Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
hatte alle Angestellten in einer Reihe aufgestellt, sie einzeln vortreten und Kepler ihren Namen sagen und die Hand schütteln lassen, während er die jeweilige Anstellung nannte. Trotz, oder vielleicht wegen Galemas Anweisung, dass Kepler an seiner Statt agierte, fiel das Kennenlernen recht freundlich aus, wenn auch nicht gerade herzlich.
Rebecca gegenüber verhielten sich die Angestellten ganz anders. Galema ha tte tatsächlich weder gelogen noch angegeben. Kein Galema hat anscheinend je vergessen, wo er herkam, die Behauptung, dass wenn seine Familie schon Menschen in ihren Dienst stellte, sie sie praktisch aufnahm, stimmte. Rebecca nannte jeden Bediensteten beim Namen, sie sagten nur Miss zu ihr. Trotz der spürbaren Distanz zwischen ihr und diesen Menschen war es nahezu innig.
Dass die Köchin Sahi gegenüber unwillig wurde, als er einige Gewürze aus der Küche holen wollte, war klar. Aber auch Galemas Schwester wirkte abweisend, sie und Sahi sprachen einander knapp und sehr förmlich an.
Kepler verstand nicht warum, irgendetwas passte hier nicht zusammen. Wahrscheinlich war es, weil manche Menschen einfach keine Männer mit Waffen mochten. Auch wenn sie dank ihnen ruhig schlafen konnten.
Nachdem die Köchin Sahi trotz ihres Unmuts versorgt hatte, erschien sie auf der Schwelle des Salons und set zte Matis in Kenntnis, dass sie das Abendessen vorzubereiten hatte. Ohne seine Erlaubnis abzuwarten ging sie weg. Die anderen Angestellten warteten jedoch, bis Matis die Runde aufgelöst hatte. Er verabschiedete sich als letzter von Kepler und Rebecca.
"So, das hätten wir", sagte sie fast erleichtert nachdem der Butler gegangen war. "Dann fa hren wir jetzt los, ich zeige dir Kapstadt."
" Nein danke", erwiderte Kepler. "An einem anderen Tag nehme ich dein Angebot gerne an, aber heute nicht."
Rebecca wollte vehement protestieren.
" Ich will den Abend mit meinen Männern verbringen und ich werde diesen Abend bestimmt nicht gegen die Lichter von Kapstadt eintauschen", stellte Kepler unmissverständlich klar. "Ich habe sie ein Jahr nicht gesehen."
" Du bist ihr Offizier", sagte Rebecca versöhnlich. "Es gehört sich wohl so."
Das war die Einstellung, aufgrund derer Kepler Galema geglaubt hatte und nach Afrika gekommen war. Rebecca schien sie zu teilen.
"Danke für deine Einsicht", sagte Kepler. "Ich möchte dich um eine weitere bitten." Er machte eine Pause. "Vielleicht werde ich diese Männer in den Tod schicken müssen – für dich." Er sah Rebecca in die Augen. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten, sich zu schützen. Entweder vertraust du auf Gott, und zwar voll und ganz. Wenn du das nicht kannst, dann brauchst du eine Knarre. Da du zu fein bist, eine zu tragen, sind diese Männer für dich da. Sie sind Soldaten, keine Panzer. Du wirst diesen Männern vielleicht einmal dein Leben anvertrauen müssen. Also behandle sie bitte nicht von oben herab."
Rebecca blickte ihn verdattert an. Er drehte sich um und ging.
43. Die Sonne ging unter, als Kepler aus dem Haus ging. Er sah die schemenhaften Gestalten seiner Männer, die neben dem knisternden Feuer auf einem breiten Ring aus ausgebreiteten Decken saßen, und für einen Augenblick sah er nicht die Berge Südafrikas hinter ihnen, sondern den Dschungel Sudans.
Es war Rebecca, die ihn zurück in die Gegenwart holte. Sie kam ihm entgegen und lächelte ihn erhaben an, mit einer Spur Unsicherheit.
" Darf eine Frau an eurer Männerrunde teilnehmen?"
Kepler sah sie erst überrascht, dann argwöhnisch an. Aber ihre Frage war eine ernste Bitte, keine Selbsteinladung.
"Wieso?", wollte er trotzdem wissen.
"Du scheinst mich zu mögen", antwortete Rebecca kühl . "Vielleicht fangen deine Männer auch damit an. Sie imitieren dich nämlich absolut."
Kepler brauchte eine Sekunde. Dann verstand er, dass es seine Männer gewesen waren, die niemanden an sich heran ließen.
"Entschuldige bitte", sagte er betreten.
"Schon gut", erbarmte Rebecca sich leicht lächelnd. "Also?"
"Ja, komm mit", erwiderte Kepler. "Es ist nicht wie im Sudan üblich, aber wir sind auch nicht dort. Und meine Männer sind keine Idioten, es wird ein guter alter deutscher Grillabend auf sudanesische Art werden", begann er in Vorfreude, als sie losgingen. "Es gibt Ful, das sudanesische Nationalgericht. Das sind gekochte Bohnen und Tomaten, dazu Käse und Kichererbsen. Es wird mit Brot statt Gabel gegessen, benutze nur die rechte Hand. Dann gibt es noch Schischkebab, das ist Lammspieß. Und es gibt Merisa."
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