Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
wieder da.«
Es hatte Dervishs Aufenthaltsort erfragen und dann so unauffällig wie möglich mit Samantha zur Revenge zurückkehren wollen. Aber in diesem Moment war unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen Lukes geringste Sorge.
Rücksichtslos bahnte er sich den Weg durch das volle Lokal. Als er die Tanzfläche erreichte, schwenkte der betrunkene Pirat Samantha gerade im Kreis herum. Samanthas Augen verengten sich, als sie Luke auf sich zustampfen sah. Er hätte sie am liebsten erwürgt, als sie ihr unechtes Lächeln wieder aufsetzte.
»Spendiert Ihr einer Lady einen Drink?«, fragte sie und klimperte mit den Wimpern.
»Verschwindet«, knurrte er. »So war das nicht ausgemacht.«
»He, such dir selbst eine«, schimpfte der Mann, als Luke Samantha beim Handgelenk packte.
Wenn er bewaffnet gewesen wäre, hätte er den Kerl über den Haufen geschossen, wenn Samantha nicht in diesem Augenblick von dem Wurm weg und zu ihm getreten wäre. Nur das in ihren Augen lodernde Feuer verriet ihre wahren Gefühle.
»Ich werde nicht gehen«, raunte sie ihm zu. »Gott weiß, was Ihr tut, wenn ich Euch nicht im Auge behalte. Außerdem seid Ihr es, der sich nicht an den Plan hält.«
Weil sie recht hatte, knurrte er: »Ihr lenkt mich ab. Wie soll ich etwas herausfinden, wenn Euch alle anstarren?«
Sie strahlte regelrecht. »Das ist das Netteste, was Ihr bisher zu mir gesagt habt.«
Sein Herzschlag dröhnte in seinen Ohren. »Wollt Ihr Dervish haben oder nicht?«
»Luke«, sagte Käpt’n hinter ihm.
Samantha ließ sich von der imposanten Erscheinung seines Freundes nicht einschüchtern. Im Gegenteil. Sie lächelte ihn sogar an, und Luke musste sich wütend eingestehen, dass ihr Lächeln nicht annähernd so gezwungen war wie das, das sie kurz zuvor ihm geschenkt hatte.
»Finger weg, Käpt’n«, warnte er. »Die gehört mir.«
»Verdammt, Luke - ich hab sie zuerst gesehen.«
»Du bist zu gut für sie«, erwiderte Luke und zog Samantha zur Tür hinaus.
»Was fällt Euch ein!«, fauchte sie ihn an. »Die Männer waren betrunken, aber völlig harmlos!«
»Harmlos? Ha! Warum habt Ihr dann geschrien?«
Sie verdrehte die Augen. »Der eine hat mir eine Spinne gezeigt, die auf meine Hand zugekrabbelt ist, und ich tat, was die meisten Frauen in dieser Situation tun: Ich schrie.«
»Ihr hättet lieber den Mund halten sollen. Ich dachte, Ihr wäret in Schwierigkeiten.«
»Ist Euch schon mal der Gedanke gekommen, dass ich sehr gut allein zurechtgekommen bin, bevor ich Euch kennengelernt habe? Habt Ihr wenigstens herausbekommen, wo Dervish zu finden ist?«, erkundigte sie sich, als er sie zum Strand zurückzerrte.
Verdammt!
»Wartet hier! Rührt Euch nicht von der Stelle!«, schärfte er ihr ein.
Auf dem Rückweg zum Doubloons verfluchte Luke sie unablässig. Wenn sie sich nicht wie eine verdammte Dirne aufgeführt hätte, wüsste er jetzt, was er wissen wollte. Er hätte sie ohne Aufsehen zur Revenge zurückgebracht und sich anschließend im Doubloons ganz entspannt betrunken.
»Hast du sie schon geschafft?«, grinste Käpt’n. »Ich hatte gedacht, sie wäre dir über.«
»Ich mach später weiter.« Luke griff sich einen Becher vom Tablett eines vorbeikommenden Schankmädchens. »Wo ist Dervish?«
Käpt’n legte einen Arm auf Lukes Schulter, der unter dem Gewicht fast in die Knie ging. »Auf dem Weg nach Santa Placidia.«
Das war ein unbedeutendes Inselchen mit einem kleinen, natürlich von Felsen eingerahmten, seichten Hafen. Der ideale Ort, um ein Schiff zum Kielholen zu entladen. Luke hörte aufmerksam zu, während Käpt’n ihm weitere Einzelheiten erzählte. Am Ende des Berichts war Luke so glücklich wie seit Monaten nicht.
»Käpt’n, mein Freund, damit hast du dir einen Dreifachen verdient.«
5
Als am darauffolgenden Nachmittag der Rest der Mannschaft an Bord zurückkam, konnte Sam vor Erschöpfung kaum noch stehen. Sie hatte wie üblich die Nachtwache gehalten und Aidans Angebot abgelehnt, die erste Morgenwache zu übernehmen. Nicht, weil sie ihm nicht vertraute, sondern weil sie ohnehin keine Ruhe gefunden hätte.
Schuld daran war die Tatsache, dass Luke, nachdem er sie zur Revenge begleitet hatte, in die Stadt zurückgekehrt war. Um was zu tun? Und mit wem? Sie wusste, dass diese Fragen sie quälen würden, bis er wiederkäme, und unter diesen Umständen war an Schlaf nicht zu denken.
Warum machte sie sich überhaupt Gedanken? Warum gestand sie ihm nicht die gleichen Rechte zu wie ihrer Mannschaft?
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