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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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sehr geliebt."
    "Ich glaube ja ..."
    "Haben Sie." Winker schwieg kurz. "D ie Indolenz ist Ihr Schutz. Nach dem Tod Ihrer Eltern haben Sie Ihre Empfindungen ausgeschaltet, Sie haben sich instinktiv abgekapselt, um nicht daran zu zerbrechen." Er überlegte. "Und später hat man Ihnen noch beigebracht, den Schmerz auszuschalten. Sie sind sehr gut in allem, was Sie tun." Winker sagte es anerkennend, aber nicht lobend. "Sie haben es zur Perfektion gebracht. Aber nicht zur Vollkommenheit." Er lächelte bedrückt. "Dieser Schutzmechanismus hat Sie abgehärtet, damit Sie nicht durchdrehen. Er verhindert aber auch, dass Sie überhaupt etwas empfinden." Er sah Kepler bestürzt an. "Ich meine – bewusst empfinden. Sie haben keine Alexithymie, auch wenn Sie ziemlich gefühlsblind sind. Aber das ist nur die Folge des Stumpfsinns, Ihre Gefühle sind da, nur versteckt. Sie empfinden alles, Sie fühlen es nur nicht. Dieses Stöhnen im Schlaf heißt, dass Ihre Seele noch lebt. Ihr Verstand hält sie durch die Indolenz im Zaum, damit sie nicht bricht. Nur kann das nicht ewig so funktionieren. Irgendwann werden Sie innerlich völlig erstarren, dann wird Ihnen alles egal sein. Oder Sie zerbrechen an sich selbst von innen heraus." Er machte eine Pause. "Im ersten Fall werden Sie ein Monster, das an nichts glaubt. Im zweiten töten Sie sich selbst, bevor Sie etwas tun, was im Gegensatz dazu steht, woran Sie glauben." Er sah Kepler in die Augen. "Haben Sie etwas empfunden, als Sie diesen Kindersoldaten erschossen hatten?"
    "Ich dachte nur – er durfte keine wehrlosen Frauen mehr töten."
    "Und als die Nonne in Ihren Armen starb?"
    "Sie tat mir leid. Sie war eine gute Frau und eine ehrliche Dienerin Gottes."
    "Wie haben Sie sich in diesem Moment gefühlt?", bohrte Winker nach.
    "Verraten", antwortete Kepler langsam, " und hilflos."
    " Mm... Hatten Sie auch mal ein richtig schönes Erlebnis in Afrika gehabt?"
    " Ja. Ich habe dort eine Deutsche getroffen. Sie lebte danach einige Tage bei mir." Kepler lächelte vor sich hin. "Sie mochte mich. Sie sagte, sie sei mir dankbar, weil ich ihr geholfen habe. Ihre Zuneigung hatte mir Kraft gegeben."
    "Liebe?", fragte der Psychologe direkt.
    " Wahrscheinlich", wich Kepler aus. "Ich weiß ja nicht, wie sich das anfühlt."
    "Und als die Frau weg war?"
    " War ich erleichtert."
    "Weil sie außer Gefahr war oder weil sie Sie durcheinander gebracht hatte?"
    "Beides."
    Winker sah ihn aufmerksam an.
    "Was bedeuten Frauen für Sie?"
    "So ziemlich alles."
    "Inwiefern?", interessierte Winker sich.
    "Sie sind schön. Und so...", Kepler suchte nach Worten, "so anders, so unfassbar... Ich komme bei ihnen nicht aus dem Staunen. Es ist wie Zauber."
    "Sex?"
    "Nicht nur", erwiderte Kepler bestimmt. "Es ist sehr viel mehr, es ist ihr Wesen... Ich kann es nicht erklären."
    "Ja ." Winker schmunzelte. "Wie auch niemand sonst auf der Welt." Er wurde ernst. "Wenn Sie eine Frau in den Armen halten, fühlen Sie etwas, nicht wahr?"
    "Ja. Solange es andauert."
    "Was?"
    "Ehrfurcht?" Kepler sah ihn grübelnd an. "Freude. Leben."
    "Und wenn es vorbei ist?"
    "Dann wieder nur die Le ere."
    " Wobei haben Sie sich sonst lebendig gefühlt? Haben Sie das überhaupt?"
    " Ja. Bei der Armee. Irgendwie."
    "Kameradschaft", erriet Winker. "Was werden Sie diesmal in Afrika machen?"
    "Als Bodyguard arbeiten."
    "Also ist für eine Knarre schon mal gesorgt", resümierte Winker und sah Kepler schief an. "Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie fühlen wollen? Ich bin es nämlich nicht." Er rieb sich nachdenklich das Kinn. "Sie sind davon überzeugt, dass der Weg, den Sie immer gegangen sind, der einzig richtige für Sie ist – und der einzig mögliche. Wenn Sie ihn wieder gehen, kommt das, was bei Ihnen auch immer das Äquivalent eines Gefühls ist, wahrscheinlich wieder zurück." Er schwieg kurz. "Ich finde diesen Weg wahnwitzig, aber das ist Ihre Entscheidung." Er machte wieder eine Pause. "Unabhängig davon denke ich, dass es für Sie tatsächlich besser ist, wenn Sie konsequent nichts fühlen." Er sah Kepler in die Augen. "Nur – das wird Sie schlussendlich vernichten. Sie sind jetzt schon kaputt. Ich bitte um Entschuldigung, aber das ist meine ehrliche Meinung."
    "Wegen ihr bin ich hier."
    "Es gibt aber anscheinend auch eine andere Möglichkeit", fuhr Winker munterer fort, als ob er Kepler begeistern wollte. "Suchen Sie eine Frau nach der Sie verrückt sind." Er lächelte. "Zu lieben könnte ein absoluter Ausweg sein. Aber dafür müssen Sie

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