Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Galema hatte nicht gelogen in Bezug auf die Menschen, die für ihn arbeiteten, Kepler hatte die Bestätigung dessen auf der Ranch bekommen. Innerhalb weniger Tage hatte er auch mitbekommen, dass Mauto und Rebecca darauf bedacht waren, bei Verkauf ihrer Unternehmen zuerst an ihre Angestellten zu denken, und danach an den Profit.
Noch mehr Respekt vor den Geschwistern hatte Kepler aufgrund einer anderen Tatsache. Davids Sturheit war einer der Hauptgründe für den Herzinfarkt und den zu frühen Tod ihres Vaters, und ihre Mutter war nur ein Jahr später gestorben, sie hatte ohne ihren Mann den Lebenswillen verloren. David fühlte sich seitdem schuldig und hatte auch den letzten Kontakt zu seinen Brüdern und seiner Schwester abgebrochen. Sie hatten es akzeptiert. Aber jetzt wollten sie einen Weg aus diesem Dilemma finden, um wieder eine Familie zu sein.
Kepler hatte Jens gegenüber dasselbe gewollt, es aber nicht gekonnt. Es hatte ihm wohl nicht stark genug wehgetan und er hatte seinen Bruder einfach gehen lassen, anstatt ihn zu verstehen zu versuchen. Mauto und Rebecca besaßen im Gegensatz zu ihm wahre innere Größe.
Er versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, obwohl Sarahs Verlust ihn sehr schmerzte. Davon lenkte er sich ab, indem er ixiXhosa zu lernen begann, die Sprache der Xhosa war seit dem Ende der Apartheid eine der elf Amtssprachen Südafrikas. Kepler hatte einige Erfahrungen mit Bantusprachen, aber wie seinerzeit Swahili, fiel ihm auch ixiXhosa schwer. Buschsprachen verwendeten sehr viele Schnalzlaute und im Xhosa hatte jeder der drei Grundschnalzlaute sechs Spielarten. Hinzu kam, dass die Tonhöhe bedeutungsunterscheidend war und dass es mehr Genera als nur männlich, weiblich und sächlich gab. Es gab Klassen für Wortgruppen, beispielsweise für Menschen, Verwandte, Tiere, Pflanzen, Gegenstände, abstrakte Konzepte und noch viele andere.
Matis konnte sich trotz der ihm eigenen eisernen Selbstbeherrschung nicht immer einen L acher verkneifen, wenn Kepler mit einem falschen Schnalzer den Sinn eines Satzes völlig verdrehte. Kepler gab sich bald damit zufrieden, Xhosa halbwegs zu verstehen. Es sprechen zu lernen nahm er sich vor, wenn seine anderen Verpflichtungen ihm mehr Zeit ließen.
4 7. In den letzten dreieinhalb Wochen hatte Kepler mehr getan, als in dem knappen Jahr in Deutschland seit der Rückkehr aus Sudan. Vielleicht war es zuviel gewesen, schließlich wollte Galema sich nur auf eine Teeplantage zurückziehen. Aber wie Kepler es Matis gesagt hatte, er gab lieber eine Million aus und hatte nichts davon, als sich irgendwann einmal zu fragen, warum man ein paar Tausender nicht ausgegeben hatte.
Eines Abends grübelte er in seinem Büro darüber, ob er wirklich alles erledigt hatte. Er entschied, dass ihm ein Gerät zum Aufspüren von Mikrofonen fehlte, und machte sich auf den Weg zu Matis, um sich diese Anschaffung von dem Bewahrer des Galemschen Scheckbuches genehmigen zu lassen.
Kepler ging durch die leeren Korridore . Er sah Soraja, die auf dem Weg ins Zimmer war, in dem nur ein monumentaler Spielcomputer stand, Galemas etwas seltsamer Tribut an die Erkenntnisse nach dem Herzinfarkt. Soraja tat, als ob sie Kepler nicht gesehen hätte und verschwand mit ihrem Putzwagen hinter der Tür.
Eigentlich brauchte Kepler nicht zu bitten, Matis hatte ihm se lbst gesagt, er sei die Nummer Zwei hier, aber Kepler wollte es sich mit dem Butler nicht verderben und höflich bleiben. Er stellte sich Matis' Mine vor, wenn der wieder einen Scheck unterschreiben musste, und überlegte sich einige weitere Argumente.
Der Butler hatte seine Wohnräume im linken Flügel der Villa, neben ihnen befand sich sein Büro. Dessen Tür stand etwa zwanzig Zentimeter weit offen. Kepler blieb erstaunt vor ihr stehen, als er Galemas Stimme hörte.
"So viel?", fragte sein Chef gerade.
"Ja, Sir", antwortete Matis mit Bedauern.
Durch den Spalt sah Kepler, dass der Butler vor einem Bildschirm mit Webkamera saß. Matis telefonierte gerade mit Galema über das Internet.
"Mach dir keinen Kopf darüber", sagte der gerade, "wir haben genug."
"Aber Sir", entgegnete Matis, "das sind fürchterliche Beträge. Wenn er so we itermacht, sind wir schnell bei einer halben Million Dollar."
"Bin ich es dir nicht wert ?", wollte Galema wissen.
"Gewiss, Sir", erwiderte Matis distanziert. "Aber ich finde es übertrieben. Sie sind immer im Hintergrund geblieben und jetzt gehen Sie bald in Rente, Sir. Ich verstehe Ihre Sorge wegen Ihrer
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