Freiflug (Die Ratte des Warlords II) (German Edition)
und musterte ihn eingehend.
"Du siehst gut aus", meinte sie anerkennend. "Ich stehe auf Männer in Un iform", fügte sie herausfordernd hinzu.
"Dank e", gab Kepler zurück und musterte offen Julias nicht allzu langen Rock und ihre halbdurchsichtige Bluse ohne Ärmel. "Ich meinerseits stehe auf Frauen, die geschickt kaum etwas anhaben. Sieht sehr schön aus."
Julia errötete leicht und ha kte sich bei ihm ein, um es zu verbergen.
"Zeig mir eure Schule", bat sie.
Auf halbem Weg trafen sie Nico, der ihnen mit drei schmelzenden Eis am Stil entgegen eilte. Der Junge übernahm begeistert die Rolle des Guides, und führte seiner Mutter durch die Schule, während er immer wieder die Blicke auf ihren Arm warf, der in Keplers Ellenbeuge ruhte. Einmal nahm Julia ihn dort weg, um mit ihrem zerfließenden Eis fertig zu werden, und Nico schien sich erst dann wieder wohl zu fühlen, als sie sich erneut bei Kepler einhakte. Julia bemerkte das offenbar nicht, sie hörte ihrem Sohn lächelnd zu, der ihr begeistert die verschiedenen Übungsgeräte erklärte. Kepler fühlte sich immer mehr unwohl und war froh, als Jennifer kam und Nico um Hilfe bei irgendetwas bat.
"Nico sagte, das Bild im Cosmopolitan wäre von dir?", fragte Julia nachdem die Kinder weg waren.
Kepler nickte.
"Deswegen kamst du mir im Klub bekannt vor. Wo wurde es aufgenommen?"
"Sudan ."
"Erzählst du mir mal davon?"
"Wozu?", fragte Kepler unwillig.
"Nico ist ganz begeistert von dem Bild", antwortete Julia, "er hat sogar ein Poster davon machen lassen. Ich musste es bezahlen, deswegen will ich wissen, was ihn daran so fasziniert."
"Er ist ein Junge. Ihn fasziniert daran etwas anderes als dich."
"Ach?", machte Julia. "Ich finde das Bild sehr gut."
"Danke", erwiderte Kepler trocken.
"Bitte." Sie lächelte. "Real siehst du anders aus."
"In Wirklichkeit ist die Realität immer anders", maulte Kepler. "Außerdem, damals war ich jung."
" In natura siehst du besser aus", bescheinigte Julia ihm.
"Du hast begnadete Augen", lobte Kepler sie daraufhin leicht misstrauisch.
Nachdem die letzten Besucher weg waren, brauchte man fast drei Stunden, um aufzuräumen. Lange nach Mitternacht saßen die letzten Helfer in der Bar, wo Yoko den Erwachsenen Kaffee und Nico Limonade servierte.
Der Junge war bis zum Schluss geblieben, wahrscheinlich wollte er das Gefühl haben, dass er von den Erwachsenen geschätzt wurde. Und mit Sicherheit wollte er seiner Mutter zeigen, dass dem so war.
Kepler warf Daijiro einen Blick zu und deutete auf den Jungen, der erschöpft neben Julia am Tisch saß und verzweifelt mit dem Schlaf kämpfte. Daijiro verstand und zog vor, was er für den nächsten Unterrichtstag geplant hatte. Er ging zu Nico und bedankte sich förmlich für die Idee mit dem Fest. Nicos Müdigkeit verschwand wie weggeblasen, er blähte sich förmlich auf, wobei er versuchte, es nicht zu offensichtlich zu zeigen. Aber der Stolz in den Augen seiner Mutter machte es ihm unmöglich. Als Kepler nach Daijiros Rede einen Applaus anstimmte, flüchtete der Junge krebsrot in Julias Arme. Sie bedankte sich gerührt bei Daijiro und blickte zu Kepler.
Er tat so, als ob er es nicht sah . Ihm behagte die Tatsache nicht, dass sie Nicos Mutter war. Als alle aufbrachen, verschwand er durch den Seitenausgang.
26. Am Montag dankte Daijiro Nico vor allen anderen Schülern noch einmal herzlich für die Festidee und überreichte ihm als Dankeschön ein Übungsschwert. Danach wünschte er Kepler zu sprechen. Kepler ahnte, worum es gehen würde. Seufzend folgte er seinem Lehrer in dessen Büro.
Es ging ums Geld. Das Fest war ein voller Erfolg gewesen und hatte der Schule fast siebzig Neuanmeldungen beschert, wovon fünfzig vielleicht dauerhaft werden würden. Daijiro wollte einen Rückzahlungsplan aufstellen und brauchte die Summe. Kepler wollte ihn nicht schockieren, außerdem fühlte er sich in der Schule wohl, und das war mit Geld nicht aufzuwiegen. Genau das versuchte er eine halbe Stunde lang dem Schwertmeister zu erklären. Daijiros Stolz machte ihm aber unmöglich, das Geld einfach so anzunehmen. Kepler verstand das, er selbst wollte auch niemandem etwas schulden. Schließlich einigten sie sich darauf, dass Kepler von nun an stiller Teilhaber war. Daijiro wollte trotzdem die Höhe der Summe wissen, um eine entsprechende Dividende zu zahlen. Ohne den Betrag zu nennen, handelte Kepler seinen Gewinnanteil in Form von Orangensaft sein Leben lang an der Bar aus. Damit gab Daijiro sich
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