Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
gegriffen hatte, noch immer zitterte.
»Nein, das ist es nicht. Es war unbedacht.« Sie zog Sam ins Haus und führte sie auf die Terrasse hinaus. »Ich werde Pritchard bitten, uns Erfrischungen zu bringen, während Ihr wieder zu Atem kommt.«
Sie gab ihrem Gast keine Chance zu entkommen, denn sie hatte den ganzen Vormittag darauf gewartet, ungestört mit Samantha sprechen zu können, und Luke zu diesem Zweck eigens dazu verdonnert, einen Brief an ihre gemeinsame Mutter zu schreiben. Sie läutete nach dem Butler. Die silberne Glocke, mit der sie das tat, hatte Luke ihr bei seinem letzten Besuch mitgebracht, und sie stellte sie absichtlich so ab, dass die Seite mit der eingravierten Piratenflagge zu Samantha zeigte.
Das Bild blitzte im Sonnenschein, und Samantha beugte sich vor und studierte es stirnrunzelnd. Pritchard erschien, und Jacqueline trug ihm auf, zwei Gläser kalten Tee und eine Schale mit Obst zu bringen.
»Sie ist hübsch, nicht wahr? Ein Geschenk von Luke.«
Bei der Erwähnung seines Namens schoss Samanthas Blick Richtung Wald.
»Die Männer da draußen können uns nur sehen. Sie sind zu weit entfernt, um zu hören, was wir reden.« Als Samantha nicht überzeugt wirkte, setzte Jacqueline hinzu: »Sie können uns wirklich nicht hören.« Sie legte eine Hand auf Samanthas. »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich das Leben meines Bruders gefährden würde, oder?« Sie hoffte, die junge Frau würde Luke von seinem Piratenleben abbringen, aber das würde nicht klappen, wenn Samantha nicht über ihn zu sprechen wagte.
Zu ihrer Erleichterung lächelte Samantha. »Nein, das glaube ich nicht.« Sie lehnte sich zurück und arrangierte die Falten ihres Rockes.
Jacqueline nahm die Glocke wieder in die Hand und drehte sie hin und her. »Seit Luke sich der Piraterie verschrieben hat, flehe ich ihn an, damit aufzuhören. Und was tut er? Schenkt mir diese Glocke - damit ich nie vergesse, was er ist, sagte er.«
Oh, wie es sie geschmerzt hatte, so eine hübsche Glocke mit einer Totenkopfflagge verunziert zu sehen. Zu wissen, dass ihr Bruder so wenig von sich hielt, glaubte, er sei zu Besserem nicht fähig. Sie war schon lange nicht mehr wütend auf ihn, nur noch traurig. Es steckte so viel Gutes in ihm. Wenn er es nur sehen könnte.
»Er will nichts anderes sein«, sagte Samantha.
Ihr kummervoller Ton machte Jacqueline Mut. Sie wartete, bis Pritchard ihnen Tee eingeschenkt hatte und gegangen
war. Dann erwiderte sie: »Nein, Samantha - er glaubt, nichts anderes sein zu können.«
»Ich verstehe nicht. Er hat noch nie erwähnt, etwas anderes zu wollen.«
»Gar nichts?«, neckte Jacqueline sie. Samantha wurde glutrot. »Verzeiht meine Anzüglichkeit.« Jacqueline schob ihr Glas beiseite und beugte sich über den kleinen Tisch zu der jungen Frau vor, der sie zutraute, Luke zu ändern.
»Ich liebe Luke. Er ist ein anständiger Mann und ein wundervoller Bruder. Das Problem ist, dass mein Vater - sein Stiefvater - ihm so lange einhämmerte, ein Bastard zu sein, bis Luke sich minderwertig fühlte.«
»Und - ist er ein Bastard?«
Jacqueline nickte seufzend. »Ja. Unsere Mutter wurde vergewaltigt, als sie fast noch ein Kind war, und Luke war das Ergebnis dieser Untat.«
Samantha erbleichte, und Jacqueline bekam plötzlich Angst, dass sie sie vielleicht falsch eingeschätzt hatte. War Luke ihr seiner Herkunft wegen - für die er nichts konnte - jetzt vielleicht nichts mehr wert?
»Wie schrecklich für Eure Mutter.«
»Luke war nicht schrecklich«, verteidigte Jacqueline ihren Bruder sofort.
Samantha korrigierte sich augenblicklich, und Jacqueline schöpfte wieder Hoffnung. »Ich meinte die Vergewaltigung. Ich bin sicher, dass sie Luke sehr liebt.«
»Oh, ja, das tut sie. Es hat sie nie gekümmert, wie er empfangen wurde.«
»Aber Euren Vater.«
Jacqueline seufzte bekümmert. »Er konnte ihn einfach nicht lieben. Dabei hat Luke alles getan, um ihm zu gefallen. Nichts war genug.«
»Was hat Luke denn getan?«
»Er hat von früh bis spät gearbeitet, mir und unserer Mutter geholfen, Sonderaufgaben übernommen, um mehr Geld nach Hause zu bringen. Mutter war so stolz auf ihn. Als mein Vater dahinterkam, geriet er außer sich. Es war ihm peinlich, versteht Ihr. Dass Luke arbeiten ging, erweckte den Eindruck, dass mein Vater die Familie nicht allein ernähren konnte.«
Samantha kaute geistesabwesend auf einem Stück Ananas herum. »Und was hat er getan?«
»Er hat zu Luke gesagt, dass er nicht zulassen würde,
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