Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
und Kisten hin und her. Und mittendrin mit nach Wochen auf See unsicherem Gang Seeleute auf Landurlaub.
Sams Blick erfasste die Revenge. Da sie nur selten von Bord ging, hatte sie nicht oft Gelegenheit, ihr Schiff aus dieser Perspektive zu betrachten. Gott, was für eine Schönheit. Sam lächelte. Sie hatte die Farbe ausgesucht und ihre Wahl nie bereut, denn sie passte zum Meer. Viel besser als das Olivgrün, in dem Sam sie übernommen hatte. Stolz und Liebe verdrängten die Enttäuschung über Lukes letzte Worte, und Sam seufzte entzückt.
»Mir raubt der Anblick auch jedes Mal den Atem.«
Sam hatte Joe am Schritt erkannt und war deshalb nicht überrascht, als sie hinter sich seine Stimme hörte. »Ich werde sie vermissen, Joe. Sie war mein Heim, das einzige, das ich hatte seit …« Sie ließ den Satz unvollendet. Es war schon so viel über ihre Familie gesagt worden - was blieb da noch?
»Ihr werdet Euch ein anderes schaffen, Mädchen. Ein schönes Heim mit einem netten Mann und einer Kinderschar.«
Sam riss ihren Blick von dem Schiff los und schaute Joe an, der neben sie getreten war. »Falls ich die Begegnung mit Dervish überlebe.«
»Ich will solches Gerede nicht hören!«, fuhr Joe auf. »Er ist uns zahlenmäßig überlegen, aber wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite.«
»Es wird mehr brauchen als das, um ihn zu besiegen.«
»Saman …«
Sie hob die Hand. »Nein, Joe. Wir kennen die Risiken. Wir haben nie darüber gesprochen, aber wir kennen sie.« Sie fröstelte plötzlich und verschränkte die Arme. »Es wird ein Wunder vonnöten sein, um da lebend rauszukommen.«
Joe legte den Arm um ihre Schulter. Das hatte er zuletzt in der Nacht getan, als sie von der Plantage geflohen waren.
»Dann wird ein Wunder geschehen, Mädchen. Wir haben Dervish und Grant nicht überstanden, um jetzt zu sterben.« Er drückte sie fest an sich. »Ihr werdet schon sehen.«
Ein Kaufmann mit silbrig glänzenden, zum Teil noch zuckenden Fischen auf einem Schubkarren kam vorbei. Sam hielt die Luft an, um den penetranten Geruch nicht einzuatmen. Als der Mann außer Riechweite war, gönnte sie ihren Lungen Entspannung. Suchend schaute sie in die Bucht hinaus.
»Ich sehe sein Schiff nicht. Wo ist er?«
Joe strich sich den Bart. »Ich weiß es nicht. Eigentlich müsste er längst hier sein.«
Es war wirklich merkwürdig. Dervish hätte vor ihnen ankommen müssen. Er war nicht nur eher in See gestochen, sie hatten durch das Intermezzo mit dem Kauffahrer und der anschließenden Notreparatur des Schiffes beträchtliche Zeit verloren. Besorgt kaute Sam auf ihrer Unterlippe herum.
»Glaubt Ihr, er ist schon wieder weg? Haben wir ihn vielleicht ganz knapp verpasst?« Sie wusste nicht, ob sie diese Enttäuschung verkraften konnte.
»Er ist nicht hier gewesen. Wenn es so wäre, wüssten wir es.«
Da in der Stadt alles wie immer war, musste Sam ihm zustimmen. Es hatte nirgends gebrannt, nichts war durch Kanonenbeschuss zerstört.
»Wie ist Euer Plan, Samantha?«
Sie kickte einen Stein weg, sah zu, wie er über den Kai rollte und ins Wasser platschte. »Wir warten bis Sonnenaufgang. Wenn Dervish dann noch nicht da ist, bedeutet das, dass er seinen Kurs geändert hat und wir ihn anderswo
suchen müssen. Haltet die Augen offen, Joe. Ich möchte nicht, dass die Revenge bei Dervishs Angriff auf die Stadt in Mitleidenschaft gezogen wird. Wenn Ihr Dervish kommen seht, bringt sie weg. Mich könnt Ihr dann ja irgendwann später abholen.«
»Und wo?«
Sam wusste, dass sie Joe vertrauen konnte - sie würde Jacqueline nicht in Gefahr bringen, wenn sie ihm reinen Wein einschenkte. Und so trat sie dicht an ihn heran und flüsterte, um ihre Gastgeberin zu schützen.
»Luke hat eine Schwester. Jacqueline. Sie ist mit dem Bruder des Gouverneurs verheiratet. Wir logieren bei ihr.«
Joe quollen fast die Augen aus dem Kopf. »Habt Ihr denn beide den Verstand verloren?«, bellte er.
Sam schaute panisch um sich, aber es war niemand in Hörweite. »Ihr Mann ist im Moment auf See. Das Haus wird beobachtet, aber ich habe nichts zu befürchten. Dass Luke dort ist, weiß niemand - er hat das Haus durch einen versteckten Seiteneingang betreten.«
Joe schüttelte den Kopf. Keines seiner krausen Drahthaare bewegte sich.
»Er ist verrückt, Samantha. Wieso weiß er, dass er nicht gesehen wurde?«
»Weil die Marine das Haus sonst längst gestürmt hätte. Wie weit sind die Reparaturen gediehen?«
»Willy hat das Loch schon fast
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