Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
das Kepler sich entschieden hatte, arbeitete mit 128-Bit-Verschlüsselung. Dieselbe Verschlüsselungsrate hatten die Funkgeräte, die Kepler ebenfalls bei Lifeguard kaufte. Zusätzlich zu der Verschlüsselung arbeitete das Funksystem mit Frequenzmodulation, dabei wurde durch das übertragene Signal dessen Trägerfrequenz verändert, was einen höheren Dynamikumfang ermöglichte und weniger störanfällig war. Als Tonabnehmer diente ein Kehlkopfmikrophon, zur Tonwiedergabe ein winziger Ohrhörer, beides in unauffälligen Hautfarben. Kepler kaufte zwei Ausführungen für weiße und zehn für schwarze Benutzer. Das Funkgerät selbst konnte man am Gürtel oder in einer Tasche tragen, das Headset kommunizierte damit im DECT-Verfahren drahtloser Signalübertragung, mit denselben Sicherheitsstandards wie sie für die Kommunikation zwischen Funkgeräten galten.
N achdem Kepler zurück war und Matis die Rechnung für seine Einkäufe präsentiert hatte, verbrachte er einen ganzen Tag damit, dem Butler den wilden Blick aus den Augen zu reden. Er erläuterte penibel jeden Punkt und erklärte warum es nötig war und so viel kosten musste.
Das Argument, das in seinen eigenen Augen gar keines war, nämlich der Status von Mister Galema, überzeugte Matis schließlich, dass es genau so nötig gewesen war, und er überwies das Geld.
Eine Woche später wurden die Sachen mit einer Eskorte geliefert. Ngabe war nicht da, sondern wieder bei Rebecca. Die anderen drei fanden sich schleunigst mit beinahe heraushängenden Zungen im Büro ein.
Kepler ließ sie sich setzen, dann öffnete er den schmalen langen Koffer. Darin lag ein PSG1 mit Zubehör und zerlegtem Dreibein.
"Wir werden alle damit schießen", sagte Kepler sanft zu den Männern, unter denen sofort ein ziemlicher Aufruhr entstand. "Aber weil Budi früher Scharfschütze war, wird er es jetzt wieder, es ist seine Hauptwaffe."
Budis breites Grinsen, sein unwillkürliches Zucken nach dem Gewehr und der wohlwollende Neid in den Augen der anderen amüsierten Kepler. Er schloss den Koffer, machte aber keine Anstalten, ihn Budi zuzuschieben.
Stattdessen warf er jedem seiner Untergebenen eine viel kleinere Kiste zu. Wie kleine Kinder die Verpackung vom Weihnachtsgeschenk, rissen die Männer das neutrale, gelblich schimmernde Papier, das bei Berührung leicht knisterte, von den Kisten, öffneten sie und holten die schwarzen Hartplastikkoffer heraus. Die Männer öffneten sie und blicken dann überrascht von den kleinen Pistolen in ihren Händen zu Kepler.
"Sieht aus wie Ihre, Sir, nur heiß gewaschen", ä ußerte Sahi sich. "Niedlich."
" Glock Sechsundzwanzig subkompakt, Kaliber neun mal neunzehn Millimeter, zehn Schuss im Magazin. Es sind Backupwaffen. Ihr könnt sie am Knöchel oder sonst irgendwie tragen." Kepler ließ den Männern in diesem Punkt bewusst die freie Wahl. "Aber verborgen bitte. Zwei Ersatzmagazine und ein Halfter müssten für jeden dabei sein."
Nachdem er die Maschinenpistolen verteilt hatte, konnte er die Männer kaum noch im Zaum halten. Aber ihm selbst ging es nicht anders, und so verbrachten sie gemeinsam den Rest des Tages damit, ihren Schießplatz mit Hülsen der Neunmillimetermunition zu bedecken.
Der entnervte Matis musste daraufhin e ine weitere Kiste Parabellummunition und vorsorglich neue Schalldämpfer für die Pistolen bezahlen. Er tat es, nachdem er Kepler das Versprechen abgenommen hatte, dass die nächste Kiste nicht so schnell fällig sein würde.
Kepler reduzierte das Schießtraining auf je drei M agazine pro Pistole und MP pro Tag. Einen Tag brauchten er und seine Männer um die Funkgeräte beherrschen zu lernen. Danach erhöhte er das Pensum bei dem körperlichen Training.
Trotz seines Großeinkaufs fühlte er sich nicht entspannt. Die innere Unruhe, die durch diese Tätigkeiten unterdrückt wurde, kam wieder hoch. Er war einer der besten Scharfschützen überhaupt, das stellte er mit dem PSG immer wieder unter Beweis. Er war ein fähiger Aufklärer, guter Ausbilder und kein schlechter Kommandeur, zumindest von einer kleinen Einheit. Er konnte jede Lage gut einschätzen und er hatte die Fähigkeiten eines guten Taktikers.
Vom Personenschutz hatte er kaum Ahnung. Er hatte diesen Job angenommen einfach um nicht durchzudrehen. Nun musste er sich eingestehen, dass er zu genau diesem Zweck sehr viel mehr tun musste.
Beim KSK hatte er trainiert , Geiselbefreiungen durchzuführen, das schloss den unmittelbaren Schutz von Personen nicht mit ein.
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