Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
tun. Es ist einfach schwer, über die Vergangenheit hinwegzukommen.« Er senkte den Blick auf seine abgetragenen Stiefel, schnaubte, schüttelte den Kopf und schaute Samantha ernst an. »Du willst einen anderen Menschen aus mir machen, Samantha, aber das geht nicht. Ich bin ein Pirat, und das werde ich immer bleiben.«
Sie streichelte seine Wange. »Nur solange du es willst.«
Er umfasste ihre Hand und zog sie nach unten. »Nein, Samantha. Ich werde nie ein Mann sein, mit dem du die Straße entlangspazieren kannst. Dazu bin ich nicht gut genug.« Er ließ ihre Hand los und trat einen Schritt zurück. »Jetzt geh und kümmere dich um dein Schiff.«
Sam nickte niedergeschlagen. Sie hatte nichts erreicht. Es war ihr nicht gelungen, ihn zu überzeugen, dass er auch ein anderes Leben führen konnte als das eines Piraten. Sie hatte nichts über seine Vergangenheit erfahren und auch nicht, warum er glaubte, nur zum Räuber zu taugen. Aber das Schlimmste war, dass die Verbindung, die in der vergangenen Nacht und an diesem Morgen zwischen ihnen
bestanden hatte, gekappt war. Es erschreckte Sam, wie sehr sie darunter litt.
Sie ging zur Tür.
»Samantha?«
Sie drehte sich ihm zu.
Luke stand mit verschränkten Armen da und durchbohrte Sam mit seinem Blick. »Ich habe dir nichts versprochen. Du wusstest von Anfang an, wer ich bin.«
Das stimmte. Und doch hatte sie nach ihrer Liebesnacht Hoffnung geschöpft, dass sie beide die Chance auf ein gemeinsames Leben hatten, fernab von Plünderungen, Kanonen und Toten. Seine Worte machten diese Hoffnung zunichte. Der ruhige, aufrichtige Ton, in dem er sie gesprochen hatte, sagte deutlich, dass er sich nicht ändern würde. Es war töricht von ihr gewesen, etwas anderes anzunehmen.
Der Kloß in ihrem Hals machte ihr das Schlucken schwer.
»Samantha?«, sagte er noch einmal, als sie sich nicht äußerte.
Sie hatte ihm ihr Herz geöffnet, aber wie es schien, hatte es nichts bewirkt, außer sie verwundbar zu machen. Da es so aussah, als müsste sie ihr Leben auch in Zukunft allein führen, setzte sie ein unverbindliches Lächeln auf. »Dann gehe ich jetzt und kümmere mich um mein Schiff«, nahm sie seine Worte auf. »Und erkundige mich, ob Dervish angekommen ist. Trotz des Unwetters müsste er inzwischen hier sein.«
Luke trat stirnrunzelnd auf sie zu. »Mach dir lieber keine zu großen Hoffnungen. Vielleicht ist sein Schiff in dem Sturm ebenfalls beschädigt worden. Das könnte ihn aufhalten.«
Sie begegnete seinem besorgten Blick. »Er ist bestimmt da.«
Bevor Luke noch etwas sagen konnte, verließ sie das Zimmer.
12
Sam schlug Jacquelines Angebot aus, sich von der Kutsche in die Stadt bringen zu lassen. Sie wollte ihre Gedanken ordnen, und das würde ihr besser gelingen, wenn sie zu Fuß ging. Mit selbstbewusst erhobenem Kopf wanderte sie zwischen den Büschen dahin, in denen, wie sie jetzt wusste, Männer auf der Lauer lagen. Ihren herausfordernden Blicken präsentierten sich allerdings nur Blätter in den verschiedensten Formen und Grünschattierungen, zwischen denen sich leuchtend rote Blüten der Sonne entgegenreckten.
Die Stadt summte vor Geschäftigkeit. Stimmengewirr, Pferdegewieher, Hammerschläge und Hundegebell vereinigten sich zu einer fröhlichen Geräuschkulisse. Unter anderen Umständen hätte Sam verweilt und die Atmosphäre genossen, doch heute hatte sie es eilig. Joe hatte Dervish mittlerweile sicher ausgemacht. Jetzt mussten sie nur noch warten, bis er aus dem Hafen segelte. Sie wollte ihm nicht inmitten unbeteiligter Schiffe die Umbarmherzigkeit erweisen, die er ihrer Familie gegenüber bewiesen hatte.
Am Hafen wurde sie vom Kreischen der Möwen empfangen, die über der Bucht kreisten, in der Schiffe auf einer Dünung schaukelten, die selbst den unruhigsten Säugling in den Schlaf gewiegt hätte.
Sam beschattete die Augen mit der Hand und ließ den Blick am Kai entlangwandern. Nackte Masten ragten senkrecht in den blauen Himmel, Vorräte wurden auf Decks gehievt, Männer löschten Schiffe und nahmen Ladung an Bord. In Seilen hängende, ängstlich meckernde Ziegen schwebten durch die Luft, Hühner gackerten in Drahtkäfigen. Sam schaute zu, wie ein Schiff zum Ablegen bereit gemacht wurde. Wasser strömte an dem gelichteten Anker herab, Segel glitten an Masten hinauf, fingen den Wind ein, blähten sich, und das Schiff stach in See.
Am Kai wimmelte es von Kaufleuten, die Fisch von gerade angekommenen Booten kauften, Jungen schossen zwischen Männern
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