Freibeuterin der Liebe - What a Pirate desires
dass ein verdammter Bastard ihn lächerlich machte.«
»Das ist ja entsetzlich.«
Jacqueline nickte. Sie sah die Szene so deutlich vor sich, als wäre es erst am Vortag gewesen. »Mutter hat geweint, ich habe geweint, aber Luke stand aufrecht und ganz ruhig da und antwortete, er hätte nur das Richtige tun wollen.« Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Darauf hat mein Vater gesagt, dazu sei es zu spät. Wenn er das Richtige hätte tun wollen, hätte er bei seiner Geburt sterben müssen.«
Samanthas Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Und Eure Mutter hat es zugelassen, dass er den Jungen derart beschimpfte?«
»Sie hat meinen Vater ermahnt, doch die Worte waren gesagt. Luke verließ schweigend das Zimmer. Sie haben nie wieder miteinander gesprochen.«
Jacqueline trank einen Schluck von dem kalten Tee. Der Zorn und das Mitgefühl in den Augen ihres Gegenübers wiesen darauf hin, dass die junge Frau tiefe Gefühle für Luke hegte, und deshalb wollte Jacqueline ihr alles über seine Vergangenheit erzählen, denn sie kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, dass er von sich aus nie ein Wort darüber verlieren würde.
»Mutter hat versucht, ihn sozusagen ›für zwei‹ zu lieben, doch das war nicht das, was er wollte. Er wollte einen Vater.«
»Wie alt war Luke damals?«
»Zwölf.«
Samantha wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
»Luke war stark, Samantha. Und er wusste, was Recht und was Unrecht war. Obwohl ich mehr geliebt wurde als er, vergötterte er mich.«
»Was da geschah, war ja auch nicht Eure Schuld«, sagte Samantha.
Wieder spürte Jacqueline Tränen in ihre Augen steigen. Oh, Luke, dachte sie, du musst diese Frau heiraten.
» Er wusste, dass er, wenn er in London bleiben würde, nie etwas anderes sein würde als der in Sünde empfangene Stiefsohn von Percy Young. Und so hat er mit fünfzehn auf einem Handelsschiff angeheuert. In Port Royal ist er von
Bord gegangen. Er liebte die Seefahrt, aber die strengen Sitten auf einem Kauffahrer waren ihm zutiefst zuwider. Deshalb hat er sich letztendlich für das Piratenleben entschieden, denn so konnte er seiner Liebe frönen und war sein eigener Herr.«
»Und wie seid Ihr hierhergekommen?«, fragte Samantha.
Die Erinnerung daran ließ Jacquelines Augen leuchten. »Ich war gerade sechzehn, als ich Daniel kennenlernte. Mein Vater arbeitete für seinen, und da mein Vater sich davon ein schnelleres Vorankommen in der Firma versprach, lud er die Kliphorns zum Abendessen ein. Meine Mutter stand den ganzen Tag in der Küche, und als das Essen fertig war, schmerzten meine Hände vom Möbelpolieren und Bodenschrubben, aber das Haus blitzte vor Sauberkeit. Als um Punkt acht die Türglocke anschlug, war ich darauf gefasst, einen öden Abend lang die mustergültige Tochter spielen zu müssen.«
Samantha schob ihren Tee beiseite, stützte die verschränkten Arme auf den Tisch und beugte sich gespannt vor.
»Und dann kam Daniel herein, fast einen Kopf größer als sein Vater und makellos schön, und mein Kopf war plötzlich völlig leer. Aber mein ganzer Körper kribbelte.« Jacqueline beugte sich ihrerseits vor und sagte in verschwörerischem Ton: »Luke hat auf Euch die gleiche Wirkung, nicht wahr?«
Wieder färbte Samanthas Gesicht sich glutrot, und Jacqueline lachte.
»Zuerst war ich erschrocken. Ich hatte mich zwar bereits zu einigen Männern hingezogen gefühlt und war auf andere neugierig gewesen, aber noch nie hatte mich einer derartig überwältigt wie Daniel. Er bewirkte mit einem Blick mehr, als es den anderen mit ihren Blumen, romantischen Dinners und teuren Geschenken gelang.«
»Das klingt wundervoll.«
»Wundervoll? Es ängstigte mich zu Tode.«
»Wirklich?«
»Ja, aber nicht lange. Während des Essens berichtete sein Vater, dass sein jüngster Sohn noch in derselben Woche seinem großen Bruder nach Barbados folgen würde. Es blieben mir ganze fünf Tage, um ihn zu überreden, mich mitzunehmen. Glücklicherweise kann ich sehr überzeugend sein.«
»Fünf Tage? Ihr habt alles hinter Euch gelassen, um mit einem Mann fortzugehen, den Ihr erst seit fünf Tagen kanntet?«, fragte Samantha stirnrunzelnd.
»Ja.«
Samanthas Reaktion überraschte Jacqueline nicht, denn sie hatte sie bei den meisten Frauen erlebt, denen sie die Geschichte erzählt hatte, doch sie hatte ihren schnellen Entschluss noch keinen Tag bereut.
»Was, wenn sich Eure Entscheidung als falsch erwiesen hätte?«
»Darüber habe ich keinen Augenblick
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