschlenderte, bemerkte er, dass sie den Blick auf das Kopfsteinpflaster geheftet hielt und sorgfältig vermied, sich an dem überall auf der Straße liegenden Unrat die Schuhe dreckig zu machen.
Als sie über eine kleine Pfütze trat, in der grüne Brocken schwammen, griff sie sich angeekelt an die Kehle.
»Seid nicht so zimperlich, Samantha. Ihr müsst lernen, Euch an kleinen Dingen zu freuen.«
»An kleinen Dingen?« Sie wich einer daherrollenden Flasche aus, die hinter ihr in Scherben ging. »Und was betrachtet Ihr als große Dinge?«
Luke kicherte. »Also, da könnte ich Euch …«
Samantha hob die Hand und schüttelte heftig den Kopf. »Vergesst es.«
»Warum so abweisend, Schätzchen? So schlecht kann Eure Meinung von mir nicht sein - immerhin habt Ihr mich aus dem Gefängnis geholt.«
»Als Mittel zum Zweck, Luke. Nur als Mittel zum Zweck.«
»Angeblich.«
Im Ortskern herrschte dichtes Gedränge. Der Gestank von Schnapsfahnen, ungewaschenen Körpern und anderen Unappetitlichkeiten machte die Luft zum Schneiden dick. Samantha hielt sich hinter Luke, benutzte ihn als Schild.
»Habt Ihr ein bestimmtes Ziel im Auge?«
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. Ihr Gesicht war gerötet, das braune Haar mit den goldenen Lichtern darin umschmeichelte ihre Schultern, die Augen waren mit goldenen Pünktchen gesprenkelt, die hochstehenden Brüste in dem tiefen Dekolleté erinnerten ihn an cremefarbene, sanfte Wellen - doch ihr Körper war völlig verkrampft und ihr Mund vor Ekel verzogen.
Ihre Frage hatte Misstrauen und Zweifel verraten, und das hätte ihn eigentlich ärgern müssen, doch es brachte ihn dazu, zu grinsen.
»Das habe ich in der Tat, Schätzchen«, antwortete er, während sie ständig von Vorbeitorkelnden angerempelt wurden, »aber bevor wir weitergehen, sagt mir doch bitte, ob Ihr irgendwann lächeln werdet oder ob Ihr die ganze Zeit so finster dreinschauen wollt.«
Ihr Versuch war nicht überzeugend, doch Luke lobte sie trotzdem. »Braves Mädchen.«
»Bringen wir es hinter uns«, sagte sie und schob ihn an.
Obwohl Dervishs Mannschaft ihn damals zum Sterben zurückgelassen hatte, hatte Luke Freunde unter seinen ehemaligen Kameraden, eine Handvoll Leute, auf die er sich verlassen konnte, wenn es darauf ankam, und an einen von ihnen wollte er sich jetzt wenden.
»Luke! Gütiger Gott! Ich dachte, du wärst tot.«
Luke grinste. »Einen Moment lang war ich das auch, aber dann sagte sie, ich sollte von ihr runtergehen, weil ich ihr zu schwer würde und sie keine Luft bekäme.«
Sein Freund verschluckte sich an seinem Rum und hustete, bis ihm die Tränen kamen. Es dauerte eine Weile, bis er wieder normal atmen und sprechen konnte. »Keine Witze, wenn ich trinke, Mann! Ich will noch einiges erleben, bevor sie mich mit dem Arsch nach oben eingraben.«
»Nach oben?«
»Hast du je erlebt, dass ich mache, was alle machen, Luke? Ich will mich bäuchlings beerdigen lassen.«
Käpt’n, wie er sich nannte, war ein Bär von einem Mann. Das silbrige Kraushaar stand in alle Richtungen von seinem Kopf ab, und sein Umfang entsprach dem Dreifachen von Samanthas. Die Beine erinnerten an Baumstämme, aber er bewegte sich sehr flink damit, und ehe Luke es sich versah, wurde seine Hand von einer doppelt so großen gepackt und geschüttelt.
Von seinen schmerzenden Fingern abgesehen, war Luke erfreut, seinen alten Freund hier im Doubloons gefunden zu haben, nachdem er vergeblich fünf andere Kaschemmen durchsucht hatte - was er, wie er sich grinsend eingestand, allerdings allein zu seiner Belustigung getan hatte, denn das Grollen und Schimpfen, mit dem Samantha hinter ihm hergetrottet war, hatte ihn köstlich amüsiert. Das Doubloons war Käpt’ns Lieblingslokal, und er hatte gewusst, wenn er ihn finden könnte, dann dort.
»Dann erzähl mal, Luke.« Käpt’n schlug ihm auf den Rücken. »Das Letzte, was ich über dich hörte, war, dass sie dich in Port Royal weggesperrt hatten. Wie bist du rausgekommen?«
Da er nicht beabsichtigte, seinem Freund zu offenbaren, dass er von einer reizbaren, rachedurstigen Frau befreit worden war, tat Luke, was er am besten konnte. Er log.
»Ich habe mir einen Fluchtweg gegraben.«
Käpt’n zog fragend die Brauen hoch.
»Mit dem Absatz meines Stiefels«, fügte Luke hinzu, einer Eingebung folgend, wobei er sich darauf verließ, dass sein
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