Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Gefühle zulassen. Bemühen Sie sich um diese Gefühle und um die Frau selbst, trotz der Gefahr, verletzt zu werden. Nutzen Sie das Körperliche als Fundament und gehen Sie weiter, stehen Sie sich nicht selbst im Weg. Wenn es nicht funktioniert, ist es nicht so schlimm, als wenn Sie von vorne herein dichtmachen. Sie dürfen Fehler machen, nur nicht allzu große, okay."
"Soweit war ich schon selb st, aber es klappt nicht."
" Klar. Sie müssen das Lieben erst auch wieder lernen."
"Wie geht das denn bitte?"
" Hm... Erinnern Sie sich bitte an das erste Mal, als Sie verliebt waren."
"Es war Sarah ." Kepler lächelte. "Sie war für mich das Mädchen. Nicht, dass ich sie Jens ausspannen wollte, oder gar mit ihr ins Bett, das hätte ich nie gemacht. Aber sie war...", er suchte nach Worten, "sie ist mein Ideal." Er lächelte verlegen. "Sie ist es für mich auf eine besondere Art..."
" Sie ist Ihr Inbegriff der Frau", brachte Winker es auf den Punkt. "Weiter."
"Dann gab es eine, über die ich dachte, ich würde sie heiraten, aber damals fühlte es sich anders an..." Kepler verstummte. "Katrin... Sie war meine Sarah, die, die ich küssen konnte." Er schwieg wieder. "Und ich habe sie gehen lassen."
"Völlig idiotisch... Aber Sie können Ihr Glück immer noch in der Liebe fi nden." Winker sah Kepler in die Augen. "Und – der Glaube hilft." Er machte eine Pause. "Eigentlich ist er das Einzige, was immer und überall hilft."
"Sie meinen, an Gott?"
"Ja."
"Ich weiß . Ich habe schon vor langer Zeit angefangen zu beten."
" Nur das hilft auch."
"Danke , dass Sie Zeit für mich hatten." Kepler stand auf und reichte Winker die Hand. "Wenn Sie mal in Südafrika Urlaub machen wollen, sagen Sie bescheid." Winker nickte. "Ich lasse Ihnen eine Nachricht zukommen." Kepler lächelte. "Und jetzt muss ich los, ein Flugzeug erwischen."
Winker war Optimist. Kepler glaubte ihm alles was er gesagt hatte, er traute es sich selbst nur nicht zu, den Rat des Psychologen befolgen zu können. Seine Erfahrungen waren eindeutig. Mit Frauen war es schön, nur war er unfähig zu lieben. Vielleicht würde er es ändern können, aber wenn nicht, war es auch nicht mehr schlimm. Er glaubte nicht, dass es für ihn eine zweite Katrin geben könnte.
Kepler sah sich befreit um. In Afrika warteten seine Männer auf ihn. Von i hnen würde ihn nur ein Geschoss, das sein oder ihr Leben beendete, trennen können. Keine Worte, keine Gefühle und keine unerfüllte Erwartung.
Illusionen machte er sich keine. Deswegen ging er zu einem Notar und ließ ein Testament aufsetzen, in dem er seinen Neffen als seinen Erben bestimmte. Als er nach Hause zurückkehrte, war es erst kurz nach sieben Uhr abends. Trotzdem hatte ihn dieser Tag mehr erledigt, als ein Tagesmarsch im Dschungel.
Eins blieb noch, was er tun musste. Und jetzt hatte er die Ruhe dazu.
Am nächsten Tag kam per Einschreiben das Ticket nach Kapstadt. Das war wie eine Erlösung, und die Hochstimmung, die Kepler kurz verspürt hatte, als er Galemas Angebot angenommen hatte, kehrte zögernd, aber allmählich zurück.
D er Flug ging am Donnerstag. Er hatte noch einen Tag.
An diesem letzten Tag fühlte Kepler sich gut. Er war aufgestanden – und er hatte eine neue Chance.
40 . Seinen letzten Tag in Deutschland ging Kepler langsam an, bei dem was er tun wollte, war keine Eile angebracht. Er kaufte einen Strauß schlichter Wiesenblumen und fuhr nach Steinfurt zum Grab seiner Großmutter.
Er war bedächtig gelaufen, bedächtig gefahren, bedächtig ans Grab gegangen und ebenso bedächtig legte er die Blumen nieder. Er tat es bewusst so, damit er sich angemessen von Oma verabschieden konnte. Er blickte auf den schlichten Grabstein, atmete durch und sprach laut, damit er seine Gedanken fassen kon nte.
"Ich danke dir, Oma . Ich danke dir für alles, für deine Liebe, für deine Fürsorge und für deinen Glauben an mich. Ich bin nicht so geworden, wie du mich gern gehabt hättest, aber du hast mich trotzdem meinen eigenen Weg gehen lassen. Und du hast mich geliebt. Deine Liebe und deine Gebete haben mir alles bedeutet. Sie haben mich überleben lassen, dort in Afrika. Ich danke dir für dein Vermächtnis, und für Jens und für Sarah." Er atmete durch. "Und ich möchte dich bitten, dass du, und der Herr, dein Gott, auf uns alle aufpasst. Und auf Katrin. Lasst es ihr gutgehen, wo auch immer sie jetzt sein mag."
E r kniete nieder und holte ein Messer heraus. Behutsam schnitt er einen kleinen Würfel Erde aus
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