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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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sich um und sagte etwas. Kepler sah noch, wie der Riese, der neben ihm saß, weit ausholte, den Schlag bekam er nicht mehr mit.
    Es war nicht die frische Luft, die Kepler wach machte, sondern die Äquiv alenz des Schmerzes, die daraus resultierte, dass seine Arme brutal verdreht wurden, damit er sich nicht wehren konnte. Er wurde aus dem Auto gezerrt, einige Meter geschleift und fallengelassen. Er blieb zusammengesunken sitzen und schüttelte sich im Versuch, klarer zu denken. Wie durch eine Wand drang zu ihm die Erkenntnis durch, dass nicht nur seine Hände gefesselt waren, sondern auch die Knöchel. Und dass er die Glock nicht spürte, auch nicht die kleine. Dann ließ die Wirkung der frischen Luft allmählich nach, die Droge übermannte ihn wieder und er fiel seitlich mit dem Gesicht in den Staub.
    Vielleicht hatte Kepler zehn Minuten so gelegen, oder zwei Stunden, bevor er wieder die Augen öffnen konnte. Ihm war fürchterlich übel, aber er biss die Zähne zusammen und öffnete die Augen. Sein Blick war jetzt schärfer und er konnte klarer denken. Er lag auf heißem Boden neben einem Felsbrocken. Der blaue Himmel erstreckte sich unendlich weit in jede Richtung, bis er am Horizont mit der Erde verschmolz. Vor sich sah Kepler den SUV. Der Wagen war hoch genug, damit er unter ihm sehen konnte, dass die beiden Männer, die ihn überwältigt hatten, eine Grube aushoben. Es musste einiges an Zeit vergangen sein, sie standen schon ziemlich tief in der Erde. Kepler drehte den Kopf.
    Auf dem Felsen neben ihm saß der Verkäufer. Kepler fokussierte den Blick auf ihn. Der Mann hielt seine Kreditkarte in der Hand und blickte gelangweilt in die Weite. Dann sah er Kepler an und hämische Freude, gemischt mit leicht beeindruckter Verblüffung, machte sich in seinem Gesicht breit.
    "Du bist ja wieder da", sagte er. "Ich dachte, ich wü rde länger warten müssen."
    Kepler fragte nicht, worauf, er hatte keine Kraft dazu.
    "Ich brauche die Zugangsdaten deiner Kreditkarte", erklärte der Verkäufer ihm sachlich, "Je schneller ich sie habe, desto schneller kannst du nach Hause."
    Kepler schloss bitter belustigt die Augen. Er hatte einiges überlebt. Aber irgendwann war das Glück aufgebraucht und jetzt belog ihn ein Krimineller, während zwei andere ein Grab für ihn buddelten. Und das wegen Geld. Eine träge Gleichgültigkeit befiel Kepler. Er hatte keine Lust, die Augen wieder zu öffnen.
    "Ich gebe dir das Passwort nicht", sagte er endgültig und atmete ruhig durch.
    Seinem Mörder wurde wohl klar, dass er ihm nie die Genugtuung geben würde, um sein Leben zu betteln. Er hörte den Verkäufer vom Felsen klettern, dann wie ein Revolver gespannt wurde.
    Ein paar Augenblicke noch, dann wird alles vorbei sein. Und er frei.
    "Du wirst mir das Passwort schon sagen ", hörte er dumpf die Drohung. "Oder ich schieße dir die Kniescheiben raus. Fürs Erste."
    Kepler lachte fast. So wie die Droge die Indolenz verstärkt hatte, würde er nicht einmal spüren, wenn der Typ ihm die Beine absägen würde.
    Dann sah er d ie Gesichter seiner toten Männer vor sich, dann die der vier lebenden. Dann sah er das winzige Gesicht von Thembeka. Er riss die Augen auf.
    Kepler zog die Beine an und kämpfte sich auf die Knie. Ihm wurde übel, vor seinen Augen war es wieder schwarz. Er schloss sie, atmete tief ein und hielt die Luft an. Nachdem er sich taumelnd aufgerichtet hatte, spürte er im Gesicht den warmen Wind Afrikas, der eine seltsame Verheißung mit sich trug. Kepler öffnete die Augen. Er sah alles doppelt und verschwommen und sackte zusammen.
    Der Verkäufer baute sich vor ihm auf und sah abfällig auf ihn herab.
    "Na, willst du jetzt vernünftig reden?", erkundigte er sich ätzend.
    " Ja. Gleich", krächzte Kepler.
    Sein Kopf dröhnte, er hörte sein Blut do nnernd in den Ohren rauschen, sonst nichts. Er sog die Lungen mit frischer Luft voll, biss die Zähne zusammen und sammelte sich. Dann warf er seinen Körper in einer bemitleidenswert verzweifelten Anstrengung hoch und schlug mit dem Kopf zu.
    Trotz des beeinträchtigten Sehens hatte er die Entfernung halbwegs korrekt eingeschätzt. Sein e Stirn erwischte den Verkäufer direkt auf der Nasenwurzel, er spürte, wie die Nase des Mannes brach. Die Physik machte den Rest und die Wucht des Sprunges schleuderte Kepler und den Verkäufer zu Boden. Keplers Reflexe funktionierten wieder halbwegs, er rollte sich vom Verkäufer herunter, kam auf den Knien in Höhe seiner Brust auf und schwang den

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