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Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)

Titel: Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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Zunge war schon angeschwollen und der Durst ließ ihn diese Entscheidung sogleich bereuen, so vernünftig sie auch gewesen war. Kepler war drauf und dran, wenigstens eine Dose zu holen. Dann stieß er im Handschuhfach auf eine halbvolle PET-Flasche mit Wasser. Sie war sogar gekühlt. Kepler trank die Flüssigkeit in einem Zug aus. Es belebte ihn etwas, aber es war zu wenig, sein Hals fühlte sich immer noch wie Schmirgelpapier an. Auch der Durst blieb, Keplers Elektrolythaushalt war gestört. Aber jetzt war er fähig, das Bier nicht anzurühren, als er die Dosen holte, weil seine Fingerabdrücke darauf waren. Er legte sie in den Kofferraum und zog das Jackett aus. Aus dessen Futter schnitt er zwei lange Streifen aus. Er wickelte sie um seine Handgelenke und zog das Jackett wieder an. Dann stieg er ein und fuhr den Reifenspuren folgend nach Süden.
    Er brauchte einige Zeit , um sich zu orientieren. Schließlich wurde ihm klar, dass er sich nicht weit von Kapstadt befand. Als er Flugzeuge im Anflug auf den Cape Town International sah, fuhr er in dieselbe Richtung, bis er nordwestlich des Flughafens auf die N2 kam. Er fuhr nach rechts in Richtung Kapstadt, obwohl er versucht war, entgegengesetzt zur Ranch zu fahren.
    Um nicht aufzufallen fuhr Kepler weder zu langsam noch zu schell. Mittlerweile ging es ihm gut, abgesehen vom quälenden Durst. Dennoch wollte er nicht anhalten, damit niemand ihn mit diesem Auto in Verbindung bringen konnte.
    Als es dämmerte, erreichte er Nyanga, eine der gefährlichsten Townships von Kapstadt. Sie war etwa sechsundzwanzig Kilometer vom Zentrum der Stadt entfernt. Kepler fuhr herum, bis er eine illegale Schenke sah. Früher wurde in den Shebeen auch Politik gegen die Apartheid gemacht. Heute nur gesoffen.
    Vor de r Kneipe standen junge Männer, die fleißig böse wirkten. Umständlich wendete Kepler direkt vor ihnen. Als er losfuhr, sah er im Spiegel, dass ein Mann etwas zu einem Jungen sagte, der neben ihm stand. Der Junge rannte dem Wagen nach. Kepler verließ die Township, hielt am Straßenrand an, stieg aus und lief weg. Wahrscheinlich führte nichts außer dem SUV von den Leichen zu ihm. Er überließ es Nyanga, diese Spur zu beseitigen.
    Er sah einen Graben neben der Straße, an dessen Rand einige spärliche Büsche wuchsen. Er sprang hinein, atmete durch, dann kroch er zum Grabenrand und lugte zwischen den Büschen hervor. Bald tauchte der Junge auf. Er besah den Wagen und lief weg. Fünf Minuten später erschienen die drei Halbstarken vom Shebeen. Sie gingen zum Auto, während sie sich umschauten. Am Wagen angekommen, warteten sie kurz, dann stiegen sie ein und rasten davon. Kepler atmete durch. Sie würden den Wagen verschwinden lassen, auf die eine oder andere Art, wahrscheinlich in Teilen. Er hoffte nur, dass die Typen clever genug waren, den Peilsender schnell lahm zu legen, falls das Auto mit einem ausgerüstet war.
    Blieb noch die Sache mit dem Wegkommen. Kepler sah sich um. Plötzlich dröhnte über ihm der Himmel. Er blickte hoch und sah ein Flugzeug, das sich mit ausgefahrenem Fahrwerk leicht in eine Kurve legte. Kepler verfolgte den Flug der Maschine, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war. Er orientierte sich an der Ausrichtung der Straße und legte sich rücklings hin.
    Er musste nicht sehr lange warten, bis es zu dämmern begann, aber die Zeit e rschien ihm endlos. Er wartete trotzdem bis es dunkel war, bevor er vorsichtig aus dem Graben kroch. Die Township wurde nur spärlich beleuchtet, er befand sich schon außerhalb von ihr und konnte ungesehen verschwinden. Er drückte sich trotzdem in die Schatten der Bäume und der Straßenschilder, bis er die letzten Hütten von Nyanga nicht mehr sah.
    Als er neben der Straße in Richtung des Flughafens lief, spürte er die Droge wieder und brauchte einige Zeit, bis er den Rhythmus des Laufs fand. Dann gehorchten ihm die Beine besser und er stolperte nicht mehr über die eigenen Füße. Seine Atmung stabilisierte sich, nur der Durst quälte ihn immer mehr.
    Es war noch weit bis zum Flughafen, als die Dehydrierung und die Erschöpfung ihren Tribut einforderten. Kepler ignorierte es erst und lief taumelnd immer weiter, aber die Kräfte verließen ihn und er musste stehen bleiben. Nach drei Minuten zwang er sich wieder in Bewegung, kam aber nur schleppend voran.
    Dann hörte er ein Knattern und ein betagtes Mopped, das fürchterlich aus dem Auspuff qualmte, hielt neben ihm an. Der Fahrer war ein junger Kerl, der ähnlich

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