Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
Augenbrauen, ihre Lippen. Es war schön mit ihr. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Nach dem Film lotste Melissa sie zielstrebig zu einem Italiener vier Straßen weiter. Das Lokal war gut besucht, aber weil die meisten bei dem schönen Wetter draußen sitzen wollten, bekamen Melissa und Kepler sofort einen Tisch drinnen. Auf ihr Essen mussten sie allerdings lange warten. Sie unterhielten sich erst über den Film. Melissa hatte einen mit Herzschmerz ausgesucht, und Kepler zog darüber her. Melissa war zuerst entrüstet, ihr hatte der Film gefallen. Dann ließ sie Keplers Spott mit einem mildtätigen Blick über sich ergehen, ohne etwas dagegen einzuwenden. Das hatte ihm den Spaß an der Sache verdorben.
Kepler hatte keinen großen Hunger. Er freute sich über Melissas Appetit, der bedeutete, dass es ihr besser ging. Ihre Stimme klingt auch wieder gut, fiel ihm ein, dank Oma. Als sie mit ihren Pizzen fertig waren, wollte Melissa noch einen Cappuccino trinken. Sie winkte der Kellnerin und bestellte zwei Tassen.
"Dirk?", sagte sie , als die Frau weg war.
"Ja?"
"Wie lange kannst du bleiben?"
"Solange du willst."
Melissa redete nicht drumherum.
"Bis Mittwoch", sagte sie geradeheraus. "Ich habe einige Tage frei."
"Gern ."
"Gut, Schatz ."
Kepler sah sie ob der intimen Anrede erschrocken an.
"Was war das?"
"Was?"
"Was du eben gesagt hast."
Melissa versuchte, ihn unschuldig anzusehen.
"Ich habe gut gesagt..."
"Spiel nicht", sagte Kepler verärgert, dann sah er ihren erstaunten und verständnislosen Blick. "Wie hast du mich genannt?", fragte er ruhiger.
Melissa schwieg nervös. Kepler sah sie misstrauisch an.
"Hast du es nicht mal bemerkt?"
"Doch, habe ich", gab Melissa verlegen zu und versuchte, ihren Missmut zu verbergen. "Ich sage es nicht wieder, wenn du es nicht willst."
"Entschuldige", bat Kepler weicher. "Nur meine Mutter und meine Oma haben das zu mir gesagt. Das ist Jahre her."
Das Harte verschwand aus Melissas Blick, sie lächelte, während sie ihm in die Augen sah, und das verwirrte Kepler.
"Bring mich nach Hause, Dirk ."
E r fühlte ihre Wärme, so nah wie jetzt waren sie sich noch nie gewesen. Dann war es wieder vorbei. Er stand wortlos auf und ging zur Theke, Melissa wollte nicht auf die Kellnerin warten. Kepler beglich die Rechnung, nickte Melissa zu und sie verließen das Lokal. Melissa schmiegte ihre Schulter an seine, als sie zum Auto gingen. Sie schwiegen den ganzen Weg bis zu ihrer Wohnung.
Dort sollten sie nicht mehr schweigen, aber Kepler wusste nichts zu s agen.
"Ich muss zu Hause anrufen", fiel ihm ein. "Ich muss bescheid sagen, dass ich bei dir bleibe." Er zog sein Handy aus der Tasche. "Ah, der Akku ist leer."
Melissa zeigte auf das Telefon im Wohnzimmer.
" Telefonier damit. Ich gehe solange das hier ausziehen."
" Keine Kompromisse dabei bitte."
Melissa ging lächelnd weg. Kepler wählte Omas Telefonnummer. In der Leitung klackte es, dann kam das Rufzeichen.
Dran gegangen war Sarah, Oma fühlte sich wieder unwohl. Sarah beruhigte Kepler, mittlerweile ging es seiner Großmutter besser. Kepler bat sie, Oma auszurichten, dass die Suppe Wunder bewirkt hatte, wie immer, und bedankte sich dafür. Dabei hoffte er, dass Oma bei seiner Rückkehr darüber die Moralpredigt vergessen würde. Danach sagte er, dass er länger in Minden bleiben würde. Sarah freute sich hörbar über diese Nachricht.
"Es läuft also gut?", erkundigte sie sich.
"Melissa scheint mich richtig zu mögen", antwortete Kepler skeptisch.
" Tut sie auch bestimmt. Es ist nicht schwer, wir mögen dich ja auch."
"Ihr seid meine Familie, das ist eure Pflicht. Sie tut es warum auch immer."
"Dann vermassele es nicht ."
"Genau davor habe ich Angst ."
"Kleiner", seufzte seine Schwägerin , "du hast nie Angst. Vor gar nichts."
"Du verstehst nichts mehr davon, wie man jemandem Mut macht", gab Kepler unwirsch zurück. "Früher konntest du das besser."
"Du brauchst keine Angst zu haben ." Sarah klang nicht belehrend, sondern beruhigend. "Du musst Afrika loslassen, es war ein anderes Leben, jetzt musst du dieses hier leben. So sehe ich das."
Genau das glaubte Kepler nicht zu können. Zumindest nicht so, wie Sarah es meinte. Sie bemerkte seine Zweifel sofort.
"Hast du sie gern?" , wollte sie wissen.
"Ja."
"Dann sag ihr das."
"Einfach so? Wie?"
"Sag mir, dass du mich lieb hast", verlangte Sarah.
" Auch noch. Wieso?", murrte Kepler. "Ich habe es dir schon mal gesagt."
"Damals warst du zehn. Los jetzt!"
"Ich
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